Gothaer Delegation nach eindrucksvollem Besuch aus Äthiopien zurückgekehrt

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Die von Oberbürgermeister Knut Kreuch geleitete Gothaer Delegation ist nach einem fünftägigen Besuchsprogramm in Addis Abeba, Adwa und Axum aus Äthiopien zurückgekehrt. Gemeinsam mit dem Stadtoberhaupt waren die beiden Stadtratsmitglieder Sascha John und Peter Leisner, für die Wirtschaft Otto Eismann, für das Forschungszentrum der Universität Erfurt Prof. Iris Schröder und Manfred Weber, für die Evangelische Kirche Pfarrer Hanfried Victor, die Herzog-Ernst-Gesamtschule Direktorin Marion Kruspe, Carola Schüren von der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha  sowie Martina Grauel von der städtischen Wirtschaftsförderung und Schul- und Jugendamtsleiter Marco Brand unterwegs. Betreut wurde die Delegation von Prof. Dr. Wolbert Smidt.

 

In Addis Abeba war die 11-köpfige Gothaer Delegation am vergangenen Wochenende mit Vertretern der Deutschen Botschaft, des Auswärtigen Amtes, des Goetheinstitutes, und der Friedrich-Ebert-Stiftung zusammengetroffen. Am Sonntag schloss sich in der äthiopischen Hauptstadt eine herzliche Begegnung in der „German Church Shool“, der Partnerschule der Gothaer Herzog-Ernst-Gesamtschule und der evangelischen Kirchgemeinde, an. Marion Kruspe hielt dort einen Vortrag zum Thüringer Bildungssystem.

 

Bei der Ankunft in Adwa wurde die Gothaer Delegation am Sonntagnachmittag bei Temperaturen um 30°C besonders herzlich begrüßt. Ein mehrstündiger Straßenumzug mit vielen tanzenden Einwohnern wird den Gothaern noch lange in Erinnerung bleiben. Im Anschluss an diese außergewöhnliche und stimmungsvolle Begrüßung stand der Empfang bei Bürgermeister Kiday Atsbeha auf dem Programm, der den langen ersten Tag in Adwa abschloss.

 

Der Höhepunkt des Besuchsprogramms war zweifellos die Teilnahme an den Veranstaltungen des äthiopischen Nationalfeiertages. Dieser gedenkt am 2. März der „Schlacht von Adwa“ im Jahre 1896, als sich die äthiopischen Bürger gegen italienische Invasoren verteidigten und somit dem Land die Souveränität erhielten.

 

Am Morgen strömten die feierlich gekleideten Bewohner der Stadt auf einem Platz zusammen, wo sie, ergänzt vom Militär der Region, drei Stunden lang Vorführungen mit Tanz, Sport, Gedicht-rezitationen und Gesang erlebten. Der äthiopische Minister für Kultur und Tourismus, der Vizepräsident des Landes Tigray, der kommandierende General der Streitkräfte, der Bürgermeister der Stadt Adua und der Gothaer Oberbürgermeister hielten Ansprachen. Am Nachmittag besuchte die Gothaer Delegation eine Berufsschule der metall- und holzverarbeitenden Industrie, eine orthodoxe Schule, ein Waisenhaus, die evangelische Jesus-Church, das für 5.000 Schüler eingerichtete Lehrer-ausbildungsinstitut, die „Don Bosco – Bildungsstätte“ der Kirche und das Deutsche Archäologische Institut.

 

Am Dienstag stand ein sehr berührender Besuch des vor 80 Jahren erbauten städtischen Krankenhauses auf dem Programm. Dort sind zehn Ärzte und 75 Krankenschwestern beschäftigt. Es versorgt insgesamt 600.000 Menschen der gesamten Region und soll ausgebaut werden. Für die Delegationsteilnehmer war der Aufenthalt das wohl nachhaltigste Erlebnis, denn die von Hunger und Krankheiten gezeichneten Kinder und die schwierigen sanitären Bedingungen zeigten, wie dringend Hilfe benötigt wird. Ein deutsches Krankenhaus wird von der Stadt Adua als Pate gesucht.

 

Im Anschluss besuchten die Gothaer das in der Stadt ansässige Textilunternehmen „Alltex“. Hierbei handelt es sich um einen Staatsbetrieb, der über eigene Baumwollfelder und verschiedene Einrichtungen wie eine Wäscherei, Weberei, Spinnerei, Färberei und Bleicherei verfügt. Das Unternehmen wurde mit deutschen Mitteln errichtet und beschäftigt etwa 5.000 Menschen, die in drei Schichten arbeiten. Hauptauftraggeber sind afrikanische Uniformhersteller und die Handelskette Kick. Danach wurde eine Marmorfabrik, in der verschiedene Baustoffe von zahlreichen Beschäftigten gefertigt werden und die Yeha-Ausgrabungsstätte, eine alte Königsstadt, besucht.

 

Die Stadt Gotha findet sich in Adwa inzwischen zweimal verewigt. Zunächst wurde am Dienstagnachmittag ein mit Akazien, Eukalyptus und Kakteen bepflanzter Hang „Gotha-Park“ getauft. Schließlich erhielt die Verbindungsstraße zwischen dem alten und neuen Ortsteil der Stadt Adwa die Bezeichnung „Gotha Street“. Diese Straße überquert mit einer Brücke den Assem-Fluß, der erst wieder in der Regenzeit Wasser führen wird. Straße und Brücke sollen die Partnerschaft von Deutschland und Äthiopien symbolisieren. Die Weiterentwicklung der partnerschaftlichen Kontakte war dann auch Thema einer einstündigen Unterredung der Gothaer Delegation im Rathaus der Stadt Adwa.

 

Der Besuch des in Adwa befindlichen italienischen Konsulats, das auf dem Grundstück einer Schule mit 1.2000 Schülern liegt, war ebenfalls Bestandteil des umfangreichen Programms. Das beeindruckende, inzwischen leerstehende Gebäude, könnte nach Vorstellungen der Stadt Adwa perspektivisch zu einem „Gotha-Haus“ entwickelt werden.

 

Nach dem Besuch einer Messe lokaler Erzeugnisse wurden im Rahmen einer Podiumsdiskussion Vereinbarungen für die zukünftige Zusammenarbeit getroffen. So hat man sich u. a. darauf verständigt, dass ein Mitarbeiter der Stadt Adwa in diesem Jahr für vier Wochen in der Stadtverwaltung Gotha tätig wird, wo er Arbeitsgebiete und Abläufe in verschiedenen Ämtern kennenlernen soll. Die Unterstützung beim Aufbau einer modernen Verwaltung wird darüber hinaus ein wichtiges Thema der Zusammenarbeit der Stadt Gotha mit dem äthiopischen Adwa sein. Ein Gegenbesuch in Gotha ist zum Gothardusfest 2016 geplant.

 

Nach einem abschließenden Gespräch mit Bürgermeister Kiday Atsbeha verabschiedeten zahlreiche Vertreter der Stadt Adwa und der tigrayischen Regierung, unterstützt von einer 10-köpfigen Tanzgruppe, die Gothaer Delegation am Mittwochvormittag. Danach führte der Rückweg über Axum, wo vor dem Rückflug eine Stadtbesichtigung und der Besuch der heiligen Stätten auf dem Programm standen.