Gedenktafel erinnert an Unrecht

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Eine Gedenktafel zur Erinnerung an die Opfer der kommunistischen Gewaltherrschaft informiert seit vergangenen Samstag, 13. August, an der Kreismusikschule Louis Spohr in der Gothaer Helenenstraße über die Historie des Gebäudes. Das Haus beherbergte von 1964 bis 1989 die Kreisdienststelle des Staatssicherheitsdienstes der DDR.

Der Kreistag hatte im Frühjahr beschlossen, am authentischen Ort auf die einstige Nutzung hinzuweisen und die Leidtragenden von staatlicher Willkür und unrechtmäßiger Gewalt nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Zum 50. Jahrestag des Mauerbaus wurde die Tafel nun festlich eingeweiht.

„Wir holen heute nach, was längst hätte geschehen müssen“, sagte der Erste Beigeordnete Helmut Marx in seiner Laudatio. Er würdigte den Mut der engagierten Frauen und Männer, die am 4. Dezember 1989 die Dienststelle ohne Gewalt übernommen haben und dafür sorgten, dass „der Stasi-Schrecken fortan keine Heimstatt mehr hatte in Gotha.“ Neben zahlreichen Mitgliedern des Runden Tisches sowie Vertretern der Kreistagsfraktionen war ebenfalls Hildigund Neubert, die Landesbeauftragte des Freistaats Thüringen für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR, zur Enthüllung der Tafel gekommen.

Anlässlich des Mauerbau-Jahrestages warnte sie vor zunehmender Geschichtsklitterung: „Erklärungsversuche klingen nach Rechtfertigung. Fakt ist, die SED hat an der Grenze gemordet für den eigenen Machterhalt.“ Dass sich die Forderung „Schwerter zu Pflugscharen“, die in den 1980-er Jahren von den Regimegegnern erhoben wurde, einmal erfüllen würde in „Stasi-Zentralen zu Musikschulen“, hätte man sich seinerzeit nie träumen lassen, so Neubert. Geblieben sei aber nicht nur die Erinnerung an den friedlichen Umbruch 1989.

„Die Verbrechen haben Spuren hinterlassen“, verdeutlichte Hildigund Neubert. Darauf weise auch die Inschrift der Gedenktafel hin. Sie wurde vom Bildungsausschuss des Kreistags erarbeitet und zitiert bewusst den französischen Autor Victor Hugo aus dem Werk ‚Die Elenden’: „Freilassung ist keine Befreiung. Die Kerkerstrafe ist zu Ende, nicht die Verurteilung.“ Das Ende der „Inhaftierung des Volkes“ (Neubert) zu erleben, war nicht allen Andersdenkenden vergönnt. Der Schmerz sitzt noch tief, wie Manfred Wettstein vom Verein der Opfer des Stalinismus mit einer persönlichen Geste zeigte. Für seinen Arbeitskollegen Rainer Liebecke, der 1986 beim Fluchtversuch nahe Potsdam ertrank, steckte er eine Rose an die neue Gedenktafel.