Wissenschaftler der Universität Jena starten Projekt zur Prozessevaluation von Sprachfördermaßnahmen

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Jena (US/FSU) In den vergangenen Jahren hat die Zuwanderung von Kindern und Jugendlichen nach Deutschland stetig zugenommen und es gilt, sie so rasch wie möglich in den regulären Schulalltag zu integrieren. „Schulen, Kindergärten und andere Bildungseinrichtungen stehen damit vor einer großen Herausforderung“, sagt Prof. Dr. Bernt Ahrenholz von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Denn: „Diese Kinder und Jugendlichen haben meist keine oder nur sehr geringe Deutschkenntnisse“, so der Direktor des Instituts für Auslandsgermanistik/Deutsch als Fremd- und Zweitsprache. Zwar existieren bundesweit bereits zahlreiche Maßnahmen zur Sprachförderung für die sogenannten „Seiteneinsteiger“. Gleichzeitig gibt es Bemühungen, die Sprachförderung schulfachübergreifend als „durchgängige Sprachbildung“ zu implementieren. Doch welchen Erfolg haben all diese Programme? „Einen Austausch von Schule und Wissenschaft und eine systematische Weiterentwicklung durch eine wissenschaftliche Begleitung solcher Fördermaßnahmen gibt es bislang kaum“, konstatiert Ahrenholz.
Genau diese Lücke will der Jenaer Sprachwissenschaftler nun schließen. Im Verbund mit Kollegen der Universität Jena (Dr. Christoph Nachtigall), der Universität Bielefeld (Prof. Dr. Udo Ohm) und der Europa-Universität Flensburg (Prof. Julia Ricart Brede) leitet und koordiniert Ahrenholz das gerade gestartete Projekt „Formative Prozessevaluation in der Sekundarstufe. Seiteneinsteiger und Sprache im Fach“ (EVA-Sek). Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Vorhaben im Rahmen der Bund-Länder-Initiative „Bildung durch Sprache und Schrift“ (BiSS). Das Gesamtvolumen des Projektes beläuft sich auf ca. 900.000 Euro; an die Universität Jena als den projektleitenden Standort fließen ca. 430.000 Euro.
Ziel des Projektvorhabens ist eine umfassende Prozessevaluation der Sprachförderarbeit in sieben BiSS-Verbünden, zu denen sich verschiedene Schulen der Sekundarstufe (allgemein- und berufsbildende Schulen) sowie außerschulische Partner zusammengeschlossen haben. Die Evaluation wird an 63 Schulen in sechs verschiedenen Bundesländern durchgeführt und regionalspezifisch begleitet. „Dabei wird die derzeit stattfindende Sprachförderung in Abstimmung mit den Schulen und mit den beteiligten Akteuren kritisch reflektiert, um so die schulspezifischen und schulübergreifenden Angebote zu optimieren“, erläutert Ahrenholz.
Ausgangspunkt dafür wird eine umfassende Bestandsaufnahme der bestehenden Förderpraxis und der Bedürfnisse von Lehrern und Schülern sein, für die die Wissenschaftler Gespräche mit Verbundkoordinatoren und Lehrkräften führen und die Bildungseinrichtungen besuchen. Diese Bestandsaufnahme soll anschließend in die Entwicklung schulspezifischer Evaluationsdesigns münden, die jeweils optionale Evaluationsbausteine enthalten. Die Auswertung der so gewonnenen Daten soll in Form von Rückmeldewerkstätten in die einzelnen Verbünde zurückgetragen werden. Dieses Arbeitsprogramm erfolgt in zwei Evaluationsschleifen in den Schuljahren 2015/16 und 2016/17.