Oettinger Rockets gewinnen gegen Baunach

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Auch wenn er es im Nachgang nicht ausdrücklich betont hat: Chris Ensminger ist gestern Abend mindestens ein kleiner Stein vom Herzen gefallen. Schließlich konnte er seit seinem Amtsantritt als Head Coach der Oettinger Rockets vor knapp drei Jahren noch keinen einzigen Sieg gegen die Baunach Young Pikes verbuchen. Selbst die allererste Begegnung seiner Trainer-Karriere, ein Testspiel gegen den damaligen Aufsteiger in die 2. Basketball-Bundesliga ProB im August 2013, hatten ihm die Oberfranken vermasselt; damals gab’s eine deutliche Niederlage (79:97) beim Farmteam der Brose Baskets Bamberg, mit denen „Ense“ zwischen 2001 und 2008 seine größten Erfolge als Spieler verbuchte.

Gestern nun fand diese schwarze Serie im wahren Wortsinn ein glückliches Ende: Denn im letzten Heimspiel der Hauptrunde besiegten die Rockets die Young Pikes mit 78:74 nach Verlängerung (30:33 / 67:67). Spielentscheidend war neben der tiefer besetzten Bank, einigen Big Shots in der Crunch-Time und dem höllischen Heimvorteil auch das berühmte Quäntchen Glück – an diesem Punkt waren sich die meisten Augenzeugen letztlich einig.

Folglich lagen Freud und Leid am Ende einer hart umkämpften Partie mit Playoff-Charakter eng beieinander. Während die Rockets in der gut gefüllten „Blauen Hölle“ einen knappen Erfolg feiern konnten, gab’s für die leidenschaftlich kämpfenden Gäste ein bitteres Déjà-vu: Wie bereits in der Vorwoche, als Spitzenreiter RASTA Vechta an den Rand einer Niederlage gebracht wurde (70:74), konnte der Tabellenneunte beim nächsten Top-Team einen greifbar nahen Sieg nicht dingfest machen, der im Kampf um die Playoffs so wichtig gewesen wäre.

Ungeachtet dessen verteidigten die Rockets mit diesem Sieg, mit dem sie den Heim-Rekord auf 13:2 ausbauen konnten (11:4 in der Saison 2014/2015), den dritten Rang in der Tabelle. Nunmehr haben sie es selbst in der Hand, auf welchem Platz sie die Hauptrunde beenden und gegen wen sie in der ersten Runde der Playoffs antreten. Die Rechnung ist simpel: Bleiben sie Tabellendritter, treffen sie auf die Gladiators Trier, die bereits als Tabellensechster feststehen. Würden sie noch auf Rang vier abrutschen, hieße der Auftaktgegner Hamburg Towers (5.). Die Entscheidung darüber fällt am letzten Spieltag der Hauptrunde im Thüringen-Derby beim Tabellenzweiten Science City Jena, der gestern ebenfalls einen glücklichen Sieg bei den Hanau White Wings (70:69) landen konnte.

Kein Wunder also, dass der Blick nach dem gestrigen Spieltag bereits voraus gerichtet wurde. Das wiederum war auch der Tatsache geschuldet, dass der Rückblick auf die Berg-und-Talfahrt gegen die Young Pikes nicht besonders ergiebig war. Denn nach schlechtem Start lagen die Rockets, die ohne Gerard Gomila antreten mussten, bereits kurz vor Ende des ersten Viertels zweistellig in Rückstand (8:18 / 8.); maßgeblichen Anteil am starken Start der Baunacher hatte Center Johannes Thiemann, der allein im ersten Abschnitt zwölf Punkte markierte und letztlich mit 29 Zählern (3 von 3 Dreiern) und zwölf Rebounds zum überragenden Spieler der gesamte Begegnung avancierte.

Im zweiten Viertel kämpften sich die Gothaer dann ins Spiel und verkürzten den Rückstand bis zur Pause auf drei Punkte (30:33). Dennoch lagen sie bis dahin kein einziges Mal in Führung.

Die zweite Halbzeit verlief ähnlich der ersten. Wieder erwischten die Gäste den besseren Start – nach einem schnellen 8:0-Lauf der Young Pikes lagen die Rockets abermals zweistellig in Rückstand (30:41 / 22.). Doch erneut kämpften sie sich eindrucksvoll zurück. Nach einem imposanten 11:0-Run inklusive drei Dreiern in 82 Sekunden lagen sie in der 26. Minute erstmals in Führung (45:44.). Eine große Aktie daran hatte Gothas Top-Scorer Carlton Guyton (18 Punkte), der allein in dieser wichtigen Phase des dritten Viertels zehn Punkte beisteuerte.

Im Anschluss lieferten sich beide Seiten einen offenen und weiterhin sehr intensiv geführten Schlagabtausch. Deshalb war der Ausgang der Partie bis in die Schlusssekunden des vierten Viertels und schließlich auch der Verlängerung offen. Wie bedingungslos beide Teams fighteten, wurde nicht zuletzt bei einem unglücklichen Zusammenprall zwischen Chris Razis und Malik Müller deutlich – danach musste der Gothaer benommen vom Feld.

Dennoch hatten die Rockets am Ende die Nase knapp vorne. Das lag auf der einen Seite daran, dass sie sich in der Overtime keinen Ballverlust leisteten und die wichtige Würfe trafen; auf der anderen Seite kassierte Baunachs überragender Mann, Johannes Thiemann, zu Beginn der Verlängerung sein fünftes Foul. Young-Pikes-Coach Fabian Fillmeter bezeichnete diese Szene im Nachgang nicht nur als Knackpunkt, sondern sprach davon, dass seiner Mannschaft „das Herz herausgerissen wurde“.

Derweil zollte Chris Ensminger den Gästen großen Respekt für eine bravouröse Leistung. Die Erleichterung über den glücklichen Sieg – und das Ende der schwarzen Serie gegen Baunach – war ihm dabei deutlich anzumerken: „Ich freue mich für meine Mannschaft und für unsere Fans, vor allem aber für Carlton Guyton: Das war das erste Spiel nach seiner Verletzung, in dem er wieder 100 Prozent abrufen und zeigen konnte, wie wichtig er für uns ist!“

Mit Blick auf den Abschluss der Hauptrunde ist „Scooties“ Comeback auf alle Fälle ein gutes Zeichen. Denn wie bereits geschrieben: Am nächsten Samstag kommt es zum Showdown in der ausverkauften Sparkassen-Arena in Jena. Dort hat Science City in der laufenden Serie noch kein einziges Spiel verloren; das Hinspiel in Gotha haben die Rockets mit 72:62 für sich entschieden.

Kurzum: Beste Vorzeichen für ein stimmungsvolles Derby, in dem alles möglich ist!

Oettinger Rockets Gotha – Baunach Young Pikes 78:74 nach Verlängerung (30:33 / 67:67)

Viertel: 14:25 / 16:8 (30:33) / 21:20 (51:53) / 16:14 (67:67)         Verlängerung: 11:7

Oettinger Rockets Gotha: Guyton (34:22 Minuten / 18 Punkte / 6 Assists / 4 Rebounds), Riewer (27:46 / 6 / 2 / 5), DiLeo (31:48 / 15 / 0 / 0), Razis (25:18 / 7 / 4 / 2), Durant (10:51 / 2 / 2 / 0), Lodders (4:05 / 0 / 1 / 1), Woods (15:08 / 2 / 0 / 3), Johnson (36:12 / 7 / 1 / 12), Lawson (18:27 / 8 / 2 / 3), Völler (21:03 / 13 / 0 / 8)

Baunach Young Pikes: Müller (24:35 Minuten / 5 Punkte / 1 Assist / 4 Rebounds), Dumars (3:35 / 0 / 0 / 1), Schmidt (38:22 / 12 / 2 / 2), Kulboka (20:03 / 3 / 0 / 0), Kratzer (31:32 / 7 / 2 / 9), Edwardsson (nicht eingesetzt), Obst (38:39 / 16 / 1 / 3), Taras (21:04 / 2 / 2 / 1), Dizdarevic (13:10 / 0 / 2 / 0), Thiemann (34:00 / 29 / 0 / 12), Fichtner (nicht eingesetzt)

Zweier Gotha: 22 von 41 (54 Prozent)
Zweier Baunach: 20 von 49 (41 Prozent)

Dreier Gotha: 7 von 21 (33 Prozent)
Dreier Baunach: 6 von 19 (32 Prozent)

Freiwürfe Gotha: 13 von 21 (62 Prozent)
Freiwürfe Baunach: 16 von 24 (67 Prozent)

Punkte von der Bank Gotha: 36
Punkte von der Bank Baunach: 8

Rebounds Gotha: 43 (11 Offense / 32 Defense)
Rebounds Baunach: 39 (13 / 26)

Assists Gotha: 18
Assists Baunach: 10

Ballverluste Gotha: 13
Ballverluste Baunach: 11

Ballgewinne Gotha: 2
Ballgewinne Baunach: 4

Zuschauer: 1799