Engagierte Thüringerin beweist sich im harten Radsport-Geschäft

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Im Geburtstagskalender der deutschen Radsportler folgt Vera Hohlfeld gleich dem großen „Täve“ Schur und es scheint, als wurde dies zu einem guten Omen für die sportliche Entwicklung der gebürtigen Erfurterin. Beide trennen ab kommenden Donnerstag immerhin 41 Lebensjahre, aber der Radsport ist für beide, wenngleich auch unter völlig anderen Bedingungen, zu einer großen und erfolgreichen Leidenschaft geworden.

Vera Hohlfeld hat 1986 das Rennrad für sich entdeckt und dann in den Farben des SC Turbine Erfurt jene Grundlagen dafür geschaffen, mit denen sie zunächst für die Nationalmannschaft der DDR und ab 1991 für die der Bundesrepublik zahlreiche internationale Einsätze absolvierte konnte. Im Anschluss sammelte sie als Profisportlerin zwischen 1997 und 2003 viele großartige Erfolge. In ihrer Siegerliste finden sich mehrere DDR-Meister-Titel auf Bahn und Straße, der Titel der Deutschen Meisterin im Einzelzeitfahren,  Etappensiege bei der Tour de France, der Tour de Suisse oder bei der Thüringenrundfahrt. Aber an der Spitze der langen Erfolgskette steht ein vierter Platz, illustriert von den fünf olympischen Ringen.

Wenn im Sommer dieses Jahres die britische Hauptstadt London die Sportlerinnen und Sportler zu den Olympischen Sommerspielen ruft, dann werden bei langjährigen Radsportfans auch Erinnerungen an die Spiele von Atlanta 1996 wach. Für das Olympische Straßenrennen der Frauen hatte sich Vera Hohlfeld einen Einzelstartplatz erkämpft und so ging sie ohne jede mannschaftliche Unterstützung in das 104 km lange Rennen. Am Ende triumphierte die 37jährige Französin Jeannie Longo-Ciprelli vor den zwei Verfolgerinnen Imelda Chiappa (ITA) und Clara Hughes (KAN). Vera Hohlfeld gelang es wenige Sekunden später im Spurt des großes Feldes um den vierten Platz einen ganz klaren Erfolg zu erringen und damit, zumindest was ein Olympisches Einzelrennen anbelangt, Radsportidol Gustav-Adolf Schur um einen Platz zu überflügeln. Sein bestes Resultat in einem olympischen Einzelrennen war ein fünfter Platz in Melbourne, vierzig Jahre zuvor.

Nach diesem Olympiarennen und bis dato acht erfolgreichen Jahren bei der Sportfördergruppe der Bundeswehr wechselte die Thüringerin nach Italien und startete im Acca Due – Team in eine erfolgreiche Profikarriere. Nach Deutschland kam sie dann 2002 zurück, als sie für die Equipe Nürnberger verpflichtet werden konnte. Aber schon nach einer Saison zog es sie wieder in ihre Wahlheimat Italien, wo sie ihr letztes Profijahr für Pasta Zara Lorena fuhr, ehe das Wettkampfrad seinen Platz am berühmten „Nagel“ fand.

Zwei Jahre später widmete sich Vera Hohlfeld einer anderen Seite des Radsports, sie übernahm die sportliche Leitung der Thüringenrundfahrt der Frauen, bei der sie einst als Gesamtzweite und vierfache Etappensiegerin sehr erfolgreich war. Im Jahre 2010 stand sie dann vor der Wahl auch die Gesamtleitung in die Hand zu nehmen, um den Bestand des internationalen Rennens für die Zukunft zu sichern. Inzwischen kann sie stolz bilanzieren, dass es eine gute Entscheidung war und sie mit einem sehr motivierten und engagierten Team das organisatorische und sportliche Niveau des Traditionsrennens weiterentwickeln konnte. Die Thüringenrundfahrt der Frauen ist international eine ausgezeichnete Adresse und dank zahlreicher Sponsoren wird dies auch im Juli 2012 wieder der Fall sein, wenn das Rennen im sächsischen Zwickau gestartet wird.

Parallel zum Erfolg der Frauen-Rundfahrt wollte Vera Hohlfeld in ihrer thüringischen Heimat ein Radsportteam aufbauen, dass vor allem jungen Rennfahrerinnen das Herantasten an die Herausforderungen des internationalen Radsports ermöglicht. Nach einigen Monaten der Vorbereitung ist es ihr mit einigen sehr engagierten Partnern gelungen, das maxx-solar biEHLER Cycling – Team an den Start der Saison 2012 zu schieben. Als Managerin sei ihr dafür und zum „40.“ alles Gute und viel Erfolg gewünscht.

Foto: Vera Hohlfeld (Equipe Nürnberger) bei der 15. Internationalen Thüringen Rundfahrt der Frauen 2002 (Foto: Roth)