Tagung an der Uni Jena erinnert an 100 Jahre Verfolgung assyrischer Christen

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Der 100. Jahrestag des Völkermordes an den Armeniern sorgte zuletzt, auch wegen der Äußerungen des Deutschen Bundespräsidenten Joachim Gauck, für ein großes Medienecho. Ebenso in der täglichen Berichterstattung präsent sind die Verfolgungen Andersgläubiger durch den sogenannten Islamischen Staat (IS).

Auf einen kaum beachteten Zusammenhang beider Ereignisse möchte eine Konferenz hinweisen, die am 11. und 12. Juni an der Friedrich-Schiller-Universität Jena (FSU) stattfindet. Thema der Tagung, die vom Institut für Philosophie im Gebäude Zwätzengasse 12 ausgerichtet wird, ist die „Griechische Wissenschaft und Philosophie bei den Ostsyrern. Internationale Tagung aus Anlass des 100. Todestages von Mar Addai Scher“.

Der Philosophiehistoriker Prof. Dr. Matthias Perkams und der christliche Orientalist PD Dr. Alexander Schilling haben namhafte Spezialisten aus Religionswissenschaft, Kirchen- und Geistesgeschichte sowie Orientalistik nach Jena eingeladen, u. a. den derzeit wohl besten Kenner der ostsyrischen Schultradition, Prof. Dr. Adam Becker (New York).

„Im Jahr 1915 wurden die gleichen Gruppen orientalischer Christen verfolgt wie heute 2015“, begründet Matthias Perkams die Aktualität des Themas. Denn zusammen mit den Armeniern gehörten auch schon vor 100 Jahren viele Angehörige der assyrischen bzw. ostsyrischen Christen zu den Opfern.

Die Tagung möchte insbesondere auf die kulturellen Verluste hinweisen, die damals wie heute mit den menschlichen Tragödien einhergehen. Klar sichtbar werden sie an der Figur des Addai Scher (1867-1915), dessen Lebenswerk die Tagung gewidmet ist. Als assyrisch-katholischer bzw. chaldäischer Erzbischof von Seert in Kurdistan wurde dieser herausragende Wissenschaftler im Juni 1915 zusammen mit fast seiner gesamten Gemeinde ermordet.

Die in Jena versammelten Wissenschaftler wollen sein Wirken dadurch aktuell halten, dass sie die von ihm herausgegebenen Schriften zur ostsyrischen Geistesgeschichte neu in den Blick nehmen. An ihnen lässt sich die Brückenfunktion der orientalischen Christen gut erkennen: Sie transferierten antikes griechisches Wissen in den Orient und trugen so dazu bei, dass dessen Wissenschaftskultur teils auf denselben Texten beruht wie diejenige des westlichen Europas.

Die Tagung startet am 11. Juni um 18 Uhr mit einem öffentlichen Vortrag zum Leben und Wirken Addai Schers, gehalten von Adam Becker.

Das Programm und weitere Informationen unter: http://www.ifp.uni-jena.de/ifpmedia/Ostsyrer+Tagungsprogramm+Flyer.pdf

Auf einen Blick:
„Griechische Wissenschaft und Philosophie bei den Ostsyrern. Internationale Tagung aus Anlass des 100. Todestages von Mar Addai Scher“ vom 11. bis 12. Juni, Institut für Philosophie der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Zwätzengasse 12, Raum Z1.