Im Rahmen der derzeitigen Sonderausstellung „Jan Kubíček. Ein tschechischer Konstruktivist“ im Angermuseum Erfurt findet am Dienstag, 17.02.2015, 18 Uhr, der Vortrag „Jan Kubíček im Kontext der tschechischen Moderne“ mit dem Ausstellungskurator Hans-Peter Riese statt.
Um einen Künstler wie Jan Kubíček zu verstehen, muss man auch sein kulturelles Umfeld und die Kunstgeschichte ins Auge fassen, in die er eingebunden ist. Prag galt noch im ersten Drittel des vergangenen Jahrhunderts als die „geheime Hauptstadt der Avantgarde“ wurde dann aber durch die deutsche Besetzung und die kommunistische Periode seiner Geschichte von der internationalen Kunstentwicklung praktisch abgeschnitten. Die Künstler mussten sich aneinander orientieren oder auf historische Beispiele zurückgreifen, um einen eigenen Weg zu finden. In den sechziger Jahren bildete sich eine Gruppe, die eigentlich nur losen Kontakt hatte, aber gleichwohl als „die Konstruktiven aus der CSSR“ im Ausland bekannt wurde. Dazu gehörten Jan Kubíček, Zdeněk Sykora, Karel Malich, Miloš Urbásek und Hugo Demartini, die 1969 erstmals in der Bundesrepublik ausgestellt wurden. Sie standen in einem erkennbaren stilistischen Gegensatz zu den Informellen, wie Bostik, Istler oder Boutnik. Im Vergleich sollen die Unterschiede ebenso gezeigt werden wie die oft gemeinsamen kunsthistorischen Wurzeln dieser in großer Isolation arbeitenden Künstler.
Der Journalist, Kunstschriftsteller und Sammler Hans-Peter Riese (geb. 1941 in Wenger/ Westfalen), der als Auslandskorrespondent viele Jahre in Prag und Moskau tätig war, und den seit 1964 eine lebenslange Freundschaft mit Jan Kubíček verband, ist ein ausgewiesener Experte auf dem Gebiet der osteuropäischen und russischen Kunst des 20. Jahrhunderts. Er hat in den vergangenen vierzig Jahren zahlreiche Aufsätze, Bücher und Artikel, u.a. auch über die konkret-konstruktive Kunst veröffentlicht. Seit 1968 ist er ständiger freier Mitarbeiter der Frankfurter Allgemeinen Zeitung mit dem Schwerpunkt Kunstkritik und Kultur in Mittel- und Osteuropa.
(Zum Beitragsbild: Hans-Peter Riese in der Erfurter Ausstellung Foto: Stadtverwaltung Erfurt/Dirk Urban)
