Ironie als Lebenshaltung

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Als die Harald-Schmidt-Show noch lief, schieden sich die Geister an ihrem Namensgeber. Während er vielen als übler Zyniker galt, verehrten ihn andere als einen Meister der Ironie. Der Literaturwissenschaftler Dr. Jens Ewen von der Universität Jena gehört zur zweiten Kategorie: „Schmidt gehört ebenso wie der Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger zu den großen Ironikern unser Zeit.“ Weitere Protagonisten seien Popliteraten wie Christian Kracht oder Musiker wie Sven Regener und seine Band „Element of Crime“.

Prof. Dr. Dirk von Petersdorff und Dr. Ewen sprechen von „Konjunkturen der Ironie“, die sie für die Zeit um 1800 und um 2000 ausgemacht haben. Um diesem Phänomen auf die Spur zu kommen, laden die Literaturwissenschaftler vom 17. bis 19. September zu einer gleichnamigen interdisziplinären Tagung an die Friedrich-Schiller-Universität Jena ein. Die dreitägige Veranstaltung wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und der Ernst-Abbe-Stiftung finanziell gefördert. Jens Ewen sagt, die Ironie sei in Umbruchzeiten sowohl eine Redeform als auch eine Lebenshaltung. „Mit Ironie ließen und lassen sich die Gegensätze der Welt aushalten“, sagt von Petersdorff. Auslösendes Moment für die Blütezeit der Ironie um 1800 seien die gesellschaftlichen Erschütterungen im Zuge der Französischen Revolution gewesen, konstatiert Jens Ewen. Ein theoretisches Modell der Ironie entwickelten die Romantiker – besonders Friedrich Schlegel. Gewissermaßen in die Tat umgesetzt wurde es dann von Heinrich Heine in seinen Gedichten. 200 Jahre später sei eine ironisierende Lebenshaltung durch das Ende der Ideologien und den Zusammenbruch des kommunistischen Gesellschaftsmodells befördert worden. Während der Jenaer Tagung kommen neben Musikwissenschaftlern, Soziologen und Politologen auch Philosophen, Kunsthistoriker und Literaturwissenschaftler zu Wort. Gemeinsames Ziel wird es sein, die Konjunkturen der Ironie um 1800 und 2000 zu analysieren und sie besser zu verstehen, indem sie in einen systematischen Zusammenhang gebracht werden.

Zu den Höhepunkten der Tagung zählt der Abendvortrag am Mittwoch (17. September) um 18.00 Uhr. Prof. Dr. Manfred Frank aus Tübingen spricht im Senatssaal der Universität (Fürstengraben 1) über „Romantische Ironie als musikalisches Verfahren. Am Beispiel von Tieck, Brahms, Wagner und Weber.“ Gäste sind herzlich willkommen, der Eintritt ist frei.

Die Tagung selbst steht interessierten Gästen offen. Tagungsort ist der Senatssaal im Hauptgebäude der Universität (Fürstengraben 1).
Das Programm der Tagung im Internet: www.uni-jena.de/unijenamedia/Downloads/faculties/phil/germ_lit/Flyer+komplett+klein.pdf