Erinnerungstafeln für Gebäude

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Häuser können viel erzählen, Geschichten von den Bauherren, von ihren Berufen, ihrer Frömmigkeit, Geschichten von Nutzern und Bewohnern oder von guten und schlechten Zeiten. Diese Geschichten prägen die Fassaden über Jahrhunderte und sie werden seit gut zehn Jahren mit zahlreichen Erinnerungstafeln an den Häusern unserer Stadt erzählt. Nun können sich die Bürger und die Touristen auf zwei weitere freuen.

Siebleber Straße 8 „Haus zur Engelsburg“

1787 war es Wohnort des Gründers des Illuminatenordens Adam Weishaupt und bis 1817 Thurn und Taxissches Postamt. 1826 wurde hier der berühmte Pianoforte-Fabrikant Carl Bechstein geboren. Pauline von Schelling, die Witwe des Philosophen Friedrich Wilhelm von Schelling und Tochter des Theaterdichters Friedrich Wilhelm Gotter starb in diesem Haus. Bis 1904, im Jahr der Fertigstellung der Synagoge in der Moßlerstraße, befand sich hier der Betsaal der Israelitischen Kultusgemeinde. Seit 1951 ist die Siebleber Straße 8 Gemeindezentrum der Evangelisch Freikirchlichen Gemeinde. Besonderer Dank geht an Thomas Löffel, Technische Dienstleistungen Sundhausen. Er hat sich bereit erklärt, die Tafel zu finanzieren. Seine Spendenbereitschaft kann Ansporn für Andere sein.

Hauptmarkt 9 „Haus zur Weintraube“

Nach dem großen Stadtbrand 1665 wurde das Haus gebaut und mit dem Psalmspruch 41 in barocker Kartuschenform versehen: „Gelobet sei der Herr, der Gott Israel von nun an bis in Ewigkeit. Amen“. Das verstand man damals als Bitte um Schutz gegen Feuer.

Bis 1927 befand sich auf der rechten Seite das Gasthaus „Zum Riesen“. Seit 1874 beherbergte bereits der linke Gebäudeteil ein Herrenbekleidungsgeschäft, das 1894 an Adalbert Stier verkauft wurde. Nach dessen Tod führte die Witwe Else durch die Vermählung mit Eduard Köhler das Geschäft bis 1922 weiter. Im Auftrag des Nachfolgers August Rexrodt erfolgte 1927 der große Umbau durch den Architekten Bruno Tamme, der zur gleichen Zeit auch beim Bau des „Schmalen Rains“ mitwirkte. Das Gebäude Hauptmarkt 9 erhielt damals sein heutiges Aussehen. Von 1933-1953 führte hier wiederum die Witwe Rexrodt das Geschäft weiter. Der Neffe Georg Herr übernahm und steuerte das Unternehmen durch die Nachkriegszeit, den Sozialismus und die wirtschaftlichen Veränderungen nach 1989. Mit 87 Jahren und stadtbekannt für seine Herrenbekleidung zog er sich zurück. Seit 2001 befindet sich am Ort wieder ein sehr schönes Modehaus. In diesem Jahr hat die Eigentümerin das Gebäude vorbildlich saniert und das traditionsreiche Gebäude wieder zum Schmuckstück gemacht.

Fliesenstudio Arnold