Vor 40 Jahren eine filmische Sensation: „Solo Sunny“

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Einen Monat nach der Filmpremiere 1980 in Ostberlin wird "Solo Sunny" überraschend bei den Berliner Filmfestspielen in Westberlin mit einem "Silbernen Bären" ausgezeichnet. Renate Krößner ist die erste DDR-Schauspielerin, der diese Ehre zuteil wird. Für sie ist es auch die erste "Westreise". Doch die internationale Anerkennung bringt der Schauspielerin in der DDR gar nichts. Im Gegenteil. Sie bekommt plötzlich keine Rollen mehr und weiß nicht warum. Foto: MDR/Hermann Beyer

Leipzig/Gotha (red/PM/mdr, 12. November). „Ich heiße Sunny“, sagt Renate Krößner 1980 im Film „Solo Sunny“ und die bleibt sie in den Köpfen der Menschen bis zum Schluss. Am 19. November um 23.10 Uhr erinnert das MDR-Fernsehen an die Künstlerin, die im Mai dieses Jahres starb. Die Dokumentation „Lebensläufe: Sunny – Solo für Renate Krößner“ ist bereits ab 16. November in der ARD Mediathek abrufbar.

Es ist die Rolle ihres Lebens. Unangepasst, aufreizend, kontrovers erscheint die bis dato relativ unbekannte Schauspielerin in ihrer Rolle „Sunny“ auf der Leinwand. Dank der Ausdrucksstärke Renate Krößners und ihres unterschwelligen Trotzes wird der Film „Solo Sunny“ zu einer Sensation in der späten DDR.

„Ich habe privat Punkte der Figur verteidigt, dass man nicht einer Masse hinter her rennen soll, sondern seinen eigenen Weg gehen soll, weil ich heute noch nicht glaube, dass alles recht sein soll, bloß weil es die Masse sagt“, so Krößner 1995 in einem Interview.

Renate Krößner, die Regisseur Konrad Wolf für die Hauptrolle ausgewählt hat, wird mit „Sunny“ zur Identifikationsfigur für eine ganze Generation. Gleichzeitig soll diese Rolle ihr ganzes Leben beeinflussen. „Die Unbequeme“ betitelte die Ost-Presse schon bei zwei früheren Filmen Renate Krößners. Nun manifestiert sich ihr Ruf.

Einen Monat nach der Filmpremiere 1980 in Ostberlin wird „Solo Sunny“ überraschend bei den Berliner Filmfestspielen in Westberlin mit einem „Silbernen Bären“ ausgezeichnet. Renate Krößner ist die erste DDR-Schauspielerin, der diese Ehre zuteil wird. Für sie ist es auch die erste „Westreise“. Doch die internationale Anerkennung bringt der Schauspielerin in der DDR kein Glück: Sie bekommt plötzlich keine Rollen mehr und weiß nicht warum.

1983, nach quälenden Jahren des Stillstands, stellt Renate Krößner einen Ausreiseantrag. 1985 verlässt sie gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten, dem Schauspieler Bernd Stegemann und Sohn Eugen die DDR. Bald kommen Angebote aus Film und Fernsehen. Ob die Anwaltsserie „Liebling Kreuzberg“ oder ein „Tatort“ mit Götz George – Renate Krößner ist zurück im Filmgeschäft und etabliert sich in den nächsten Jahrzehnten bundesweit als Charaktermimin in oft preisgekrönten Filmen.

Im Mai 2020 kurz nach ihrem 75. Geburtstag hat Renate Krößner den Kampf gegen den Krebs, den sie schon einmal erfolgreich besiegt hatte, verloren.

Die Dokumentation „Lebensläufe: Sunny – Solo für Renate Krößner“ zeichnet am 19. November um 23.10 Uhr im MDR-Fernsehen den Lebensweg der unvergessenen Künstlerin nach – von der frechen Halbwüchsigen „Kessi“, wie sie in der Schule gerufen wird, über die Licht- und Schattenseiten des Ruhmes bis hin zu ihren letzten Arbeiten und dem Krebs, der sie auffrisst. Der Film steht bereits ab 16. November in der ARD Mediathek.

Zu Wort kommen Ehemann Bernd Stegemann, der Schauspieler Hermann Beyer, der Autor Wolfgang Kohlhaase, der Regisseur Hermann Zschoche sowie die Journalistin Regine Sylvester.

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