Stiftungsdirektor zieht Konsequenzen

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Die Stiftung Schloss Friedenstein stand in den vergangenen Tagen im Zentrum der Berichterstattung von Thüringer Tageszeitungen. Oscar-Redaktionsleiter Maik Schulz nahm dies zum Anlass, selbst einmal beim Stiftungsdirektor Dr. Tobias Pfeifer-Helke nachzufragen.

Herr Pfeifer-Helke, in den vergangenen Tagen war Ihr Haus, waren Sie, immer wieder Gegenstand der Berichterstattung in Thüringer Tageszeitungen. Genannt wurde dabei unter anderem eine fragwürdige Personalentscheidung zugunsten Ihrer Lebensabschnittsgefährtin. Deren Anstellung sei „entfristet, das Aufgabenspektrum verändert und das Gehalt erhöht“ worden, so wird es dargestellt. Haben Sie eine solche Entscheidung wirklich allein gefällt?
Nein, ganz im Gegenteil: Diese Maßnahme war sachlich gerechtfertigt, der Stiftungsrat war darüber umfassend und transparent informiert und hat das auch abgesegnet.

Diese Darstellung hat der zuständige Kulturminister Benjamin-Immanuel Hoff via Pressemitteilung bestätigt. Er ließ nun mitteilen, dass der Haushalt und die Stellenpläne im Stiftungsrat beschlossen werden. Stellenbeschreibungen würden zuvor in der Staatskanzlei geprüft. Aus seiner Sicht habe sich der Direktor bei allen Personalentscheidungen von den Interessen der Stiftung leiten lassen. Verfehlungen könne er nicht erkennen, so Minister Hoff. Sind Sie froh darüber?
Natürlich freue ich mich über diese klare Stellungnahme. Doch eine Überraschung war das für mich nicht. Ich wusste und weiß ja, dass dem so ist. Und ganz klar: Rückwirkend gesehen hätte ich auch etwas besser machen können, ja müssen.

Was wäre das?
Ich hätte diesen Vorgang klarer im Friedenstein-Team kommunizieren sollen, deutlich offensiver, transparenter und proaktiv. Damit eben keinerlei Fragen offen bleiben. Denn das habe ich ja auch im Stiftungsrat getan.

Wie geht Ihre Freundin denn mit der aktuellen Situation um?
Das ist natürlich für sie eine schwierige Situation und nicht einfach. Was ebenso aufs ganze Team zutrifft. Es behindert den Arbeitsmodus, denn wir haben tolle Projekte, tolle Ausstellungen und sehr fähige Mitarbeiter.

Glaubt man der Berichterstattung, dann gelten Sie zumindest für einen Teil des Teams als „überfordert, in fachlichen Entscheidungen zu zögerlich sowie beratungsresistent“.
Ich bin seit 25 Jahren im Museumsbereich tätig – und wurde in all den Jahren noch nie mit derartigen Vorwürfen konfrontiert. Ich agiere nun natürlich in einer anderen Position, als Direktor, aber meine Persönlichkeit, meine Herangehensweise an Aufgaben hat sich dadurch ja nicht verändert. Ich setze auf flache, horizontale Hierarchien. Daraus entsteht vielleicht bei manchen der Eindruck, ich agiere zu zögerlich. Mir geht es um Teamarbeit und darum, gemeinsam Lösungen zu finden. Eines treibt mich um…

Sagen Sie es uns bitte…
… Ich empfinde die Situation als unglücklich, da die Kritik an meiner Person den Friedenstein in keinem guten Licht dastehen lässt, obwohl wir viel erreicht haben.

Einige Mitarbeiter haben Sie auch verlassen.
Das ist so – und ich halte das auch nicht für unnormal. Unser großes Ziel, bis 2027 den Bund als Drittmittelgeber zu gewinnen, bringt nun einmal Umstrukturierungen im Haus mit sich. Ich sage es klar: Wir haben große Ziele. Denn wir wollen eine Bundeseinrichtung werden – und dafür müssen Arbeitsprozesse angepasst werden. Damit sind – auch andernorts – nicht immer alle Mitarbeiter einverstanden. Und die gehen dann andere Wege.

„Die Guten gehen zuerst“…
Sie sprechen das angebliche Zitat des Oberbürgermeisters Knut Kreuch in einer Betriebsvollversammlung an. Schön plakativ klingt das ja, aber es wurde leider völlig aus dem Kontext gerissen (lesen Sie dazu unseren Beitrag hier). Damit entstand ein falscher Eindruck. Ob das gewollt oder nicht gewollt war, weiß ich nicht.

Gibt es Lehren, die Sie selbst aus den vergangenen Wochen gezogen haben?
Auf jeden Fall. Ich muss – und möchte in Zukunft stärker nach innen kommunizieren. Ganz offensichtlich ist es so, dass ich nicht alle Mitarbeiter erreicht habe. Deshalb werde ich in den nächsten Wochen und Monaten die Kommunikation nach innen verstärken. Ich will mehr in die Abteilungen gehen, häufiger mit dem Betriebsrat reden, öfter ein offenes Ohr für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben als bisher und hören, wo der Schuh drückt.

Sie sind nach wie vor der richtige Mann am richtigen Ort?
Auf jeden Fall. Denn ich glaube an diesen Standort. Der Friedenstein ist eines der interessantesten Museen Deutschlands, mit einem riesigen Entwicklungspotenzial und einem kreativen Mitarbeiter-Team. Das ist eine wunderbare Aufgabe – und ich bin gewillt, sie bestmöglich zu erfüllen.

Interview: Maik Schulz

(Anm. der Redaktion: Der Beitrag wurde zuerst in der November-Ausgabe von „Oscar am Freitag“ veröffentlicht.)

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