Umzug trägt Früchte – Wertvolle „Blaschka-Modelle“ im Museum der Natur entdeckt

0
6299

Ein Umzug fördert manches zu Tage, das längst vergessen schien. So erging es dieser Tage auch dem Direktor des Museums der Natur Gotha, Rainer Samietz, der bei den Vorbereitungen zum Umzug des Museums in einem abgelegenen Winkel des Magazins wahre Schätze fand. Ordentlich inventarisiert und sicher verwahrt, waren sie doch in den letzten Jahrzehnten in Vergessenheit geraten.

Es handelt sich kleine Glasmodelle, die von bedeutendem kulturgeschichtlichem und wissenschaftsgeschichtlichem Wert sind: Nachbildungen wirbelloser Meerestiere, Medusen, landläufig „Quallen“ genannt. Bereits im 19. Jahrhundert machte man sich Gedanken, wie Lehrmodelle dieser fast vollständig aus Wasser bestehenden Tiere angefertigt werden könnten. Die Lösung lieferte der Werkstoff Glas, der jedoch in seiner Fragilität unglaublich hohe Anforderungen stellte. Berühmt für ihre wunderbaren Modelle wurden Leopold Blaschka (1822-1895) und sein Sohn Rudolf Blaschka (1857-1939), die einige Tausend Nachbildungen von verschiedensten Meerestieren in ihrer Glasbläser-Werkstatt in Dresden-Hosterwitz schufen. In ihrer Detailgenauigkeit sind diese Modelle einzig, hatte doch gerade Rudolf Blaschka die Tiere eingehend studiert und erforscht. Die Hydroidquallen zählte er dank ihrer „Eleganz“ zu den „schönsten aller niederen Tiere“.

1881 und 1882 erwarb das gerade neu eröffnete Herzogliche Museum Gotha insgesamt 28 sogenannte Blaschka-Modelle für 110 Mark. 23 der äußerst filigranen Gebilde wurden im letzten Jahrhundert beschädigt oder zerstört. Zwei wurden im Rahmen der Ausstellung „Die Kleider der Tiere“ („Gotha zieht an“) 2009 im damaligen Museum der Natur gezeigt. Nun fanden sich drei weitere Modelle, die teilweise erst noch restauriert werden müssen. Ob sie tatsächlich alle von den Blaschkas oder von anderen Urhebern stammen, wird sich zeigen. Die Aufarbeitung ihrer Geschichte und genauen Herkunft wird in jedem Falle ein spannendes Stück Wissenschaftsgeschichte sein.

Publiziert: 3. März 2011, 19.41 Uhr

H&H Makler