Doktoranden der Universität Jena veranstalten Workshop am 4./5.5.

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Der Philosoph Martin Heidegger hat von Politik nie viel gehalten, sich nach eigenem Bekunden nicht für politische Fragen interessiert und sein Werk davon stark distanziert. Dass er doch auch als politische Figur in Erinnerung bleibt, hängt nicht zuletzt mit seinem fragwürdigen Engagement für die NS-Diktatur in Deutschland zusammen.

Welche Impulse von ihm ausgehen, die – trotz aller Ablehnung – die politische Theorie beeinflussen könnten, ist vermutlich auch deshalb bis heute fast ausschließlich im Ausland diskutiert worden. Ein Workshop an der Friedrich-Schiller-Universität Jena holt die Auseinandersetzung jetzt auch in die deutsche Wissenschaftslandschaft. „Politische Theorie und das Denken Martin Heideggers – (Un)Möglichkeiten einer systematischen Anknüpfung“ lautet der Titel der öffentlichen Veranstaltung, während der am 4. und 5. Mai in den Rosensälen (Fürstengraben 27) etwa 40 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus ganz Deutschland über Heidegger diskutieren. „Zum einen war Heidegger einer Gegner der Demokratie“ sagt Paul Sörensen, Politikwissenschaftler von der Universität Jena, der gemeinsam mit seinem Kollegen Nikolai Münch die Tagung organisiert hat. „Zum anderen stellte er jedoch in vielen seiner Werke Fragen, die politikbezogen nicht unberechtigt sind.

Er spricht darin Probleme an, mit der die heutige Gesellschaft etwa in den Bereichen Ökologie oder Globalisierung konfrontiert ist.“ Ob Heideggers Ideen allerdings das Potential haben, um systematische Anknüpfungspunkte für die politische Theoriebildung zu liefern bzw. inwiefern sie helfen könnten, zeitgenössische Fragen und Probleme der politischen Philosophie zu klären oder zu einer Neufassung politischer Grundkategorien beizutragen, darüber herrscht Redebedarf. „In Nordamerika etwa oder in Frankreich stellt sich diese Frage nicht“, erklärt Sörensen. „Dort wird Heidegger in solchen Diskussionen schon seit Jahrzehnten aufgegriffen – etwa von Charles Taylor, dem derzeitigen Schillerprofessor der Universität Jena.“

Auch seine Anwesenheit sei ein Motivationsgrund für die Tagung. Beide Organisatoren promovieren derzeit im Rahmen der Doktorandenschule „Laboratorium Aufklärung“ der Universität Jena. „Zwar steht Heidegger nicht im Zentrum unserer Arbeiten, aber im Laufe des Prozesses sind wir ihm immer wieder begegnet“, erzählt der Politikwissenschaftler Sörensen. „Deshalb waren wir einerseits interessiert daran, mit Experten über das zu sprechen, andererseits war es aber auch eine wichtige Erfahrung einen solchen Workshop von der Idee bis zur Umsetzung zu begleiten.“

Kontakt: Nikolai Münch / Paul Sörensen Doktorandenschule „Laboratorium Aufklärung“ der Universität Jena Bachstraße 18k, 07743 Jena Tel.: 03641 / 944974 E-Mail: nikolai-wolfram.muench@uni-jena.de, paul.soerensen@uni-jena.de