Jenaer Abendvorlesung: Prävension beginnt im Mutterleib

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Jena (UKJ / me). Bereits vor der Geburt wird die spätere Entwicklung des Kindes geprägt. In der Zeit im Mutterleib entwickeln sich Organe, aber auch die Regulation von Körpersystemen.

„Ist die Versorgung im Mutterleib gestört, kann dies später zu Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus, Adipositas und Bluthochdruck führen. Man spricht von einer sogenannten fetalen Fehl-Programmierung“, sagt Prof. Dr. Ekkehard Schleußner, Direktor der Abteilung Geburtshilfe am Universitätsklinikum Jena (UKJ).

Unter dem Titel „An allem ist die Mutter schuld“ informiert er in der Jenaer Abendvorlesung am 27. November 2013 über störende Einflüsse auf das ungeborene Kind und wie sie verhindert werden können. Der Vortrag findet ab 19.00 Uhr  im Klinikum in Lobeda (Hörsaal 1) statt.

„Der Fetus passt sich an die Versorgung im Mutterleib an. Über- und Unterernährung haben oft Fehlentwicklungen und Störungen zur Folge. Rauchen und Stress sind weitere Faktoren, die sich negativ auswirken“, sagt der Geburtsmediziner.

Dadurch nehmen etwa Stoffwechselerkrankungen zu. Durch eine Überversorgung kann es zu Schwangerschaftsdiabetes kommen. „Bis zu fünf Prozent aller Schwangeren erkranken daran. Unbehandelt ist dieser gefährlich für Mutter und Kind. Das Risiko steigt, dass das Kind später an Diabetes Typ 2 erkrankt.

In den nächsten Jahren wird erwartet, dass die Zahl der Erkrankungen auf bis zu zehn Prozent wächst. Ein wesentlicher Grund für die Entwicklung eines Schwangerschaftsdiabetes ist ein ungesunder Lebensstil“, erklärt Schleußner.

Am UKJ begleitet das „Kompetenzzentrum für Diabetes und Schwangerschaft“ betroffene Frauen, wobei Geburtsmediziner und Diabetesexperten eng zusammenarbeiten. Prof. Schleußner: „Ein Diabetes-Screening und Ernährungsberatung helfen, dieser Erkrankung vorzubeugen.“

Bei übergewichtigen Neugeborenen steigt nicht nur das Risiko einer Diabeteserkrankung, sondern auch die Wahrscheinlichkeit an Adipositas zu erkranken. Neben Überversorgung stellt auch die Unterversorgung ein Problem dar. „Bis zu sieben Prozent der Kinder werden zu klein geboren, das heißt sie haben ein geringes Geburtsgewicht von unter 2500 Gramm am Entbindungstermin “, so Schleußner. Dies kann an einer Mangelernährung liegen. Hat der Mutterkuchen eine Funktionsstörung, kommt es ebenfalls zur Unterversorgung.

„Mit diesem Wissen kann bereits im Mutterleib Volkskrankheiten vorgebeugt werden“, betont Schleußner.

Bildzeile: Prof. Dr. Ekkehard Schleußner, Direktor der Abteilung Geburtshilfe am Universitätsklinikum Jena (Foto: UKJ)