Demokratiepreis 2020 für Gothaer Zeitzeugen-Projekt „Ohr an Ohr mit einem anderen Leben“

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Jubel über den 1. Platz beim Demokratiepreis 2020 – Die Klasse 10.4 der Arnoldischule um Klassenlehrerin Ellen Wiegand in der Aula. Foto: © Stiftung Schloss Friedenstein Gotha / Christoph Streckhardt

Gotha. Die Stiftung Schloss Friedenstein Gotha hat darüber informiert, dass die Klasse 10.4 der Arnoldischule Gotha heute mit dem Demokratiepreis 2020 für „Ohr an Ohr mit einem anderen Leben“ ausgezeichnet wurde. Beim regionalen Schülerwettbewerb „Demokratie gestalten – aber wie?“, verliehen vom Staatlichen Schulamt Westthüringen unter Schirmherrschaft des Thüringer Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport, landete das Gymnasium auf dem 1. Platz.

Im Rahmen des Projekts „1939.2019 – Vielfalt lokaler Erinnerungen“ des Anne-Frank-Zentrums (Berlin) schlossen sich Mitte letzten Jahres die Stadtbibliothek „Heinrich Heine“ und die Stiftung Schloss Friedenstein Gotha zusammen, um Jugendliche mit Zeitzeugen des Zweiten Weltkrieges ins Gespräch zu bringen. In kleinen Gruppen trafen die 19 Arnoldischüler*innen Menschen aus Gotha und dem Landkreis, die hier als Kinder und Jugendliche den Krieg mit- und überlebten.

Die Gespräche wurden von den Jugendlichen selbst geführt, aufgezeichnet und geschnitten. Eigentlich war geplant, sie zum 75. Jahrestag des Kriegsendes in einer urbanen Lautsprecher-Installation in der Gothaer Innenstadt zu präsentieren und so das alltägliche Laufpublikum anzusprechen. Aufgrund der Corona-Pandemie konnte dies allerdings nicht verwirklicht werden. Daraufhin fand sich mit dem Bürgersender Radio F.R.E.I. in Erfurt der ideale Medienpartner, um das lokale Erinnerungsprojekt trotzdem an die Öffentlichkeit zu bringen: Über zwei Monate lang wurden insgesamt neun Sendungen (plus ebenso viele Wiederholungen) ausgestrahlt, die im August als Podcast auch dauerhaft zur Verfügung stehen sollen. Neben einer Hör-CD mit Booklet ist auch die Idee der Innenstadt-Installation nur aufgeschoben.

Sigrun Annen und Berit Fischer vom Schulamt überbrachten neben der Urkunde und 200 Euro Preisgeld große Lobesworte. In ihrer Laudatio bescheinigten sie eine „hohe Außenwirkung und Vorbildwirkung“: „Es wurde deutlich, dass ihr den Wert von Freiheit und Demokratie vor diesem Hintergrund zu schätzen gelernt habt.“

Auch der stolze Schulleiter Clemens Festag und Projektmitarbeiter Christoph Streckhardt (Stiftung Schloss Friedenstein Gotha) waren sich einig, was Geschichtsunterricht heute braucht und wie etwa durch Kooperationen der schulische Alltag auf der einen Seite und der museale Raum auf der anderen geöffnet werden kann: „Das Projekt hat gezeigt, dass wir in unserer Erinnerungskultur neben der allgemeinen Geschichtsschreibung drei ‚Fenster‘ benötigen, um wirklich in die Vergangenheit sehen zu können“, so Streckhardt: „individuelle Erfahrungen, die emotionale Begegnung zwischen Menschen und die lokale Verortung. Dann wird Geschichte plötzlich spannend und sozusagen als Werkzeug greifbar, um unsere Gegenwart analysieren zu können.“

Abschließend heißt es, dass die Stiftung Schloss Friedenstein Gotha die Arnoldischule für diese großartige Auszeichnung beglückwünsche und sich herzlich bei allen Projektpartnern bedanke.

Weitere Informationen zum übergeordneten Projekt „1939.2019 – Vielfalt lokaler Erinnerungen“ des Anne-Frank-Zentrums finden sich hier

 

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