Trauer um Dr. Helmut Roob, Historiker des Gothaer Landes

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Am 2. Dezember 2017 ist Myconiusmedaillen-Preisträger Dr. Helmut Roob, der Nestor der Gothaer Geschichtsforschung, im Alter von 93 Jahren verstorben. Oberbürgermeister Knut Kreuch kondollierte den Hinterbliebenen in einem Brief und würdigte darin das besondere Engagement des Verstorbenen für die Residenzstadt Gotha.

Im Jahre 2014 hatte der Gothaer Stadtrat beschlossen, die Myconiusmedaille an Dr. Helmut Roob zu verleihen und damit sein jahrzehntelanges ehrenamtliches Engagement als Historiker zu würdigen.

Dr. Helmut Roob war ein sehr anerkannter Historiker der Stadt Gotha, der sich ehrenamtlich und berufstätig für die Gothaer Geschichtsforschung und deren Publikation eingesetzt hat. Er kam vor sechs Jahrzehnten als wissenschaftlicher Mitarbeiter an die Landesbibliothek Gotha und erwarb sich mit seinen Forschungen, sowohl bei Wissenschaftlern wie bei historisch interessierten Laien, breite Anerkennung. Sein Berufsleben und sein ehrenamtliches Engagement waren untrennbar mit der Geschichte Gothas und des Gothaer Landes verbunden.

Mit dem Beginn seiner beruflichen Tätigkeit im Jahre 1955, startete er auch sein ehrenamtliches Engagement für die Regionalgeschichte. In der vom Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands publizierten Schriftenreihe „Der Friedenstein“ erschienen seine ersten wissenschaftlichen Artikel.

Dr. Helmut Roob zählte einst zu den jüngeren Forschern und musste damals eine Lücke füllen, denn die Wissenschaftlergeneration um Georg Florschütz war inzwischen verstorben, andere hatten wegen politischen Repressalien die Heimat verlassen. Er selbst eckte mit dem politischen System an und verstand es trotz der politischen Zwänge seine umfangreiche Arbeit fortzusetzen. Während Wenige Interesse an der Heimatgeschichtsforschung zeigten, die alten Vereine verboten waren, schaffte Helmut Roob im Kulturbund der DDR und seinem „Klub der Kulturschaffenden“ eine neue Plattform. Dort konnte die Tradition der Gothaer Geschichts- und Altertumsvereine fortgesetzt werden. Mit einer Veranstaltungsreihe warb er in Gotha, mit Vorträgen zog er übers Land, besuchte Museen, Heimatstuben, Ortschronisten und Archive.

Die Vielzahl der Artikel und Publikationen zeigt, dass Dr. Helmut Roob großen Wert auf die Grundlagenforschung und die Quellenauswertung legte. Schon im Jahre 1960 begann er mit der Ausbildung und Förderung von Ortschronisten und schulte sie in der Führung ihrer Werke. Er leitete den Kulturbund-Arbeitskreis Orts- und Stadtgeschichte der Gesellschaft für Heimatgeschichte. Hier war er der Gründer der Gesprächsreihe zur Stadt- und Landkreisgeschichte, die heute nach über 40 Jahren vom Verein für Stadtgeschichte als „Historischer Kreis“ weitergeführt wird. Mit der Veröffentlichung von Zeittafeln seit dem Jahre 1962 legte Dr. Helmut Roob die Grundlage für den noch heute erscheinenden „Historischen Kalender“, mit dem er die Jubiläen für Städte und Dörfer, die Lebensdaten wichtiger Persönlichkeiten festhielt.

Auch im hohen Alter von über neunzig Lebensjahren war sehr aktiv, er forschte und publizierte. Eines seiner Spezialgebiete war die Geschichte des Gothaer Herzogshauses und der Regenten. Erfreuen konnte sich Helmut Roob an einer Vielzahl von ihm begonnener Aktionen, die noch heute fortgeführt werden. Mit seinen Buchbesprechungen und der Vorstellung heimatgeschichtlicher Literatur in der Öffentlichkeit, hat es Dr. Roob verstanden, der Regionalgeschichte und der Regionalforschung einen immer höheren Stellenwert beizumessen und in der Öffentlichkeit dafür zu werben. In den „Gothaer Museumsheften“ (seit 1960), im „Gothaischen Jahrbuch“ (seit 1998) finden sich unzählige Artikel von ihm. 1993 verfasste er eine Gothaer Stadtgeschichte, die als handliches Taschenbuch zur Standardliteratur gehört.

Als die Stadt Gotha sich von 1990 bis 1992 auf der Suche nach ihrer Identität befand, half Dr. Helmut Roob ihr auf die Sprünge und erarbeitete das neue Stadtwappen auf der Grundlage des ältesten Stadtsiegels und dessen Wiedereinführung sowie der Neuannahme des Zusatztitels „Residenzstadt“. Viele werden sich an das ZDF-Konzert am 16. Mai 1993 auf dem Gothaer Hauptmarkt erinnern, zu dem der Myconius-Preisträger 2014 dem ZDF schon 1991 den entscheidenden Tipp gab.

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