Trotz geringer Gesundheitsgefahren kann unvernünftiges Verhalten im Forst schwerwiegende Erkrankungen zur Folge haben

0
1192

Erfurt (hs): Mit Frühjahrsbeginn nimmt die Zahl der Waldbesucher wieder deutlich zu. Auch wenn die Gesundheitsrisiken bei Erholung oder Sport im Wald gering eingeschätzt werden, sind bei unvernünftigem Verhalten teils schwerwiegende Erkrankungen möglich. Diese Krankheiten sind oft wenig bekannt und Ansteckung und Verlauf nicht ohne weiteres erkennbar. Durch die Berücksichtigung weniger unkomplizierter Hinweise lassen sich die Risiken deutlich minimieren, wie die Thüringer Landesforstanstalt ThüringenForst informiert.

Zecken als Hauptrisiko
Das größte Risikopotenzial beim Waldbesuch liegt bei den durch Zecken übertragenen Krankheiten. Zecken sind ab einer Lufttemperatur von etwa 6° C aktiv. Speziell an der bakteriellen Borreliose erkranken jährlich in Deutschland etwa 60.000 bis 100.000 Menschen, teils schwer. Gegen die ebenfalls durch Zecken übertragbare seltenere Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) kann man sich impfen lassen. Die häufiger auftretende Borreliose zeigt unspezifische Krankheitszeichen, ähnlich einer Grippe. Oft bleibt sie deshalb unerkannt, eine rechtzeitige Antibiotika-Behandlung wird versäumt. Die in Thüringen seltene Auwaldzecke kann zusätzlich Rickettsien übertragen. Wichtig für den Waldbesucher: Waldwege nicht verlassen, Wiesenquerungen meiden, im Sommer nach dem Waldbesuch den Körper nach möglichem Zeckenbefall kontrollieren. Das Tragen heller, geschlossener Kleidung hilft, die dunkelbraunen Zecken frühzeitig zu erkennen bzw. abzuwehren. In die Haut eingestochene und blutsaugende Zecken zügig, aber vorsichtig mit einer Zeckenzange entfernen.

Infektionsrisiko Fuchsbandwurm extrem gering
Mit bundesweit 20 bis 30 gemeldeten Fällen pro Jahr ist die Infektion mit dem Fuchsbandwurm sehr selten, gleichwohl schwerwiegend. Unbehandelt führt diese zum Tod. Die Erkrankung wird durch Aufnahme von vom Fuchs verbreiteten Bandwurmeiern verursacht. Die Infektionswahrscheinlichkeit durch direkten Verzehr von verunreinigten bodennahen Waldfrüchten oder roh gegessenen Pilzen ist allerdings extrem gering. Wichtig für den Waldbesucher: Fuchskot nicht berühren (Kinder!), ebenso im Straßenverkehr getötete Füchse nicht anfassen.

Fledermauskontakt birgt Tollwutrisiko
Deutschland ist seit 2008 anerkannt frei von terrestrischer Tollwut. Bodenlebende Wildtiere wie Fuchs, Wildkatze oder auch Waschbär haben in den letzten Jahren keine Tollwut auf den Menschen übertragen. Ein geringes Risiko besteht bei heimischen Fledermäusen. Hat der Mensch direkten Kontakt mit einer Fledermaus im Wald (Höhlenwanderungen!) oder wird er gar von einem Tier gebissen, kann dies gefährlich werden. Auch in Thüringen sind durch Fledermäuse verursachte Tollwutfälle bekannt. Wichtig für den Waldbesucher: Flugunfähige Fledermäuse nicht berühren! Bei unbeabsichtigtem Kontakt mit einer Fledermaus unverzüglich einen Arzt zwecks Impfungsberatung aufsuchen.

Eichenprozessionsspinner für Allergiker gefährlich
Der in Thüringens Wäldern bislang nur in wenigen Exemplaren nachgewiesene Eichenprozessionsspinner birgt bei Kontakt mit den toxischen Raupenhärchen ein erhebliches Gesundheitsrisiko für den Menschen, vorwiegend Kinder und Senioren. Schon eine Annäherung an Raupennester kann extreme Hautreizungen bis hin zu allergischen Schocks hervorrufen. Auch hier gilt für den Waldbesucher bei Kontaktverdacht: Sofort den Arzt aufsuchen.

Waldmäuse können Hantaviren übertragen
Infektionsgefahr geht von den durch Waldmäuse übertragbaren Hantaviren nur in Endemiegebieten (Westthüringen!) und nur in den Sommermonaten aus. Waldbesucher sollten Mäusefallen auf Forstkulturen nicht anfassen und ggf. tote Nager unbeachtet lassen.