Wahrzeichen der Stadt wieder am Rathaus

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Vor 445 Jahren wurde der Grundstein für den Bau des Gothaer Rathauses gelegt. Im vergangenen Jahr gab die Stadtverwaltung zur Baugeschichte des Gebäudes am Hauptmarkt 1 das Buch „Marktturm, Kaufhaus, Residenz“ heraus, in dem der Autor, der Gothaer Bauhistoriker Udo Hopf, auch auf ein vergoldetes Kupferrelief mit der Abbildung des Gothaer Stadtpatrons, des St. Gothardus, einging (vgl. S. 41).

Dieses Relief war von 1748 bis in die 1940er Jahre über einem Fester am Rathausturm angebracht. Udo Hopf formulierte im Kapitel zu den barocken Umbauarbeiten des Rathauses zwischen 1747 und 1749 den Wunsch: „Es wäre schön, wenn eine vergoldete Abformung des Reliefs wieder an dessen angestammten Platz käme, ist es doch das Wahrzeichen der Stadt und die Vorlage des seit 1875 gültigen Stadtwappens.“

Der Wunsch des Autors und vieler stadtgeschichtlich begeisterten Gothaerinnen und Gothaer ist jetzt in Erfüllung gegangen. Der Erfurter Künstler Thomas Lindner, der sich in Gotha bereits mit der Gadolla-Gedenkstele vor dem Neuen Rathaus einen Namen gemacht hat, fertigte eine einzigartige Nachbildung des in Besitz der Stiftung Schloss Friedenstein befindlichen Originals. In insgesamt 220 Arbeitsstunden hat Thomas Lindner ein 1 mm dickes Messingblech punziert. Mit unterschiedlich geformten Punziereisen und einem Hammer wurden dabei Linien, Punkte, Ornamente geformt. Mit Unterstützung der Gothaer Berufsfeuerwehr wurde das Relief an der Rathausfassade über dem Fenster im ersten Obergeschoss, in der einst dafür geschaffenen Nische, befestigt. Der abgebildete St. Gothardus entspricht dessen Darstellung auf einem Siegel der Stadt Gotha aus dem 13. Jahrhundert.

Die Finanzierung des Projektes wird aus einer der Stadt Gotha vererbten Geldsumme bestritten. Darüber hinaus hat der in Liquidation befindliche Händlerring Gotha e.V. beschlossen, sein restliches Vereinsvermögen zweckgebunden für die Mitfinanzierung der Herstellung dieser Reliefnachbildung an den Freundeskreis Schlossmuseum Schloss Friedenstein Gotha zu übertragen.

Porträt Thomas Lindner
Der heute in Erfurt lebende Künstler Thomas Lindner wurde 1961 in Dresden geboren. Einer Lehre zum Werkzeugmacher folgte ein Abendstudium an der HS für Bildende Künste Dresden, mit dem er die künstlerischen Grundlagen für seine heutige Tätigkeit erwarb. Zwischen 1985 und 1990 studierte Thomas Lindner Metall-Emaillegestaltung  bei Prof. Irmtraud Ohme an der Hochschule Burg Giebichenstein in Halle, wo er mit Diplom abschloss. Seit 1991 ist er freiberuflich in Erfurt tätig. Nach mehreren Stipendien begann er 2008 eine Lehrtätigkeit zu Grundlagen der plastischen Gestaltung – im Rahmen der Qualifizierung zum „Gestalter im Handwerk”. Seine Arbeitsgebiete umfassen: Plastik, Kinetische Plastik, Foto, Kunst im öffentlichen Raum. Thomas Lindner beteiligt sich an zahlreichen Ausstellungen, Symposien und Kunstprojekten.

Die Arbeiten im öffentlichen Raum umfassen:

•    1998 Kinetische Plastik, TU Ilmenau
•    2001 Großplastik, TU Ilmenau
•    2005 Kinetische Plastik, Kunstwanderweg Kleinbreitenbach (Thüringen)
•    2006 Plastik, Lviv (Ukraine)
•    2009 Denkstele für Josef Ritter von Gadolla, Gotha
•    2010 Friedenspfahl, Pößneck