Schaderreger befällt alle Altersklassen, Eschenanbau weiter ausgesetzt

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Das neuartige Eschentriebsterben hat zwischenzeitlich ganz Thüringen erfasst. Die neu gegründete Landesforstanstalt, mit 200.000 ha größter Waldeigentümer Thüringens, beklagt auf rund 13.206 ha einen massiven Befall mit dem neuen und gefährlichen Gefäßpilz Falsches Weißes Stengelbecherchen (Hymenoscyphus pseudoalbidus).

Frei von Befall sind nur noch wenige Eschenbestände. Dieser Pilz wanderte erstmals 2002 in Deutschland ein, wurde 2009 in Thüringen nachgewiesen und hat sich in den vergangenen beiden Jahren in Thüringen aggressiv ausgebreitet.

Der Pilz befällt die jüngsten Triebe alle Altersklassen, welche sich typisch ockergelb verfärben, im Frühjahr saftunterbrechende Rindennekrosen ausbilden und ab Juni plötzlich absterben. Ein fortgeschrittenes Stadium führt schließlich zum Absterben von Kronenteilen oder des ganzen Baumes, oft zusammen mit Sekundärschädlingen wie Hallimasch oder der Eschenbastkäfer. Da die Ursache für die Pathogenität noch nicht hinreichend bekannt ist, besteht derzeit auch keine Möglichkeit der Bekämpfung.

„Wir beobachten aktiv befallene Eschenbestände und reagieren abgestuft auf den Schadensverlauf“, erklärt Volker Gebhardt, Vorstand der Landesforstanstalt. So werden großflächig absterbende Kulturen entfernt und durch Ersatzbaumarten ausgeglichen.

Als Wertholzeschen erzogene Altbäume, die bedingt durch den Befall Wasserreißer ausbilden, werden umgehend eingeschlagen, um den finanziellen Verlust des auch wirtschaftlich wertvollen Holzes in Grenzen zu halten. Stark befallene Alteschen, die unmittelbar an Wanderwegen oder an Parkplätzen wurzeln, werden aus Verkehrssicherungsgründen zum Schutz der Waldbesucher vorzeitig eingeschlagen. Darüber hinaus besteht derzeit kein Anlass, befallene Eschen zu entfernen. Die Landesforstanstalt hat den Anbaustopp von Eschen bis auf weiteres verlängert.

Die Esche, mit einer Wuchshöhe von bis zu 40 m einer der höchsten Laubbaumarten Europas, besiedelt zweitweise trockene wie auch nasse Standorte und ist der größte Konkurrent der Buche.  Als Edellaubholz ist das harte und elastische Holz der Esche sehr gesucht, heute als Werkzeugstiel oder als Sportgerät, früher als Rahmenholz für die Wagnerei und zum Bau von Kutschen. Noch heute verwenden Sportwagenmanufakturen Eschenholz für den Fahrzeugrahmenbau oder den Aufbau von Sonderkarosserien.

Dr. Horst Sproßmann