Schmitz Cargobull(en) sind weiterhin gefragt

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Einer der größten Arbeitgeber in der Stadt Gotha ist Schmitz Cargobull. Ob und wie sich Corona dort auswirkt, darüber sprach „Oscar am Freitag“ mit Geschäftsführer Ekhard Klomfass:

Wie laufen derzeit die Geschäfte?
Auf niedrigem Niveau, aber konstant.

Was heißt das konkret?
Am Gothaer Standort werden ja vor allem Sattelkipper gebaut. Die Bauprojekte wurden im Großen und Ganzen noch nicht gestoppt.
Die Auftragsdecke reicht noch. Wir haben für sieben Wochen, für 35 Tage Auftragsvorlauf. Mit der notwendigen, individuellen Auftragsbearbeitung kommen wir so auf unsere normale Lieferzeit von ca. 10 Wochen.
Allerdings kommt immer weniger an Aufträgen rein – es tröpfelt nur noch.
Dennoch stehen wir besser da als die Mitbewerber Krone und Kögel, die schon länger Kurzarbeit haben.

Wirkt sich das auf die Belegschaft aus?
Wir bauen aktuell 20 Auflieger am Tag. Das ist etwa die Hälfte der Spitzenproduktion, die wir mit rund 800 Leute schaffen.
Im Moment sind trotzdem knapp 600 Leute im Einsatz, davon 60 Leiharbeiter. Auch deshalb, weil wir wegen Corona im Zweischicht-System arbeiten und u. a. auch die Pausenzeiten getrennt haben.
Wir können halt in manchen Bereichen die Abstandsregeln nicht einhalten: In der Achsmontage sitzen vier Leute auf 4 x 1,10 m…
Selbstverständlich sorgen wir dennoch vor; ließen z. B. für unsere Belegschaft schon bei Beginn der Krise Masken nähen. Das haben dann zum Teil Angehörige der Belegschaft kostenlos gemacht.

Wie kamen Sie auf die Idee?
Ich bin oft in China. Und da gehört es quasi zur guten Sitte – wie nahezu überall in Asien! – dass jemand, der Husten oder Schnupfen hat, andere vor sich damit schützt, indem er eine Maske trägt.

Auf der Facebook-Seite von „Oscar am Freitag“ brandete dieser Tage eine Diskussion darüber auf, weil Ihre Firma nur fünf Fahrzeuge am Tag zugelassen bekommt, dass das Arbeitsplätze bedrohe. Wir haben daraufhin im Landratsamt nachgefragt. In der Antwort* wurde auf die begrenzte Anzahl von Mitarbeitern verwiesen, weshalb man kontingentiere, was auch Zulassungsdienste und Autohäuser der Region betreffe, um für ein Maß an Gleichbehandlung zu sorgen…
Die Sorge um den Erhalt der Arbeitsplätze ist nicht von der Hand zu weisen. Wie ich schon sagte: im Schnitt fertigen wir 20 Auflieger am Tag.
Wir bekamen von der Zulassungsstelle im Landratsamt diese Quote zugeteilt auf Grundlage unserer Anmeldungen vom vorigen November und Dezember. Das ist aber bekanntermaßen die umsatzschwächste Zeit für unserer Branche. Auch wir haben halt ein saisonales Geschäft, wo gerade das Frühjahr Hochsaison ist.

Nun wirken Sie ja nicht gerade, als ob es Ihnen an Selbstbewusstsein mangele. Haben Sie nicht zum Telefon gegriffen und den Landrat angerufen?
Doch, doch. Ich sprach zunächst mit seinem persönlichen Assistenten, bat auch Gothas OB Knut Kreuch, den ich gut kenne, und den SPD-Landtagsabgeordneten Matthias Hey um Vermittlung.
Dnn rief mich Landrat Onno Eckert zurück, gab mir seine Nummer – und wir bekommen seither sieben statt fünf Trailerzulassungen täglich.

Es hieß aber auch, dass Schmitz Cargobull europaweit in rauen Mengen gebrauchte Trailer kaufe und weiterverkaufe, deshalb weniger produziere…
…was so nicht stimmt. Gemeint ist damit offensichtlich die zweite Firma mit Abstellplatz in der Kindleber Straße 138, den Cargobull Trailer Store.
Seit in Berlin dessen Niederlassung geschlossen wurde, haben sie deren Bestand hier in Gotha übernommen – zu den Fahrzeugen, die die Gothaer Firma erwirbt.
Wir – die Schmitz Cargobull Gotha GmbH – sind indes ein völlig autarkes Unternehmen, das Sattelauflieger entwickelt, baut und verkauft.

Danke für die Auskünfte! Ihnen und den Mitarbeitern wünschen wir alles Gute und bleiben Sie vor allem gesund!


Die Antwort des Landratsamtes auf die Anfrage von „Oscar am Freitag“ zu Begrenzung der Zulassungen für Schmitz Cargobull:
„Das Landratsamt ist de facto seit Mitte März für den Besucherverkehr geschlossen (nur nach Terminvereinbarung) und muss mit einem stellenweise deutlich geringeren Mitarbeiterstamm arbeiten. Das trifft insbesondere auf die Kfz-Zulassungsstelle zu. Hier werden, im Gegensatz zu anderen Landkreisen, immerhin überhaupt noch Zulassungsvorgänge in der Breite bearbeitet. Allerdings geht das aufgrund der Situation nur in einer bestimmten Anzahl pro Tag. Deshalb ist eine Kontingentierung vorgenommen worden – es ist kalkulierbar, welche Anzahl an Vorgängen pro Mitarbeiter/in bearbeitet werden kann. Schmitz-Cargobull hat ein tägliches Kontingent an Zulassungsvorgängen (5) erhalten, das sich am Aufkommen der Vorkrisenzeit orientiert. Weitere Kontingente wurden an verschiedene Zulassungsdienste und die Autohäuser der Region vergeben sowie für Einzelantragsteller reserviert, damit auch unter erschwerten Bedingungen ein Maß an Gleichbehandlung möglich ist.“

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