Impressionen einer Reise nach North Carolina

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Der Schüleraustausch der Städte Gotha in Thüringen und der amerikanischen Partnerstadt Gastonia in North Carolina ist in beiden Ländern ein mustergültiges Beispiel dafür, wie Städtepartnerschaft gelebt werden kann. Aus Anlass des 20-jährigen Bestehens der Freundschaft beider Städte weilte eine Delegation Gothas unter Leitung von Oberbürgermeister Knut Kreuch in der Zeit vom 18. bis 24. April 2013 in North Carolina.

Das Stadtoberhaupt wurde von Seiten des Stadtrates durch Kerstin Götze-Eismann, Martin Heinze, Wolfram Fuchs, Maximilian Fliedner, Matthias Stender sowie von Seiten der Stadtverwaltung durch Heike Duchrau und Birgit Müller-Carl begleitet. Die Einladung galt auch dem Städtepartnerschaftsverein Gotha-Gastonia und die Mitglieder des Partnerschaftsvereins Dr. Bettina Aschenbrenner, Monika Breitung, Michael Dehmel, Jürgen Frankenberg, Wiliam-Christian Negelen und Bettina Reißland zählten zu den Teilnehmern der Delegation aus Gotha.

Es schien, als hätte sich die Stadt Gastonia anlässlich des Besuches besonders festlich geschmückt. Nicht nur jedes Haus zeigte Flagge, sondern auch der Frühling verzauberte die Landschaft in eine grünende Oase, die nur durch die leuchtend rot und weiß blühenden Azaleensträucher in den Vorgärten und an den Straßenrändern weitere bunte Farbtupfer erhielt. Die Tradition, die Gäste aus den Partnerstädten in Gastfamilien aufzunehmen wurde auch in diesem Jahr fortgeführt. So erlebten die vierzehn Delegationsteilnehmer aus Gotha in zwölf Gastfamilien während ihres Aufenthaltes Gastfreundschaft und Herzlichkeit. Täglich begleitete eine Gastfamilie die Gäste während des gesamten Aufenthaltes,  fuhr sie zu den oft sehr entfernt liegenden Treffpunkten und versorgte sie mit allen Dingen des täglichen Lebens.

Das offizielle Besuchsprogramm begann am Freitag, dem 19. April 2013 mit einem Empfang durch Gastonias Bürgermeister John Bridgeman und City-Manager Ed Munn im Rathaus von Gastonia. Es war gleichzeitig das erste Zusammentreffen beider Stadtoberhäupter. Schon hier wurde deutlich, dass sich beide sehr gut verstehen. John Bridgemann stellte Gastonia als neue Wachstumsregion in der Nähe von Charlotte vor. Allein in den letzten Jahren hat sich die Einwohnerzahl von 60.000 auf 72.000 Menschen erhöht. Im Anschluss an den Empfang führte Alt-Bürgermeisterin Jenny Stultz die Delegation durch die Innenstadt von Gastonia,  die sich in den letzten sechs Jahren, seit dem ersten Besuch des Gothaer Oberbürgermeisters Knut Kreuch wesentlich verändert hatte. Die positive Entwicklung der Stadt beeindruckte die Gäste. So wurde ein altes Gefängnis zum Rathaus-Gebäude umgestaltet und dem langjährigen Bürgermeister James B. Garland gewidmet. Jenny Stultz hatte während ihrer Zeit als Bürgermeisterin das System des Gothaer Bürgerbüros für Gastonia aufgegriffen und hier erfolgreich integriert. Auch die Stadtmitte hat sich durch neue und restaurierte Bauwerke verändert. So entstand vor dem Rotary-Pavillon eine  Brunnenlandschaft, deren eingearbeitete Reliefs die alte und neue Geschichte Gastonias erzählen.

Deutschlands Honorarkonsul  Kurt Waldthausen bat an diesem Tage zum Mittagessen in  Nicks-Restaurant mitten in der Down Town von Gastonia. Hier konnte auch der Generalkonsul der BRD in Atlanta, Christoph Sander begrüßt werden und es fanden interessante Gespräche statt. Honorarkonsul Kurt Waldhausen hat sich speziell bei der  Wirtschaftsförderung der Region Gastonia große Verdienste erworben und zählt zu den glühenden Befürwortern des Schüleraustausches zwischen den Partnerstädten. Diesen bezeichnete er deutlich als mustergültig für die Partnerschaftsverbindungen zweier Städte. Er selbst stiftete mit seinem Unternehmen mehrfach Stipendien für diesen Austausch. Nach dem Treffen weilte die Delegation im nahegelegenen Städtchen Belmont. Hier führt John Bridgemans Ehefrau ein liebevoll eingerichtetes Antiquitätengeschäft, welches der Bürgermeister selbst seinen Gästen präsentierte.

Höhepunkt des ersten Besuchstages war  ein Gala-Empfang mit rund 130 Gästen im neu errichteten Gastonia-Conference-Center. Hierzu war die lokale Wirtschaft, insbesondere deutsche Unternehmen, geladen und gemeinsam mit Gästen aus Verwaltung und Industrie sowie Mitgliedern des Sister City Commitees und den Gastfamilien begingen die Teilnehmer das Jubiläum der Städtepartnerschaft. Das Orchester „The Stardusters“ von Ken Todd begleitete den Abend, durch den die drei ehemaligen Austauschschülerinnen Nicole Murphey, Stephanie Hinrichs und Hannah Anderson bravourös führten und dabei von den für ihren weiteren Lebensweg gewonnenen Prägungen sprachen, die sie durch ihre Aufenthalte in Gotha erhielten.

Der Chairman von Sister Cities, Kelly Morris, begrüßte die Gotaher Delegation, aber auch den General- und den Honorarkonsul der BRD sehr herzlich. Höhepunkt des Abens waren sicherlich die Ansprachen  der beiden Bürgermeister aus Gastonia und Gotha. Bewegend der Moment, als sich alle Gäste von den Plätzen erhoben, nachdem Oberbürgermeister Knut Kreuch mit den Worten „I am a Gastonier“ seine Rede beendete. Als Ehrengabe erhielt die Stadt Gotha ein Bild der ehemaligen Ausstauschschülerin Nicole Murphey, das die zwei Eingangsportale der Rathäuser beider Städte zeigt. Oberbürgermeister Knut Kreuch bedankte sich mit einem Modell des herzoglichen Museums für die Gotha-Galerie im Rathaus von Gastonia. Der Abend endete mit der Unterzeichnung einer Urkunde zur Bekräftigung der weiteren Freundschaft der Städte.

Schon sehr frühzeitig, um 7:30 Uhr begann der Samstagmorgen. Ganz Gastonia schien auf den Beinen zu sein, als sich Läufer und Geher zum „Run for Money“ trafen, einer alljährlich stattfindenden  Laufveranstaltung in der Innenstadt. Viele soziale Aktionen ranken sich um dieses Großereignis, dass alljährlich mehr als eine Million Dollar für gemeinnützige Projekte sammelt. Ein von Jenny Stultz gedichtetes Partnerschaftslied „muss i denn zum Städtele hinaus“ in Englisch und Deutsch wurde gemeinsam auf der Bühne am Rotarier-Pavillion gesungen. Der Auftritt der Gothaern und ihrer Gastgebern fand viel Beifall von den Besuchern der Veranstaltung.

Das Gastonia nicht nur am Katawa River sondern in einer großzügigen Seenlandschaft liegt erkannten die Gothaer Gäste während eines Besuches bei Bon Ned und Juta Carpenter. Deren Haus wurde direkt an einem dieser idyllischen Seen gebaut und liegt nicht weit von einem Kernkraftwerk entfernt.

Das Sonntagsprogramm war am Morgen den Kirchenbesuchen vorbehalten. Einige Gäste nutzen die Stunden auch um die Skyline von Charlotte zu besuchen. Charlotte ist heute einer der größten Finanzplätze weltweit und besitzt einen der größten amerikanischen Flughäfen. Seinen Namen verdankt die Stadt der mecklenburgischen Prinzessin Charlotte, Frau von King Georg III. von Großbritannien und damit Schwiegertochter der Gotaher Prinzessin Augusta von Wales.

Wie groß „Sister Citys“ ist konnten die Gothaer am Sonntagnachmittag sehen, denn für wenige Stunden waren alle Menschen der Region eingeladen, die mit Gotha in Verbindung stehen und standen. Viele kamen zum Rankin-See, einer in den letzten Jahren neu angelegten Wasseranlage mit zahlreichen Angeboten für Freizeitsportler. Am See begeisterten Musikanten mit einheimischer Musik aber auch bekannten Liedern in deutscher Sprache. Die talentierten Musiker aus Gotha und Gastonia hatten hierbei keine Mühe, die Songs gemeinsam zu spielen, da sie bereits 2011 zum Thüringentag in Gotha zusammen auf der Bühne standen.

Im Süden Nordamerikas ist der Name Saxe Gotha immer noch ein bekannter Begriff, obwohl nur von 1735 bis 1776 verwendet, steht der Name Saxe Gotha für das Gebiet um Lexington in der Nähe von Columbia in South Carolina. Einen kurzen Blick auf die alten Traditionen dieser Gegend konnten die Gothaer beim Besuch des Freilichtmuseums von Lexington werfen. Die Besichtigung des Museums stand am Montag auf dem Besuchsprogramm. König Georg II. von Großbritannien benannte 1735 die Region in South Carolina als Saxe Gotha zu Ehren der Hochzeit seines Sohnes Friedrich mit Augusta von Sachsen-Gotha. Im Zuge der Befreiungskriege erhielt die Region einen neuen Namen und erhielt die Bezeichnung des Schlachtortes Lexington. Die Gothaer waren sehr erstaunt, dass im Zentrum der Stadt eine Kirche noch heute den Namen Saxe Gotha trägt, wie eine große Hinweistafel an der Autobahn bereits verriet.

Wenn Ken Todd, der einst in Deutschland stationierte Soldat in sein Haus einlädt, dann gibt es einheimische Musik und selbst gebrautes deutsches Bier. So war es am Montagabend, wo die Musikanten um Ken Todd, verstärkt vom Gothaer Wim Negelen, gemeinsam musizierten. Im Dachgeschoss seines Freizeitgebäudes erinnert alles an die Zeit in Deutschland und bei einem Mix aus deutschen Schlagern und Country-Musik konnten alle die sehr guten Kontakte sehen und fühlen.  Kerstin Götze-Eismann und Maximilian Fliedner nahmen an diesem Tag nicht am Besuchsprogramm von Cister Cities teil, da sie ihre Gasteltern zu einem Besuch in die Hauptstadt Raleigh eingeladen hatten. Hier trafen die Stadträte aus Gotha mit Vertretern der Republikanischen Partei, unter anderem dem Gouverneur von North Carolina und dem Sprecher des Abgeordnetenhauses zusammen. Die Gasteltern Pat Smith (Kreisvorsitzende der Frauen-Republikaner in Gaston Country) und Dan Bumgardner (Abgeordneter der Republikaner im Parlament von North Carolina) ermöglichten diesen Besuch.

Das große Kompliment für die Vorbereitung und Durchführung des Städtepartnerschaftsaustausches gilt der langjährigen Bürgermeisterin Jenny Stultz. Mit ihr besprach der Oberbürgermeister Knut Kreuch im Beisein von Bürgermeister John Bridgeman und City-Manager Ed Munn am Dienstag während eines Besuches im Schiele-Museum die nächsten Schritte der Städtepartnerschaft. Für 2013 werden im Juni und Oktober Schülerdelegationen jeweils die Partnerländer besuchen. Oberbürgermeister Kreuch sprach eine Einladung zum Gothardusfest an fünf Kameraden der Gastonia-Feuerwehr aus. Sie werden am Jubiläum „150 Jahre Gothaer Feuerwehr“ teilnehmen können. Der Besuch einer Delegation des Stadtrates aus Gastonia in Gotha ist für August 2014 vorgesehen. Oberbürgermeister Kreuch wünschte sich den Aufbau einer naturkundlichen Ausstellung mit Stücken aus Gotha im Schiele-Museum, die Benennung einer „Gotha Street“ in Gastonia, einen Austausch von Baskettball-Mannschaften. Beide Seiten waren sich darüber einig, dass die Festlichkeiten zum „Silber-Jubiläum“ 2018 in Gotha stattfinden sollen.

Der anstrengende, aber auch mit gewaltigen Eindrücken und Freundschaftsbeweisen versehene Austausch endete mit einem Abend in der Old Mecklenburg Brewery in Charlotte und einem Abschieds-Mittagsmahl am 24. April, bevor die Gothaer ihr Flugzeug bestiegen, um am 25.04.2013, um 7.00 Uhr wieder pünktlich in Frankfurt zu landen. Natürlich durfte der Besuch nicht enden, ohne dass nicht am Dienstagmorgen Oberbürgermeister Knut Kreuch mit Lehrerin Hanna Anderson eine Schulstunde in der  Ashbrook High Scholl und Martin Heinze mit Lehrerin Sabine Rankin in der Hileten-Scool eine Unterrichtsstunde leiteten.

Fazit: Mehr als 800 Schülerinnen und Schüler beider Nationen besuchten in den letzten 20 Jahren die Partnerstädte, dutzende Familien erklärten sich zur gastfreundlichen Aufnahme bereit, engagierte Partnerschaftsvereine unter Leitung von Helga Kukulenz und Kelly Morris sind die Garanten für diese aktive Partnerschaft.

Knut Kreuch
Oberbürgermeister