Sekundenpoker nach Regenschlacht

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Das war knapp: Zwei Sekunden fehlten dem Deutschen Meister Silvio Herklotz, um sich das Gelbe Trikot der Thüringen Rundfahrt überzustreifen. Der Berliner, der auf der ersten Etappe hinter dem polnischen Tagessieger Lukasz Wisniowski als Zweiter ins Ziel kam, liegt nun im Gesamtklassement hinter dem australischen Spitzenreiter Damien Howson und dem Dänen Lasse Norman Hansen auf Platz drei der Gesamtwertung. Howson genügte Platz 23 im Verfolgerfeld, um weiterhin das Gelbe Trikot tragen zu dürfen.

Der traditionsreiche Hainleite-Klassiker fiel buchstäblich ins Wasser. Während in vielen Teilen Deutschlands die Menschen mit den Fluten des Hochwassers kämpfen, mussten auch die Teilnehmer der 38. Internationalen Thüringen Rundfahrt gegen Starkregen und Wind bestehen. So gestaltete sich die erste Etappe nicht nur topografisch als sehr anspruchsvoll, es ging über den Kyffhäuser und anschließend dreimal über die zwölf Prozent steile Arnstädter Hohle, sondern das schlechte Wetter zerrte zusätzlich an den Kräften der jungen Akteure.

In der ersten Rennhälfte, die das Peloton noch im Trocknen fuhr, bestimmte eine vierköpfige Ausreißergruppe mit dem Niederländer Martijn Tusveld, dem Belgier Michael Vanthourenhout, dem Dänen Magnus Nielsen und Tim Schlichenmaier vom Team Bergstraße das Renngeschehen. 70 Kilometer fuhr das Quartett an der Spitze, mit einem Maximalvorsprung von 4:40 Minuten. Die Bergwertung am Kyffhäuser, der einzigen des Tages, gewann der Däne Magnus Nielsen, der damit auf der morgigen zweiten Etappe im grün-weißen Skoda-Punktetrikot an den Start geht.

Mit dem einsetzenden Regen hatte das Feld die Ausreißer wieder gestellt, doch sofort startete Nielsens Teamkollege Kristian Haugaard eine neue Attacke, die nur vom Österreicher Daniel Paulus und Otto Vergaerde aus Belgien pariert wurde. Doch ihr zweiminütiger Vorsprung reichte nicht, sich auf den Rundkurs über die zwölf Prozent steile Arnstädter Hohle zu retten. Zur ersten Zieldurchfahrt sahen die Zuschauer ein geschlossenes Fahrerfeld. Sämtliche Attacken auf dem Rundkurs waren bedeutungslos, die Konkurrenz blieb wachsam, ließ Ausreißern keine Chance.

Erst 2000 Meter vor dem Zielstrich rissen der Deutsche Meister Silvio Herklotz und der Pole Lukasz Wisniowski doch noch eine Lücke zum Feld und retteten einen hauchdünnen Vorsprung von sechs Sekunden ins Ziel. Herklotz unterlag im Endspurt dem polnischen Kontrahenten, rückte aber in der Gesamtwertung auf den dritten Platz nach vorn. „Schade, aber die Rundfahrt hat gerade erst begonnen“, zeigte sich der Berliner für die nächsten Tage zuversichtlich.

Den Spurt der Verfolger gewann der Däne Kristian Haugaard, der vor seinen Landsleuten Hansen und Nielsen und Rick Zabel über den Zielstrich fuhr. Zabel war als Sechster bester Deutscher im Tagesklassement.

Bester Thüringer bleibt weiterhin der Deutsche Zeitfahrmeister Jasha Sütterlin, der die Regenetappe als 29. beendete, im Gesamtklassement auf Rang acht liegt, acht Sekunden hinter Spitzenreiter Howson.

„Wir haben heute ein sehr offensives Rennen gesehen, das durch das Wetter schwerer als erwartet war. Silvio Herklotz hat heute einen glänzenden Auftritt gehabt, er wird in den nächsten Tagen sicher noch von sich reden machen“, meinte Jörg Werner, Geschäftsführer der ausrichtenden Team Spirit GmbH. Werner, der auch noch das Thüringer Team in der Rundfahrt betreut, zeigte sich auch mit den Leistungen seiner Fahrer zufrieden. „Wir waren heute dabei, Jasha war zwar im Finale nicht mehr so frisch, aber abgerechnet wird zum Schluss.“

Die morgige zweite Etappe ist mit 185,8 km nicht nur die längste der diesjährigen Rundfahrt, sondern mit seinen vielen Steigungen und Abfahrten durch das Eichsfeld auch unberechenbar. Gestartet wird sie um 12.30 Uhr in der Hauptstraße von Behringen, das Ziel befindet sich wenige 100 Meter weiter in der Bahnhofstraße, wo die Fahrer gegen 16.46 Uhr erwartet werden. Unterwegs locken die Sprintwertungen in Mühlhausen und Gera die Zuschauer an die Strecke.