Zeitweilige Überzahl blieb ungenutzt

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Auch im zweiten Heimspiel der Rückrunde hat der FC Carl Zeiss den angestrebten Heimsieg verpasst. Wie schon zwei Wochen zuvor gegen den FSV Zwickau stand gegen Germania Halberstadt nach neunzig Minuten ein 1:1 zu Buche und erneut fiel Jenas Ausgleichstreffer kurz vor Schluss.

Dabei hatten sich die Chancen auf den ersten Dreier 2013 schon nach zwei Minuten deutlich erhöht. Gäste-Keeper Pascal Nagel war aus seinem Kasten geeilt, um einen ungefährlichen Ball aufzunehmen. Doch bekam er das Leder nicht richtig zu fassen und um einen Ballverlust gegen den heranstürmenden Tino Schmidt zu vermeiden, warf er sich schließlich außerhalb des Sechzehners auf das Spielgerät. Klare Sache, dass diese Ballberührung mit der Hand außerhalb des eigenen Strafraums zur Roten Karte führte.

Bemerkenswerterweise gehört das Überzahlspiel schon seit Jahren keineswegs zu den Stärken der Zeiss-Teams. Und auch diesmal führte es nicht zur Belebung der eigenen Angriffsaktionen, ganz im Gegenteil. Die offensiv ausgerichteten Gäste konnten auch nach dem Feldverweis ungestört ihr Heil in der Flucht nach vorn suchen, indem sie den ballführenden Gegenspieler früh attackierten und zu Fehlern zwangen. Ein solcher unterlief Matthias Peßolat in der 8. Minute, als er gegen Emmanuel Krontiris vertändelte und sich bei seinem Schlussmann bedanken konnte, dass dieser Lapsus ohne Folgen blieb.

Tino Berbig lenkte den Schuss des frei zum Schuss kommenden Krontiris mit prima Reaktion gerade noch zur Ecke. Heikel wurde es auch in Minute 12, als Niels-Peter Moerck von der linken Seite vorbereitete und sich Peßolat am Elfmeterpunkt den Ball selbst an die linke Hand schoss. Die Proteste von der Halberstädter Bank verhallten beim Referee jedoch ungehört. Auf der anderen Seite blieb es während der ersten 25 Minuten bei einem Versuch von Marco Riemer, der den Ball mit der Brust annahm, beim Schuss jedoch von einem gegnerischen Abwehrbein geblockt wurde. Erst ein Ball von Tom Geißler aus der 27. Minute, leicht abgefälscht übers Dreiangel segelnd, brachte etwas Torgefahr.

In der 36. Minute bringt Nils Gottschick von rechts einen Ball an den Jenaer Torraum, Malick Bolivard lenkt ihn an dem vergebens hechtenden Tino Berbig vorbei ins Netz. Die nicht einmal unverdiente 1:0-Führung der Gäste hätte Rene Eckardt postwendend egalisieren können, nachdem er mit Ball am Fuß in den gegnerischen Strafraum gedribbelt war. Doch statt in das vom herausstürzenden Torwart angebotene lange Eck zu schießen, versuchte er den Keeper zu umspielen, was gründlich misslang.

Wie es hätte auch funktionieren könnte, zeigte sich in der 40. Minute. Geißler und Eckardt hebelten mit einem Doppelpass die gesamte VfB-Abwehr aus, auch der Pass zurück auf Tino Schmidt kam genau. Doch hier endet leider die Präzision, da Schmidt beim Schuss aus 14 Metern in Rücklage geriet. Immerhin – den Jenaern merkte man in dieser Phase vor der Pause an, das sie nicht mit einem Rückstand gegen in Unterzahl befindliche Gäste in die Kabinen wollten. Doch auch die Versuche von Schulte (Schrägschuss, 42.), Brinkmann und Eckardt blieben ohne Erfolg.

Dem Anpfiff zur zweiten Halbzeit folgte eine sofortige Spielunterbrechung, da bei Germania noch kein Torwart zwischen den Pfosten stand, Maurice Paul den Wiederbeginn verschlafen hatte. Doch sowohl bei Peßolats Schuss aus 17 Metern (47.) als auch bei Geißlers über die Mauer gelupften Freistoß (52.) zeigte sich der Keeper dann wieder hellwach. Danach nahm Gästecoach Willi Kronhardt seinen Torschützen Bolivard vom Feld und Petrik Sander verschaffte Isaac Akyere ein Punktspiel-Debüt im Zeiss-Trikot. Welches exakt fünf Minuten währte. Denn im Bestreben, den eigenen Ballverlust gegen Nils Gottschick wieder auszubügeln, zog Akyere als letzter Mann am Trikot seines Gegenspielers und bekam dafür die Rote Karte zu sehen. Viele Beobachter fragten sich allerdings, ob sich Halberstadts Nummer 27 bei der Ballabgabe nicht im Abseits befunden hatte.

Mit 10 gegen 10 ging es weiter, doch obwohl nun mehr Platz auf dem Spielfeld zur Verfügung stand, verflachte das Geschehen erst einmal. Vieles spielte sich zwischen den Strafräumen ab. Und obwohl unser Team häufiger am Ball war, gewinnt man den Eindruck, dass es das zum Ende der Hinrunde offenbarte Selbstverständnis in den Aktionen noch nicht wieder gefunden hat.

Das Fehlen eines Marcel Schlosser mag hierbei sicherlich ein Aspekt sein, doch hatte sich die Jenaer Mannschaft mit ihm auch schon zu Saisonbeginn ähnlich schwer getan. Wenigstens bekamen die knapp dreitausend Zuschauer eine turbulente Schlussphase geboten. Diese nahm ihren Anfang mit Peßolats unhaltbarem Kopfball nach einer Freistoßflanke in Minute 84 zum 1:1-Ausgleich. Der selbe Spieler köpft nach Eckball von rechts eine Minute später knapp drüber. Die vorletzte Minute der regulären Spielzeit beginnt mit einer hohen Vorlage von Tino Schmidt auf Marco Riemer, dessen Kopfball mustergültig aufs Tor gezogen, doch von Maurice Nagel mit einem unglaublichen Reflex entschärft wird. Mit dem Unterarm lenkt Halberstadts etatmäßiger Ersatztorhüter den Ball über die Latte.

Beim darauffolgenden Gegenangriff scheitert Emmanuel Krontiris aus geradezu beängstigend guter Postion an Tino Berbig. Und mit der letzten Aktion des Spiels setzt Tino Schmidt einen Schuss an den linken Innenpfosten. Das Ergebnis hätte in der Endphase des Spiels in beide Richtungen kippen können, war letztendlich aber leistungsgerecht.

Meinungen zum Spiel

Willi Kronhardt (Halberstadts Trainer):
„Der Pfiff in der 2. Minute hat mich überrascht. Eine Gelbe Karte wäre vertretbar gewesen, die Rote Karte hielt ich für vermessen. Um gegen Jena in Unterzahl zu spielen, bedarf es viel Laufbereitschaft. Das haben wir gut gelöst, hätten nach der Führung mit noch mehr Ruhe und Übersicht das zweite Tor nachlegen können. Aber die Kraft schwindet dann irgendwann. Trotzdem gibt mir das, wie wir uns hier präsentiert haben, viel Kraft für die weiteren Spiele. Mit einem Punkt aus Jena wegzufahren ist ok, doch jetzt ist es für unsere Ansprüche zu wenig.“

Petrik Sander:
„Anspruch ist ein gutes Stichwort. Wir sind zur Zeit nicht in der Lage, eigenen Ansprüchen gerecht zu werden. Es ist kein Problem Einzelner, sondern zieht sich fast wie ein roter Faden durch. Das Schwierigste für uns war die Rote Karte des Gegners. Klingt komisch, aber danach waren unsere guten Ansätze aus den ersten Minuten vorbei. Aufgrund falscher Entscheidungen und technischer Defizite konnte kein Druck aufgebaut werden. Erst nach unserem Feldverweis ist die Mannschaft dann wieder anders aufgetreten. Am Ende fehlt dann vielleicht auch mal das Glück – egal, ob ein Sieg verdient, glücklich oder unverdient gewesen wär. Wir hinken den Ansprüchen zur Zeit hinterher.“

Tom Geißler:
„Ein frühes Gegentor in Überzahl darf uns nicht passieren. Wir haben jetzt viele Spiele vor uns und müssen Aggressivität und Selbstsicherheit vom Ende der Hinrunde bald zurückfinden.“

Statistik

Jena: Berbig – Dvorschak (82. Trytko), Grösch, Peßolat, Schulte; Riemer; Eckardt, Geißler (82. Barth), T. Schmidt; Shala, Brinkmann (60. Akyere)

Halberstadt: P. Nagel – Georgi, Schütze, Handke, Schulze; Schubert; Bolivard (56. J. Nagel), Mörck, Krontiris, Hofer
(3. Paul); Gottschick (70. Scheidler)

Tore: 0:1 Bolivard (36.), 1:1 Peßolat (84.)

Rote Karten: P. Nagel (3.), Akyere (65.)

Schiedsrichter: Kutscher (Berlin)

Zuschauer: 2924

Quelle: www.fc-carlzeiss-jena.de

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