„Erst rechts gesehen, dann links gesehen…“

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Symbolbild: Rieke/pixelio.de

Gotha (red/ra, 31. Mai). Die gute Nachricht – seit 2017 nimmt die Zahl der Verkehrsunfälle kontinuierlich ab. Das ist der Verkehrsunfallstatistik für das Jahr 2021 zu entnehmen, die die Landespolizeiinspektion (LPI) Gotha erstellte.

Das Fazit der aktuellen Statistik ist dabei so positiv wie eindeutig: Es gab generell weniger Unfälle (-6,6 %); weniger Unfälle bei denen Personen verletzt wurden (-2,5 %) und weniger Verkehrstote (-16,7 %).
Zudem sank die Zahl der Unfälle, bei denen Alkohol (-3,1 %) oder Drogen (-23,4 %) eine Rolle spielten.
Zurückgegangen sind aber auch die Unfälle mit Senioren (-12 %) und bei 18- bis 24-Jährigen (-3,8 %) – beides aus polizeilicher Sicht besondere Risikogruppen.
Unfälle mit motorisierten Zweiradfahrer nahmen ab (-15,7).
Zugenommen haben allein Unfälle, an denen Fahrradfahrer (-6,3 %) beteiligt waren sowie die Unfallfluchten (+0,6 %)

Verantwortlich für zweieinhalb Landkreise
Die LPI Gotha ist zuständig für den Landkreis Gotha (134.563 Einwohner/936 km2), den Ilmkreis (105.606 Einwohner/805 km2) und den nördlichen Wartburgkreis (92.268 Einwohner/772 km2).

2017 wurde auf diesen 2.513 km2 mit 332.437 Einwohnern noch 8.311 Unfälle registriert, bei denen es 945 Verletzte oder Tote gab. Vier Jahre später waren es 6.365 Unfälle, bei denen 689 Menschen verletzt oder getötet wurden.

Zum Bezugsjahr 2020 ging die Zahl der Unfälle im Bereich des für den Landkreis zuständigen Inspektionsdienst (ID) Gotha am stärksten zurück – von 2.731 auf 2.508 (-8,2 %): Im Freistaat waren es -0,4 %, im Landkreis Ilmenau -6,9 % und bei der Polizeiinspektion (PI) Eisenach -4,4%.

Detlev Schum, Leiter der Landespolizeiinspektion (LPI) Gotha (Foto), machte bei der Vorstellung dieser an sich erfreulichen Bilanz allerdings klar: „Die Corona-Pandemie macht sich auch hier bemerkbar. Viele arbeiteten im Homeoffice, was eine geringere Verkehrsdichte zur Folge hatte. Zudem entwickelte sich notgedrungen ein verändertes Freizeitverhalten.“

Dennoch sind zehn Menschen im Zuständigkeitsbereich der LPI Gotha bei Verkehrsunfällen gestorben (2020: 12) – davon sind allein im Landkreis Gotha 2021 sechs Tote zu beklagen (2020: 2). Hier wurden 289 Unfälle (2020: 281) mit 93 Schwer- und 271 Leichtverletzten (2020: 102/278) registriert.

Häufige Unfallursachen im Bereich der LPI
Mit dem Abbiegen und dem Wenden, aber auch der Vorfahrt und dem Vorrang – damit hätten anscheinend viele Verkehrsteilnehmer so ihre Probleme, so Schum. Dies sind laut Statistik die Hauptunfallursachen über alle Altersgruppen und Art der Fortbewegung im öffentlichen Straßenverkehr.
Eine Zunahme von Unfällen, bei denen zu geringer Abstand oder zu hohe Geschwindigkeit eine Rolle spielten, wurde ebenfalls registriert.

Nach wie vor spielen Alkohol und Drogen am Steuer eine bedeutende Rolle: Hier seien zwar weniger Unfälle vorgekommen, aber der Anteil der Fälle mit Verletzten stieg: Unter Alkoholbeeinflussung krachte es im Vorjahr 127-mal (2020: 131), wovon es bei 43 Unfälle Verletzte (2020: 37) gab.

Nicht jeder Unfall wird gemeldet
Nicht unwichtig beim Bewerten dieser Statistik ist ein Umstand, auf den der Chef der LPI Gotha aufmerksam machte: „Nicht nur Corona spielte eine Rolle. Es wurden auch weniger Verkehrsunfälle mit Sachschaden bei uns angezeigt.“

Das sei eigentlich im Interesse der Polizei, so Schum: „Wir werben seit mehreren Jahren darum, vor allem leichtere Unfälle nicht zwangsläufig polizeilich aufnehmen zu lassen, sondern sich über die Versicherungen zu verständigen.“

Die – im Polizei-Sprech „Kleinunfälle“ genannt – machten den Großteil des Unfallgeschehens im Einzugsbereich der LPI Gotha aus: und zwar 5.348 der registrierten 6.365 Fälle.

Die „Schadensuhr“ der LPI Gotha für 2021
Alle 83 Minuten ereignete sich ein Unfall.
Alle 6 Stunden gab es eine Unfallflucht.
Alle 10 Stunden verunglückte ein Verkehrsteilnehmer.
Alle 10 Stunden verursachte ein Senior ab 65 Jahren einen Verkehrsunfall.
Alle 13 Stunden verursachte ein 18- 24-jähriger Verkehrsteilnehmer einen Unfall.
Alle 3 Tage ereignete sich ein Verkehrsunfall unter Alkoholeinfluss.
Alle 5 Tage verunglückte ein Kind, jünger als 5 Jahre.
Alle 10 Tage waren Drogen bei einem Unfall im Spiel.
Alle 37 Tage starb ein Mensch bei einem Verkehrsunfall.

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