Schlussstrich

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Super, Mario! Endlich einer, der sein Wort hält! Es war nicht die erste Botschaft, die Meister Schiefelbein als neuer oberster Residenzstadt-Vermarkter verkündete. Aber sie kam bald und bestimmt: Er sei gekommen, um nicht zu bleiben. Drei Jahre gab er sich und der Stadt. Kein schlechter Plan für einen Kreativen. Mindert die Gefahr, sich zu guttenbergen.

Der Mann hat was bewegt. Und geht, da sein Stern hell strahlt. Heller allemal als die illuminierenden weihnachtlichen Farb-Misteln. Anno 2011 kann man den Eindruck gewinnen, sie wären recht lust- und planlos in die kahlen Bäumen gepfercht.

Loszulassen ist eine Kunst, die nur wenige können. Schiefelbein erfindet sich zudem regelmäßig neu. Ab Frühjahr darf er sich daher „tieeeef im Wehesten“ Grönemeyers„Boooochum“ annehmen. Ich wünsch’ ihm dabei allen Erfolg dieser Welt! Ich wünsch’ ihm dabei allen Erfolg dieser Welt!

„Zügig eine Nachfolgelösung suchen“ will nun Gothas OB. Indes, die Latte hängt hoch. „Gotha adelt …“ – in dem Falle auch und vor allem seinen Meister.

Ich finde es übrigens sensationell, dass die hiesigen Hoteliers sich der Marke bemächtigen. Ein wenig abgewandelt, prangt das Versprechen „Gotha adelt … seine Gäste!“, ergänzt um die Zeile “Keine Übernachtungssteuer!“, ab sofort auf jeder Geschäftspost der professionellen Teilzeit-Gastgeber. Diese klare Botschaft verstehen Reiseveranstalter, Firmen und auch Privatreisende, keine Frage! Gotha ist nun entlang der A 4 in Thüringen die einzige Stadt, die auf die miese Matratzen-Maut verzichtet.

Nicht meckern, machen. Das ist das Motto. Und wahrlich eine neue Qualität. Nach erfolgreicher Meuterei gegen Käpt’n Kreuch und seine Bettensteuer verzichten obendrein Neher, Seibicke, Döbbeler & Co. aufs Kielholen. Im Gegenteil – statt das Fell des Bären zu versaufen, reichen sie versöhnlich die Hand. Ihr Plan: Mit Stadt(verwaltung), den kulturellen Institutionen und Partnern, die den Fremden Verkehr – per Bus oder Bahn – anbieten können, attraktive Pakete schnüren. Als Touristen zahlen wir doch alle gern, wenn wir ehrlichen Mehrwert bekommen, oder?

Gothas gar nicht vergnatzte gewerbliche Gastgeber gehen damit gnädiger mit Kreuch um als seine Leibgardisten. Seit 1990 bin ich in hier. Ich habe seither aber noch nie erlebt, dass ein Bürgermeister oder ein Landrat – wer und wo auch immer das war! – von der eigenen Fraktion (zudem auch noch öffentlich!) im Stich gelassen wurde: Via „Thüringer Allgemeine“ und TLZ wuschen die Koalitionäre von SPD und Bündnis 90/Die Grünen ihre Hände in Unschuld. Den Steuer-Plan habe allein der Steuermann und seine Verwaltungs-Entourage ausgeheckt.

Ja, wahre Freunde erkennt man eben immer in der Not!
Oh, welch gelungenes Stichwort! So ging es mir nämlich auch mit einem Herrn Sch. aus Gotha. Der Bursche versteht sich beruflich wie privat aufs Verlegen. Professionell, was dieses Magazin betrifft. Im sonstigen Leben auch, denn da ist er häufiger am Suchen.

Nicht immer erfolgreich. Wohl deshalb entfiel ihm auch ein Deal, den wir hatten. Er tat deshalb öffentlich kund, dass ich jüngst 50 Jahre wurde, mithin die Halbzeit meines Lebens erreicht habe. Ich hingegen konnte Klappe und Tinte halten, schrieb kein Wort darüber, dass er – ebenfalls vor Kurzem – in den Hafen der Ehe eingelaufen war.

Aber zurück zu Mario Schiefelbein und seine Dreijahres-Pläne. Noch einen Vorteil erkenne ich – sie bewahren offensichtlich vor Betriebsblindheit und davor, sich an sich selbst zu berauschen.

Deshalb nehme ich mir auch ein Beispiel an ihm:  Dies ist seit 2002 die 100. Kolumne. Und deshalb hier definitiv Schluss!
Für dieses Jahr …

Die Kolumne erscheint regelmäßig in der Gothaer Ausgabe von „Oscar am Freitag“.