Universität Jena lädt am 26. und 27. Juni zum „Jenaer Dialog“ über die Krise der Arbeit in Europa ein

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Im Volkshaus Jena, Carl-Zeiß-Platz 15, in Jena findet vom 26-27. Juni der Jenaer Dialog „Arbeit(en) in Europa statt.

„Europa erlebt derzeit die dramatischste und gefährlichste Krise seit 1945“, sagt Prof. Dr. Klaus Dörre. Massenarbeitslosigkeit etwa in Spanien und Griechenland und immer mehr prekäre Arbeitsverhältnisse auf der einen Seite, Überstunden, zunehmender Leistungsdruck und Stress am Arbeitsplatz auf der anderen Seite: Die derzeitige, scheinbar paradoxe Situation des europäischen Arbeitsmarktes sieht der Soziologe von der Friedrich-Schiller-Universität Jena äußerst kritisch, ist sie doch inzwischen auch zur Krise der Demokratie und des Wohlfahrtsstaates geworden. „Da stellt sich die Frage, wie kann es mit Europa weitergehen?“, so Dörre.

Ideen zur Zukunft Europas diskutieren und Leitbilder für sinnvolles Arbeiten skizzieren, das ist das Ziel des ersten „Jenaer Dialoges – Arbeit(en) in Europa“ am 26. und 27. Juni im Jenaer Volkshaus (Carl-Zeiß-Platz 15). Das Institut für Soziologie der Universität Jena, die Sektion Arbeits- und Industriesoziologie der Deutschen Gesellschaft für Soziologie und das Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Technologie haben die Konferenz initiiert. Im Rahmen des „Jenaer Dialoges“ sollen zukünftig in regelmäßigen Abständen Diskussionen über die Transformation europäischer Erwerbsgesellschaften und die Gestaltung der modernen Arbeitswelt stattfinden.

Neben Vorträgen gehören vor allem Podiumsdiskussionen zum Tagungsprogramm. Hochkarätige internationale Wissenschaftler sowie Vertreter aus Politik und Wirtschaft werden dabei gemeinsam debattieren, darunter der Klassentheoretiker und ehemalige Präsident der Amerikanischen Soziologischen Gesellschaft, Erik Olin Wright, der französische Arbeitssoziologe François Dubet sowie der deutsche Finanzmarktforscher und Soziologe Paul Windolf.
„In den Diskussionen um die globale Finanz- und Wirtschaftskrise wird oft vergessen, dass das auch etwas mit Produktion, Arbeit und Leben zu tun hat“, sagt Klaus Dörre, der u. a. eine der Eröffnungsreden halten wird.

Doch gerade die Krise der Realökonomie hat der Krise der Arbeit einen neuen Schub verliehen – und die Konsequenzen sind unbekannt. Vor allem die Annahme, die Probleme auf den europäischen Arbeitsmärkten werden sich von selbst lösen, sei dabei eine problematische Sichtweise, warnt der Professor für Arbeits-, Industrie-und Wirtschaftssoziologie. „Von der wissenschaftlichen Analyse her bin ich sehr skeptisch, dass die Krise in naher Zukunft überwunden sein wird“, sagt Dörre. Zudem gebe es mehr Negativ- als Positivszenarien, etwa die Zunahme von Gewalt und rechtspopulistischen Strömungen oder den Rückfall in Kleinstaaterei.

Dörre ist sich sicher, dass der Weg aus der Krise nur durch einen dramatischen Umbau der Produktions- und Arbeitswelt gelingen kann. Dafür sei ein sozial-ökologisches Investitionsprogramm notwendig, verbunden mit der Humanisierung und Ökologisierung der Arbeitswelt, etwa durch alternsgerechte Arbeitsstrukturen und intelligente Arbeitszeitverkürzung. „Der Schlüssel dafür liegt in Deutschland, doch die jeweils betroffenen Länder und Gesellschaften müssen aktiv einbezogen werden“, sagt der Jenaer Wissenschaftler.

Nun sei die Politik gefragt, mit „Optimismus des Willens“ die richtigen Weichen zu stellen. Außerdem, so Dörre, müsse es gelingen, eine kritische Öffentlichkeit auf die Problemlage und die notwendigen Schritte aufmerksam zu machen. Genau das ist das Anliegen des „Jenaer Dialoges“ – als einen Beitrag zur Bewältigung der Krise der Arbeit in Europa.

Weitere Informationen und das Programm sind im Internet zu finden unter: www.jenaer-dialog.de. Dort ist auch bis zum 20. Juni die Anmeldung zur Veranstaltung möglich. Die Teilnahme ist kostenfrei.