Wölfis (red/ra, 20. Oktober). Ein warmer Regen ging gestern auf die stark ausgekühlte St. Crucis-Kirche in Wölfis nieder: 18.000 Euro flossen für die Restaurierung der Ratzmann-Orgel.
Sie wurden von der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen und dem Thüringer Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie (TLDA) (jeweils 5.000 Euro) sowie von der Regionalstiftung der Kreissparkasse Gotha bewilligt (8.000 Euro) und übergeben („Oscar am Freitag“ berichtete vorab). Damit ist die erste von vier Etappen der Sanierung finanziell abgesichert, die von der Orgelbau Waltershausen GmbH vorgenommen wird („Oscar am Freitag“-TV hatte die Orgelbauer porträtiert).
Mehr als 11.000 Euro hatte bisher die Kirchgemeinde dank Spenden auch von Menschen, die ihr nicht angehören, gesammelt. Davon wird nun der Pflichtanteil an Phase 1 der Rekonstruktion gezahlt.
Treibende Kraft schon seit Jahren ist Ursula Rolapp. Die Vorsitzende des Gemeindekirchenrats führte auch gestern Wort und Zepter bei der Übergabe der Fördermittel.
Dem historischen Instrument, gebaut 1819 vom Ohrdrufer Orgelbauer Georg Franz Ratzmann für 1.825 Taler, wird eine außergewöhnliche Klangqualität nachgesagt. Selbst jetzt, da sie durch Wasserschäden vor der Turmsanierung 1983 und Trocknungsschäden durch das Alter und Sonnenlicht sehr in Mitleidenschaft gezogen wurde, beeindruckt sie Fachleute wie Kirchenmusikdirektor Theophil Heinke. Der Waltershäuser ist Orgel-Sachverständiger der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands (EKM).
Sie gehöre zu den größten und prächtigsten Instrumenten der Orgelbaufamilie Ratzmann, die zudem noch nahezu original erhalten sei. Heinke verwies in seinem Attest vom Mai 2019 darauf, dass es aber einer grundlegenden Restauration von Spielanlage, Trakturen, Windladen, Pfeifenwerk, Prospekt und Gehäuse bedürfe. Nach einer solch grundhaften Verjüngungskur werde das Instrument „weit über 100 Jahre in voller Schönheit klingen und viele Menschen emotional erreichen“.
Thüringen ist das Land der Orgeln
Matthias Haupt, der Geschäftsführer der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen, informierte, dass alljährlich acht bis zehn Orgeln Gelder der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen und Landesmittel von jeweils 50.000 Euro zukämen.
Das sei allerdings so etwas wie ein Tropfen auf den heißen Stein: Thüringen habe 1.800 Dorfkirchen mit gut 2.000 Orgeln, von denen – wie die Ratzmann-Orgel – rund drei Viertel historisch bedeutsam seien. 106 davon kamen bisher in den Genuss, Zuschüsse zur Sanierung zu bekommen.
Landeskonservator Holger Reinhardt vom Thüringer Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie machte darauf aufmerksam, dass die nötigen 172.000 Euro für die vierjährige Restaurierung der Orgel nicht nur den Wölfisern zugutekommen. So wie die Orgelbauer ihren Beruf dadurch erhalten können, würden auch andere Gewerke davon profitieren: „Diese Gelder fließen in den regionalen Wirtschaftskreislauf.“
Spendenkonto Orgelrestaurierung:
Evangelische Kirchgemeinde Wölfis
IBAN: DE28 8206 4038 0000 2906 10
BIC: GENODEF1MU2
Kennwort: „Orgel“
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