Enthüllung der Informationstafel

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Dank der Förderung der Kulturstiftung Gotha im Jahre 2012 konnte die bei Schachtarbeiten in der Lucas-Cranach-Straße wiederentdecke Grabplatte – die 1896 beim Kanalbau für die Wasserkunst in zweiter Verwendung eingebaut worden war – gesichert, gereinigt und in der Toreinfahrt des Lucas-Cranach-Hauses am Hauptmarkt angebracht werden.

 

Die zahlreichen Schrift- und Figurenfragmente erhalten zahlreiche Informationen, die für den Betrachter allerdings schwer leserlich sind und unbedingt der Erklärung bedürfen. Die Ausführung der Informationstafel in Bild und Text wird dem Abhilfe schaffen und die Attraktivität entscheidend erhöhen. Dank umfangreicher archivarischer Untersuchungen konnten die ausführlichen Texte erstellt werden, die somit der interessierten Öffentlichkeit zugängig gemacht werden.

 

Der ursprüngliche Standort der Grabplatte war vermutlich der ehemalige Friedhof I vor dem Brühler Stadttor. Der gute Erhaltungszustand, Abmessung und Gewicht lassen auf eine Verwendung als Abdeckung einer Gruft im Inneren der Friedhofskirche, genannt Catharinenkirche, schließen. Nach dem Abbruch der Kirche im Jahr 1874 und der Schließung des Friedhofs wurden Steine und Grabplatten für andere Verwendungszwecke verkauft.

 

Umschrift der Grabplatte:

Hier ruhet im Herrn Christo Jesu Fraw Anna Dorothea Kötzschauin geborne Mattenburgin Hrn. Valentin Kötzschauen F. S. Küchenschreibers alhier Eheliche und fromme liebe Haußehre welche geboren den 19.Julii 1626 und ihren lieben Herrn ehelich den 27.Sept. 1642 in der Ehe erzeuget 4 Söhne und 4 Töchter eine […] bei gott ist von dieser Welt seelig abgeschieden den 10.Julii 1656 ihres Alters 30 Jahr.

 

(Bei der Verstorbenen handelt es sich um Anna Dorothea Kötzschau. Sie wurde am 19. Juli 1626 als Tochter des Wilhelm Mattenburg geboren und starb am 11. Juli 1656. Sie wurde also nur 30 Jahre alt, was für die damalige Zeit keine Seltenheit war. Ihr Elternhaus stand am Hauptmarkt. Mit 16 Jahren heiratete sie den fürstlich sächsischen Küchenschreiber Valentin Kötzschau(er) und gebar ihm 8 Kinder. Auf der Grabplatte sind links der Ehemann mit vier Söhnen und rechts Anna Kötzschau mit drei Töchtern abgebildet. Man kann daraus schlussfolgern, dass die Mutter bei der Geburt des 8. Kindes zu Tode gekommen ist.)

 

Die allegorische Darstellung des „Jüngsten Gerichts“ zeigt Jesus den Weltenrichter, der über die Verstorbenen richtet. Er weist links die Guten und Gottgläubigen zum ewigen Leben in das Himmelreich und rechts die Bösen und Ungläubigen in die Hölle. Die Personen und ein Höllenhund sind nur fragmentarisch erhalten. Ob sie durch Grabschändung oder anderweitig zerstört wurden, ist nicht mehr nachvollziehbar.