Oettinger Rockets: Ivan Pavic und Wolfgang Heyder im Doppelinterview

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Die reguläre Saison der Oettinger Rockets neigt sich dem Ende zu. Nun treten sie am 30. Spieltag gegen die bereits als Absteiger feststehenden ETB Wohnbau Baskets Essen an. Im Anschluss warten schon die Play-Offs in der 2. Basketball-Bundesliga ProA. Dort treffen die Raketen auf Crailsheim oder Chemnitz. Weil sie ihre vergangenen drei Spiele verloren haben, ist es an der Zeit, bei Head Coach Ivan Pavic und Wolfgang Heyder, Leiter Sport und Geschäftsentwicklung, in einem Doppel-Interview nach dem Stand der Dinge zu fragen.

Herr Pavic, unter Berücksichtigung der vergangenen Auftritte der Mannschaft – wie gehen Sie am Samstag ins Auswärtsspiel gegen den Absteiger aus Essen?

Pavic: Ich will ganz klar in Essen gewinnen! Auch ich bin mit der Leistung in den vergangenen drei Partien natürlich nicht zufrieden. Die Jungs aus Essen wollen sich zu Hause gebührend aus der ProA verabschieden, das ist keine Frage. Aber wir wollen mit Rückenwind in die Play-Offs starten.

Es wird also keine Begegnung mit Testspiel-Charakter?

Heyder: Ganz bestimmt nicht. Wir müssen und werden dieses Spiel 100-prozentig ernst nehmen!

Dann sollte die Mannschaft aber anders auftreten. Viele Fans haben dem Team zuletzt mangelnde Einstellung vorgeworfen. Wie sehen Sie das?

Pavic: Nein, dieser Meinung bin ich nicht. Ich gehe aber mit, wenn Sie sagen, dass es für uns schwer ist, innerhalb eines Spiels einen Negativlauf zu stoppen. Da agieren wir offensiv wie defensiv derzeit viel zu verkrampft.

Sehen Sie das auch so, Herr Heyder?

Heyder: Ja, da gebe ich Ivan recht. Wir lassen uns viel zu schnell aus der Ruhe bringen – und dann probiert es jeder allein. Da wäre es besser, effektiv zusammenzuarbeiten und sich die Sicherheit in der Verteidigung zu holen. Auch das geht natürlich nur gemeinsam.

Ziehen sie Konsequenzen aus den angesprochenen letzten drei verlorenen Partien? Immerhin gab es im bisher letzten Heimspiel wohl erstmalig Pfiffe der Fans zur Halbzeit…

Pavic: … Was ich übrigens sehr gut verstehen kann. Ich kann auch bestätigen, dass die Pfiffe die Mannschaft erreicht haben. Personelle Konsequenzen gibt es diesem Sinne nicht. Wir haben eine klare Hierarchie in der Mannschaft, die ich als sehr wichtig erachte. Aber dennoch – das stimmt schon – haben sich andere Spieler aufgedrängt. Zum Beispiel hat sich Kristian Kullamäe viel Vertrauen erarbeitet.

Heyder: Die Mannschaft hat wirklich einen hohe sportliche Qualität und Kristian Kullamäe gehört dazu, ganz klar. Als persönliche Schlussfolgerung habe ich mit allen Spielern unter vier Augen gesprochen. Dabei wurden interessante Themen angesprochen. Und ich hoffe, dass das zur Besserung beitragen wird.

Haben Sie die Pfiffe eigentlich geärgert?

Heyder: Nein, ganz und gar nicht. Vor allem nicht, wenn sie so berechtigt sind wie in diesem Fall. Ich sage es gern wieder: Unsere Fans sind schon beeindruckend und tragen diesen Verein im Herzen. Nur deswegen fahren sie tausende Kilometer quer durch die Republik, opfern Zeit und Geld, um die Spiele unserer Mannschaft zu sehen. Und wenn sie dann so enttäuscht werden wie zuletzt, dann steht es ihnen natürlich zu, Kritik zu äußern. Das respektiere ich – und deswegen werden wir am kommenden Mittwoch erneut einen Fan-Abend im Londoner am Alten Schlachthof in Gotha organisieren. Doch wir müssen aufpassen.

Wie meinen Sie das?

Heyder: Sobald es gegen einzelne Personen geht, schwindet allmählich mein Verständnis. Ich kann versprechen: Alle, die bei den Oettinger Rockets – in welcher Form auch immer – arbeiten, hängen sich mit Leib und Seele rein! Das gesamte Team hinter dem Team will, dass das Projekt erfolgreich ist und tut sein Maximales dafür. Und das ist auch bei Ivan und mir so…

Sie spielen auf die Rücktrittsforderungen an, die es in den sozialen Medien gab. Wie gehen Sie damit um?

Pavic: Jedem Fan ist seine eigene Meinung erlaubt! Das respektiere ich. Aber deswegen werde ich ganz sicher nicht aufgeben. Wir wollen in den Play-Offs definitiv zeigen, dass wir guten Basketball spielen können.

Auch Sie, Herr Heyder, agieren abseits des Spielfeldes emotional…

Heyder: Und dazu stehe ich. Aber ich finde es nicht akzeptabel, persönlich beleidigt zu werden, wie es am vergangenen Sonntag öfter passiert ist. Denn wie schon gesagt: Ich stelle mich regelmäßig den Fragen der Fans – mit offenem Visier. Da kann jeder fragen, es kann sich jeder äußern. Aber ich sage auch ganz klar: Ich muss mich nicht beleidigen lassen.

Zurück zum Blick auf das Spiel: In den Play-Offs können die Rockets auf Chemnitz oder Crailsheim treffen. Hand aufs Herz: Welches Team ist Ihnen lieber?

Pavic: Das ist mir echt egal. Ich freue mich einfach riesig auf die Play-Offs! Und wie da die Ausgangslage ist, kann mitunter absolut gar keine Rolle spielen. Bei aller Bescheidenheit, aber ich bin auch schon mal als Tabellensechster Deutscher Meister geworden.

Ihre Meinung, Herr Heyder: Crailsheim oder Chemnitz?

Heyder: Ich halte es da wie Ivan, das ist mir nicht wichtig. Viel wichtiger ist doch, dass wir erstmal Essen schlagen! Unabhängig vom ersten Play-Off-Gegner ist da sogar noch etwas Tabellenkosmetik drin!

Wie das?

Pavic: Wenn wir gewinnen und Trier in Baunach verliert, sind wir wieder punktgleich mit Trier und würden wegen des direkten Vergleiches an ihnen vorbei auf den sechsten Rang rutschen. Und zu Tabellenplatz sechs habe ich ja nun schon etwas gesagt (lacht).

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