Moderne Technik hilft Leben retten

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Neben schneller Hilfe und bestenfalls Leben retten erwartet die Notärzte an ihren vielfältigen Einsatzorten auch Schreibarbeit: Der Patientenzustand, die eingeleiteten Maßnahmen und der Einsatzverlauf müssen für die Weiterbehandlung und Abrechnung protokolliert werden.

Wurden diese Angaben bislang in Papierform auf zwei DIN-A4-Seiten mit drei Durchschlägen erfasst, steht den Notärzten im Landkreis Gotha nun ein neues, digitales System namens DANOA zur Verfügung. In einem Pilotprojekt mit dem Systemhaus Scheuschner GmbH aus Frankfurt/Oder fahren die beiden hiesigen Notarzt-Einsatzfahrzeuge seit wenigen Tagen mit speziellen Laptops an Bord.

Die robusten, weil für den Außeneinsatz konzipierten Rechner verfügen über eine Spezialsoftware, mit der die erforderlichen Daten für das Einsatzprotokoll einfach und schnell eingepflegt werden können. Das funktioniert wahlweise per Tastatur oder Stift über die Bildschirmoberfläche, wobei genau die gleichen Angaben abgefragt werden wie auf dem standardisierten Einsatzprotokoll in Papierform.

Für Landrat Konrad Gießmann ist dies ein deutschlandweit außergewöhnliches Projekt. Dank 100%iger Förderung über den Landkreis konnte die Anschaffung der beiden jeweils 4000 Euro teuren Geräte realisiert werden. „Der Landkreis ist verantwortlich dafür, dass die Notärzte schnell und unkompliziert vor Ort einsatzbereit sind. Hierfür sind der DRK, die Johanniter und Schmolke Leistungserbringer. Früher wurde auf solchen Einsätzen auf Doppelbögen mit dreifachem Durchschlag alles protokolliert. Heute werden die Daten elektronisch erfasst, gesendet und ausgewertet“ so Gießmann. Notärztin Dr. Dagmar Janson ergänzt: „Wir sind von der Arbeitserleichterung überzeugt. Die Dokumentation erfolgt schneller, sicherer und einfacher. Nach der Einarbeitung in dieses System werden wir weniger bürokratische Arbeit haben.“ Die Gothaer Amtsärztin Andrea Lein kennt die komplizierte Auswertung der bisherigen Bögen für statistische Zwecke: „Der dritte Durchschlag war für die Statistik kaum noch lesbar. Besonders nach Einsätzen bei Wind und Regen konnten wir die Daten nicht mehr zuverlässig erfassen. Martin Smudel ist Systemverwalter beim Landratsamt in Gotha und kennt die Vorteile der flexiblen Toughbooks: „In Zukunft können wir das Gerät dank möglicher Vernetzung der Rettungsleitstellen noch vielfältiger einsetzen. Die zuverlässige Verschlüsselung der Daten und die lückenlose rückverfolgbare Protokollierung sind für alle Beteiligten ein Gewinn. Das Gerät ist wasserfest und stoßsicher, dank langer Akkulaufzeit und einem Spannungswandler im Gerät und in der Leitstelle immer einsatzbereit.“ So wird die Patientenversorgung verbessert.

Grundlage für Qualitätsmanagement – Ausbaustufen geplant

„Die Vorteile des Systems werden vor allem langfristig zutage treten“, sagt Landrat Konrad Gießmann, der sich für die thüringenweit erste Einführung dieses Systems stark gemacht hat. Neben der erleichterten Eingabe der Daten bietet die Neuerung vor allem die Möglichkeit, aus allen angefallenen Einsatzprotokollen Analysen zu erstellen und verschiedene Rückschlüsse, etwa auf Behandlungs¬methoden oder verabreichte Medikamente, zu ziehen. Diese können als Grundlage für ein effektives Qualitätsmanagement dienen.

Weil parallel auch Schnittstellen zu Geräten wie dem Defibrillator oder dem EKG existieren, können über DANOA zudem weit mehr Informationen für die Weiterbehandlung registriert werden als bislang möglich. Das eröffnet weit reichende Perspektiven für die Patientenversorgung: „In einer künftigen Ausbaustufe kann das System per UMTS-Verbindung die erfassten Einsatzprotokolle auch an weiterbehandelnde Kliniken senden“, sagt Konrad Gießmann. Im Idealfall bedeutet das: Der behandelnde Notarzt schließt am Einsatzort das Protokoll ab und versendet es digital an die Klinik, die sich ein umfassendes Bild vom eintreffenden Patienten verschaffen und entsprechende Vorbereitungen treffen kann.

Zunächst sind die rund 40 vertraglich gebundenen Notärztinnen und Notärzte gefragt, sich mit dem System vertraut zu machen. Übergangsweise werden noch die papiernen Einsatzprotokolle weitergeführt. Verschiedene Anregungen der Kolleginnen und Kollegen hat das Systemhaus bereits vorab in die digitale Variante mit aufgenommen. So können beispielsweise sehr einfach und handlich auch verschiedene Protokolle im Laptop gleichzeitig geführt werden – was insbesondere bei Unfällen mit mehreren Verletzten den bürokratischen Aufwand in Grenzen hält.