Philosoph der Universität Jena in internationale Forschung eingebunden

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Die Sprache der Philosophen ist mitunter kompliziert und erfordert aufmerksames Lesen. Erschwerend kommt hinzu, dass Denker wie Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770-1831) zu ihrer Zeit Begriffe verwendet haben, die sich heute keineswegs auf den ersten Blick erschließen. Dennoch ist international seit einigen Jahren von einem Comeback seiner besonders in Jena zwischen 1801 und 1806 entwickelten Philosophie der Freiheit die Rede.

Als ehrgeiziges Projekt darf nun „Hegels Philosophy of Right and Problems of Translating Fundamental Concepts from Hegel into Japanese“ bezeichnet werden: „Im Kern geht es darum, mein Buch ‚Das Denken der Freiheit‘ ins Japanische zu übersetzen“, sagt Prof. Dr. Klaus Vieweg (Bild; Foto: Günther/FSU) von der Universität Jena. Vieweg, ausgewiesener Hegel-Experte, wurde von der „Japan Society for the Promotion of Science“ eingeladen, bei der Übersetzung fachliche Hilfestellung zu geben. Im Februar und März kommenden Jahres wird Vieweg in Tokio und Kyoto weilen, um seinen Fachkollegen zu helfen. Ein wenig Stolz schwingt mit, wenn Vieweg darauf verweist, dass sein Buch aktuell nicht nur ins Japanische übersetzt wird: „In Brasilien wird gerade an einer Portugiesisch-Übersetzung gearbeitet, außerdem sitzt eine Kollegin aus China daran, es ins Chinesische zu übertragen.“

Die Expertise Viewegs ist auch an der University of Washington in Seattle gefragt, wo der Jenaer Philosoph im Sommer 2015 als Alumni der Humboldt-Stiftung am Forschungsprojekt „Sorge und Vorsorge – Zu Hegels Verständnis von naturaler und sozialer Nachhaltigkeit“ forschen soll. Das Projekt ist Bestandteil des transatlantischen Netzwerks „Environmental Humanities“, das von Prof. Dr. Sabine Wilke (Seattle) geleitet wird. „Was wir heute als Nachhaltigkeit bezeichnen, nannte Hegel Sorge für das Heutige und Vorsorge für das Künftige“, sagt Prof. Vieweg. Hegels Ziel war die Verbindung des Gedankens der Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen mit dem der langfristigen sozialen Sicherheit.

In einem dritten Projekt ist Klaus Vieweg gemeinsam mit Fachkollegen aus Spanien, Frankreich, den USA, Großbritannien und Italien aktiv: „Philosophical Roots of a future Europe.“ Gefördert vom spanischen Kulturministerium geht es um die philosophischen Grundlagen eines zeitgemäßen Europaverständnisses. Auch hier gilt es, die Aktualität von Hegels Freiheitsdenken zu zeigen.