Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt lädt zum Vortrag von Jürgen Müller ein

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Über „‚Cazzon da mulo‘ – Überlegungen zu Sprach- und Bildwitz in Caravaggios ‚Junge von einer Eidechse gebissen‘“ spricht Prof. Dr. Prof. Dr. Jürgen Müller von der TU Dresden in seinem öffentlichen Vortrag am kommenden Donnerstag, 23. April, im Seminarraum des Forschungszentrums Gotha der Universität Erfurt. Beginn ist um 17.15 Uhr, der Eintritt ist frei. Alle Interessierten sind herzlich willkommen.

Anfang der 1590er-Jahre kommt Caravaggio nach Rom und findet im Kardinal del Monte seinen ersten Mäzen. Kurioserweise aber entstehen in dieser Zeit keine religiösen Historien, sondern Genredarstellungen. Dabei gehört das Gemälde „Junge von einer Eidechse gebissen“ zu den rätselhaftesten Bildern, wissen wir doch weder wann, noch für wen es geschaffen wurde. Vermutlich jedoch stellt es eines der frühesten Werke Caravaggios nach seiner Ankunft in Rom dar. Das Gemälde gehört in den größeren Kreis jener Bilder, denen in der Forschung eine homosexuelle Qualität zugesprochen wurde. Doch wie redet man im Bild über Homoerotik, ohne dass dies explizit würde? Wie macht man gar anzügliche Witze? Der Vortrag will herausarbeiten, dass Caravaggios Gemälde im Modus semantischer Latenz operiert. So gesehen besitzt er eine subversive Qualität: Alles wird angedeutet, nichts wird ausgesprochen. Der Vortrag wird aufzeigen, wie sich der Künstler im Bild einer Ästhetik des Serio ludere – des „ernsthaften Spielens“ – bedient.

Jürgen Müller ist Professor für Kunstgeschichte mit dem Schwerpunkt Neuzeit und Moderne am Institut für Kunst- und Musikwissenschaft der TU Dresden. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören besonders Malerei und Grafik des genannten Zeitraumes sowie die Film- und Fotogeschichte des 19. bis 21. Jahrhunderts.