„Der FRIEDENSTEIN 2024” Preis geht an „Schwerter zu Pflugscharen”

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Preis Der FRIEDENSTEIN 2024 geht an „Schwerter zu Pflugscharen“ - Bild: Evangelische Friedensarbeit

Ehrung für die Friedensbewegung mit Friedrich Schorlemmer und Harald Brettschneider

Am 14. April 2024 wird zum elften Male seit 1998 der Gothaer Kultur- und Friedenspreis „Der Friedenstein” verliehen. Wie die Kulturstiftung Gotha bekanntgab, wird mit dem Preis im kommenden Jahr die Friedensbewegung „Schwerter zu Pflugscharen” mit ihren Repräsentanten Friedrich Schorlemmer und Harald Brettschneider geehrt.

Begründung:
Seit nunmehr 44 Jahren ist „Schwerter zu Pflugscharen” ein starkes Symbol für den Frieden „das wir mehr denn je brauchen” betonte Stiftungsratsvorsitzender Knut Kreuch und ergänzte „mit Blick auf diese unsere Welt, müssen wir einsehen, es braucht wieder Menschen, die Schwerter zu Pflugscharen schmieden, die mit Wort und Tat für den Frieden kämpfen und die bereit sind, eigene Wünsche dem gemeinsamen Ziel des Friedens unterzuordnen. Die Welt braucht neue Friedensimpulse, wo Waffen nicht mehr nötig sind und Hunger der Vergangenheit angehört” so der Stiftungsratsvorsitzende in der Begründung der Jury.
Der verdienstvolle Gothaer Ehrenbürger Edgar Jannott und Stiftungsbeiratsvorsitzende mahnte mit dem Blick auf ein langes Leben „Heute mehr denn je sind mir die Worte der in Gotha ruhenden ersten Friedensnobel-Preisträgerin Bertha von Suttner ‚Die Waffen nieder‘ gegenwärtig, genauso gefragt, wie das Friedensportal von Schloss Friedenstein zu Gotha das vom Vers bekrönt ist ‚Friede ernähret. Unfriede verzehret‘. Meiner Meinung nach reiht sich die die Friedensbewegung ‚Schwerter zu Pflugscharen‘ würdig in dieses Credo, die Lebensphilosophie meiner Vaterstadt Gotha, als Stadt des Friedens ein”.

Hintergrund:
In den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts waren es die Kirchen in Deutschland, die mit einem Vers aus der Bibel die Supermächte ermahnten, mehr für Frieden und Abrüstung einzutreten. Dass die Kirchen der DDR in ihren Friedensgebeten die Symbole von „Schwertern zu Pflugscharen” verwendeten, stieß bei der Staatsführung der DDR auf erbitterte Kritik, obwohl der sowjetische Bildhauer Jewgeni Wiktorowitsch Wutschetitsch eine Bronzeplastik mit diesem Symbol schuf, die die Sowjetunion vor dem Hauptgebäude der Vereinten Nationen (UNO) in New York aufstellen ließ und die in jedem Geschenkband an Jugendliche zur Jugendweihe zu sehen war.

Der international berühmt gewordene Slogan der Friedensbewegung „Schwerter zu Pflugscharen” ist eine Referenz auf das Alte Testament, in dem sich das Motiv an mehreren Stellen findet. So etwa im Buch Micha: „Er wird unter vielen Völkern richten und mächtige Nationen zurechtweisen in fernen Landen. Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen machen und ihre Spieße zu Sicheln. Es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen.” Micha 4,3. Da es sich bei dem Spruch und dem Bild um ein sowjetisches Denkmal handelte, tat sich die DDR mit einem Verbot zunächst schwer. So verbreitete sich das Symbol weiter.

Es war der „Friedenstein-Preisträger 2024” und damalige Landesjugendpfarrer von Sachsen, Harald Bretschneider, der das Symbol entwickelte und es als Organisator der Friedensdekade 1980 auf 100.000 Aufnäher drucken ließ. Er nahm Vers und Symbol zum Anlass, junge Menschen für den Einsatz zum Frieden zu begeistern. Aus Vlies ließ er das Symbol drucken, weil man dazu keine Druckgenehmigung der Behörden brauchte. Auch während der zweiten Friedensdekade im November 1981 ließen die Veranstaltenden wieder Aufnäher mit „Schwerter zu Pflugscharen” verteilen. Abermals 100.000 Stück. Trotz Repressionen schaffte es in der DDR die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Jugend (AGCJ) und die Kommission für Kirchliche Jugendarbeit (KKJ) des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR Materialien für die Friedensdekade zu erarbeiten. Vom 9. bis 19. November 1980 fanden im Zeichen von „Schwerter zu Pflugscharen“ DDR-weit Gottesdienste, Diskussionsveranstaltungen, Gesprächsrunden und weitere Veranstaltungen in den Gemeinden statt.

Dem „Friedenstein-Preisträger 2024” Friedrich Schorlemmer ist die spektakulärste Aktion der Friedensbewegung zu verdanken, mit der es gelang, die Friedensdoktrin der DDR „Wir sind der deutsche Friedensstaat!” zu erschüttern und internationale Aufmerksamkeit zu erregen. Am 24. September 1983 initiierte Friedrich Schorlemmer, der auf dem Evangelischen Kirchentag in Wittenberg eine große symbolische Aktion, bei der der Schmied Stefan Nau auf dem Lutherhof ein Schwert zu einem Pflugschar umschmiedete. Diese Aktion, gefilmt vom „Westfernsehen”, wurde international bekannt und machte vor vierzig Jahren die Jugendbewegung „Schwerter zu Pflugscharen” zu einer viel beachteten Friedensbewegung in den Zeiten des kalten Krieges.

Das nun preisgekrönte Symbol „Schwerter zu Pflugscharen” verband über Jahre die Friedensbewegung in West und Ost. Friedensbewegung und Kirche – spielten eine entscheidende Rolle in der friedlichen Revolution 1989.

Geschichte des Preises:
Der FRIEDENSTEIN ist der internationale Kultur- und Friedenspreis der Stadt Gotha, der alle zwei Jahre durch die Kulturstiftung Gotha verliehen wird und mit einem Preisgeld von 5.000 € dotiert ist. Bisherige Preisträger seit der ersten Verleihung im Schloss Friedenstein 1998 waren: der chinesische Dissident wie Jingsheng, der deutsch-amerikanische Dirigent Kurt Masur, die erste Frau im Weltall Walentina Tereschkowa, der deutsche Botschafter von Prag 1989 Hermann Huber, der österreichische Schauspieler Karl-Heinz Böhm, das Lied „Über sieben Brücken muss du gehen” mit den Interpreten KARAT, dem Dichter Helmut Richter und dem Komponisten Ullrich Swillms, die schwedische Königin Silvia, der österreichische Bundespräsident Heinz Fischer, der deutsche Philosoph Alexander Kluge und die estnische Theologin Anne Burkhardt.

Termin des Festaktes:
Der Festakt zur Verleihung findet im Rahmen des nächsten Stiftertreffens am 14. April 2024 auf Schloss Friedenstein statt. Die Laudatio hält der letzte demokratische Außenminister der DDR Markus Meckel, der selbst in dieser Friedensbewegung aufgewachsen ist.

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