Universität Jena eröffnet „Lichtwerkstatt“ für Laien

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Photonik-Akademie 2015 in Jena - Nachwuchswissenschaftler erhalten Einblicke in die wissenschaftliche und wirtschaftliche Praxis. Im Rahmen des Förderprogramms „Photonik Forschung Deutschland“ wollen Physiker der Universität Jena gemeinsam mit Kollegen des Leistungszentrums Photonik am Fraunhofer IOF und Innovationsforschern der Hochschule Mainz interessierte Laien in den Innovationsprozess bei der Entwicklung neuer photonischer Produkte und Anwendungen einbinden. Foto: Annika Höft/Fraunhofer IOF

Jena (FSU/US) In der Vergangenheit lief es meistens so: Technische Neuentwicklungen waren das Ergebnis von Innovationsprozessen, die sich hinter verschlossenen Türen abspielten. Egal ob der Tüftler dabei nun allein in seiner Werkstatt saß oder ganze Forschungsabteilungen von öffentlichen Institutionen oder privatwirtschaftlichen Unternehmen an einem neuen Produkt arbeiteten. Neue Ideen mündeten so in exklusive Produkte, mit denen sich Unternehmen am Markt positionieren konnten. Doch diese Praxis stößt heute in vielen Bereichen an ihre Grenzen. In der globalisierten Welt, in der sich Wissen, Dienstleistungen und neue Produkte rasend schnell weltweit verbreiten, sind zeit- und kostenintensive Neuerungen im Alleingang kaum mehr möglich. „Neue Innovationswege sind daher gefragt, insbesondere neue Formen der Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft“, ist Prof. Dr. Thomas Pertsch von der Friedrich-Schiller-Universität Jena (FSU) überzeugt. Und diese, so der Professor für Angewandte Physik und Nanooptik weiter, schließen auch den Dialog mit der interessierten Öffentlichkeit ein. Denn: kreative Ideen und Innovationen würden nicht allein in Forschungslabors geboren.

Im Rahmen des Förderprogramms „Photonik Forschung Deutschland“ wollen Prof. Pertsch und sein Team vom Abbe Center of Photonics (ACP) der FSU nun genau solche neuen Innovationswege gehen und Ressourcen von außen nutzen: Sie haben gemeinsam mit Wissenschaftlern des Jenaer Leistungszentrums Photonik am Fraunhofer IOF unter Leitung von Dr. Falk Eilenberger und dem Innovationsforscher Prof. Oliver Mauroner von der Hochschule Mainz das Verbundvorhaben „Lichtwerkstatt“ ins Leben gerufen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt das gemeinsame Projekt in den kommenden drei Jahren mit rund 1,1 Millionen Euro. Neben den Forschungseinrichtungen sind auch Wirtschaftsunternehmen eingebunden.

„Mit diesem Vorhaben betreten wir echtes Neuland“, ist sich Verbundkoordinator Pertsch sicher. Ziel sei es, interessierte Laien direkt in den Innovationsprozess bei der Entwicklung neuer photonischer Produkte und Anwendungen einzubinden. „Wir denken dabei neben dem interessierten Bürger beispielsweise auch an Studierende, die ihr im Studium erworbenes Wissen in konkrete Anwendungen überführen wollen oder Firmenmitarbeiter mit Spezialkenntnissen im Bereich Optik und Photonik – jeder kann seine Expertise einbringen“, erläutert Projektmitarbeiter Dr. Reinhard Geiß.

Um die verschiedenen Akteure zusammenzubringen, wird das ACP-Forschungsgebäude auf dem Jenaer Beutenberg-Campus zur offenen Werkstatt – dem „Open Photonics Makerspace“. „Wir stellen erstklassige Photoniklabore und moderne Technik zur Verfügung, mit denen neue Ideen getestet und Anwendungen entwickelt werden können“, sagt Dr. Geiß. Zudem sollen in dieser offenen Werkstatt Workshops zu konkreten Ideen und Entwicklungen organisiert werden. Als dritte Säule des Projekts wollen die Forscher sogenannte Open Photonics Lectures anbieten, in denen das notwendige methodische Rüstzeug und Umsetzungstechniken für den Bau von Prototypen vermittelt werden. Die Partner der Hochschule Mainz begleiten das Projekt wissenschaftlich, in dem sie den offenen Innovationprozess (Open Innovation) mit seinen neuen Kommunikationsformen und der Ergebnisverwertung unter die Lupe nehmen.

In welchen Themenfeldern im Laufe dieses Prozesses Innovationen entstehen werden, hänge auch stark von den Industriepartnern ab, macht Dr. Geiß deutlich und nennt beispielhaft neue LED-Lichtquellen und deren Anwendungen oder 3D-Sensoren für die Benutzung mit dem Smartphone. Zu den Unternehmen, die sich bereits an der Jenaer „Lichtwerkstatt“ beteiligen, gehören sowohl große Firmen, wie die Carl Zeiss AG, die Newport Spectra-Physics GmbH und die Sick AG, aber auch Mittelständler (Edmund Optics GmbH, 3D-Schilling GmbH), Kleinunternehmen (Jenetric GmbH, Aura Optik GmbH), Startups (Active Fiber Systems GmbH) und Firmenverbände (OptoNet e. V.).

Wichtig sei, so die Jenaer Physiker, dass das Projekt auch weiteren interessierten Unternehmen offenstehe.

Weitere Informationen unter: www.acp.uni-jena.de/lichtwerkstatt

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