Gastvortrag von Prof. Dr. Caspar Hirschi im Forschungszentrum Gotha der Uni Erfurt

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Über „Wissen durch Tribunale: Das Gericht als epistemische Instanz und methodische Referenz im 18. Jahrhundert“ spricht Prof. Dr. Caspar Hirschi (St. Gallen) am Dienstag, 14. Januar, im Seminarraum des Forschungszentrums Gotha der Universität Erfurt. Beginn ist um 18.15 Uhr, der Eintritt ist frei. Alle Interessierten sind herzlich willkommen.

In der Aufklärung wird die gelehrte Praxis der Kritik gern als ein Tribunal dargestellt, in dem die Figur des Kritikers entweder als Ankläger oder als Richter auftritt. Zunächst scheint die Metapher naheliegend, geht es doch im kritischen wie im gerichtlichen Verfahren um die Prüfung von Wahrheitsansprüchen durch einen Vergleich von unterschiedlichen Aussagen zu einem Untersuchungsgegenstand.

Bei genauerem Hinsehen jedoch weckt die Metapher uneinlösbare Erwartungen an eine epistemisch wie sozial klärende Wirkung der publizistischen Kritik. Der Vortrag wird diese Problematik in einem ersten Schritt auf der theoretischen Ebene diskutieren und sie in einem zweiten auf ein berühmtes praktisches Beispiel anwenden, in dem sich die publizistische Kritik direkt auf ein Gerichtsverfahren bezog: den Prozess gegen Jean Calas in Toulouse 1761/62. Dabei soll nicht nur Voltaire, sondern eine ganze Gruppe von kritischen Kommentatoren genauer betrachtet werden.

Prof. Dr. Caspar Hirschi hat seit 2012 den Lehrstuhl für Allgemeine Geschichte an der Universität St. Gallen (Schweiz) inne. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen die Geschichte und Theorie des Nationalismus, die frühneuzeitliche Gelehrtenkultur, die Organisation wissenschaftlicher Institutionen sowie die Rollen des Kritikers, Experten und Intellektuellen seit der Aufklärung.

H&H Makler