Erfurter Kultur fiel aus Protest ins #Kulturkoma

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Grafik: privat

Erfurt/Gotha (red/PM, 9. November). Erfurts Kulturakteur*innen verschaffen sich durch den Hashtag #Kulturkoma Gehör und machen mit einer gemeinsamen Aktion in den sozialen Medien auf die prekäre Lage aufmerksam.

Egal ob Künstler*in, Musiker*in oder Tontechniker*in, ob Nachtklub, Musik-Bar oder Tanzschule – am Samstag setzten Erfurts Kulturschaffende ein gemeinsames Zeichen in den sozialen Medien, um auf die komatöse Lage der Kultur aufmerksam zu machen. Mit dem Hashtag #Kulturkoma riefen wir alle Kulturakteure auf, sämtliche Social-Media-Kanäle mit der Botschaft zu füllen und der Erfurter Kultur Gehör zu verschaffen.

Das ist ein freier Zusammenschluss von Kulturschaffenden: von einzelnen Künstler*innen und Vereinen wie beispielsweise dem Klanggerüst e. V. oder dem Erfurter Netzwerk für kulturelles Leben (Enkl) über verschiedenen Initiativen wie die Ständige Kulturvertretung (SKV) oder die Freie Kulturkarawane (FKK) bis hin zu Kultur-Raumgeber*innen und Klubs wie den Kalif Storch, der Engelsburg, dem Kickerkeller und natürlich vielen mehr.

Die Idee hinter der Aktion ist eine zeitgleiche Botschaft der Kulturschaffenden in die Welt zu senden. Der Hashtag #Kulturkoma sollte dabei in verschiedenen Formen dargestellt werden. Ein Foto mit Hashtag oder als Hashtag-Bild bei Facebook, Instagram oder Twitter wurde gepostet – Hauptsache war, dass durch das gemeinsame Symbol der Kultur ein Gesicht und eine Stimme gegeben wurde.

„Kultur ist oft daran gewöhnt, unter prekären Verhältnissen zu arbeiten – vielleicht hat sie es deshalb auch nach dem ersten Lockdown Anfang des Jahres noch geschafft, dass in Erfurt bis dato keine Kulturinstitution dauerhaft schließen musste. Jetzt, mit dem zweiten Lockdown, ist die Improvisationsfähigkeit an ihre Grenzen gekommen, da wir trotz aufwendiger Hygienekonzepte nun wieder ins Arbeitsverbot geschickt wurden. Es braucht eine laute, einheitliche Stimme, die für die Bedarfe der Kultur einsteht. Deshalb ist es wichtig, mit der Kulturkoma-Aktion auf die Kultur der Stadt aufmerksam zu machen. Wir fordern eine faire Förderlandschaft und nachhaltige Förderkonzepte von der Politik, die Bestand haben. Kulturelle Vielfalt muss gefördert werden, nicht zuletzt, da  die  Kultur den gesellschaftlichen Diskurs anfacht. Wir müssen als wichtiger Gesellschafts- und Wirtschaftsfaktor endlich ernst genommen werden. Deshalb verbünden wir uns“, erklärt Lisa Hilpert von der SKV.

 

„Wir wollen den Kulturkonsument*innen und Bürger*innen der Stadt Erfurt zeigen, wer alles zur Kulturszene der Landeshauptstadt gehört. Nicht nur Clubs, DJs oder Bands sind haupt- oder nebenberuflich an Kultur beteiligt, auch Grafiker*innen, Reinigungs- und Servicepersonal, Techniker*innen und viele mehr.

Wir fordern deshalb, dass das Kultur-Budget der Stadt Erfurt nicht gekürzt wird. Zudem wollen wir darauf aufmerksam machen, dass die bisherigen freigegebenen Mittel oft am Ziel vorbei schießen. Viele Kulturarbeiter*innen wie Soloselbstständige oder Betreiber*innen einer GbR fallen völlig hinten runter. Firmen, die Milliarden Gewinne machen, werden von der Politik gestützt und die Kulturbranche, die das Leben bunt macht, wird erneut deklassiert und zum Sterben verurteilt. Deshalb fordern wir zudem die Anerkennung von Clubs als Kulturstätten“, sagt Enkl-Mitglied und Kalif-Storch-Macher Hubert Langrock.

„Bereits im vergangenen Jahr, als es die Pandemie noch nicht gab, ging die FKK auf die Straße, weil die damalige Lage bei weitem nicht zufriedenstellend war. Und jetzt trifft die Pandemie die Kulturszene in Erfurt direkt ins Mark. Vereine, Initiativen und Gruppen, die in der Kultur arbeiten, sind von den Lockdowns am stärksten betroffen. Nicht zuletzt, weil die Politik, die gemacht wird, sehr unzufriedenstellend ist. Einen Shutdown in der Kultur zu machen, obwohl Hygienekonzepte geschrieben oder gar Lüftungssysteme gekauft worden, ist unverhältnismäßig und wird zudem auch einfach nicht angemessen begründet. Es ist eine Katastrophe, was da abläuft. Deswegen müssen wir darauf aufmerksam machen. Wir müssen uns zusammenschließen, um auf die Politik einzuwirken“, so Thorsten Glaser von  der Freien Kulturkarawane.

Auch in den kommenden Tagen soll es weitere Aktionen unter dem Hashtag #Kulturkoma
geben.

Fliesenstudio Arnold

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