„Gothaer Kunstraub“ von 1979: Entwendete Gemälde

1
3175
Brueghel d. Ä., Jan (Brüssel 1568 – 1625 Antwerpen), Landstraße mit Bauernwagen und Kühen

Lievens, Jan (Leiden 1607 – 1674 Amsterdam), Kopie nach Rembrandt Harmensz. van Rijn (Leiden 1606-1669 Amsterdam), Alter Mann.
Unter Ernst II. gelangte das Werk ,,Alter Mann“ von Jan Lievens nach Gotha. Es handelt sich bei dem Gemälde um eine Rembrandt-Kopie. Das Original befindet sich heute in der Sammlung der Harvard University in den Vereinigten Staaten. Das Bild zeigt das Brustportrait eines alten Man- nes mit langem Bart und wallendem Haar. Seine Stirn ist in bedächtige Falten gelegt. Er trägt einen braunen Fellmantel und eine rote Weste. In der Version Lievens dient das Licht ebenso wie bei Rembrandt dem Aufbau einer dramatischen Spannung, die er im Gegensatz zum Meister des Originals jedoch nicht aufzulösen scheint. Mit äußerster Akribie sind in beiden Darstellungen Details wie die Hautfalten und Haarstruktur ausgearbeitet. Es wird keine konkrete Person dargestellt, sondern ein bestimmter Typ Mensch, hier wird einem alten Mann und einer Emotion Ausdruck verliehen. Das Bild ist repräsentativ für eine Reihe von Charakterstudien, die Lievens wie auch Rembrandt in Leiden anfer- tigte.

Hals, Frans (Antwerpen 1582 – 1666 Haarlem), Werkstatt, Brustbild eines unbekannten Herrn mit Hut und Handschuhen.
Das Brustportrait zeigt einen jungen Mann mit Schnurr- bart in Dreiviertelansicht. Der Unbekannte trägt einen schwarzen Seidenmantel über einem schwarzen Wams, eine Fallkröse sowie einen breitkrempigen Hut. Seinen aufgeweckten Blick richtet er auf den Betrachter und greift mit der rechten Hand an seinen Mantel. Es handelt sich um ein Werk des Niederländers Frans Hals und sei- ner Werkstatt. Die Farbe ist, für die Werke des Künstlers typisch, breit aufgetragen und doch sorgfältig verschmol- zen. Deutliche Pinselstriche kennzeichnen den Mantel wie den Hut. Die Details der Plisseefaltung des Kragens wie der Spitzen des Untergewands sind hingegen fein ausgearbeitet.

Holbein, Hans d. Ä. (Augsburg um 1465 – 1524/1534 Basel oder Isenheim), Heilige Katherina, um 1509/10.Das Bild zeigt eine junge Frau als Halbfigur, nach links ge- wandt, mit langem, blondem Haar, das an ihr, über Nacken und Brust, herabfällt. Ihr Gesichtsausdruck ist leidend, der Kopf leicht geneigt. Durch ihre blauen Augen blickt sie nach links aus dem Bild heraus. Sie trägt ein weißes Kleid mit goldenem, verziertem Saum, der im Brustbereich durch Verschlüsse zusammengeführt wird. Über der Hüfte ziert ein Gürtel das Gewand bevor der Stoff in feine Faltungen übergeht. Als Schmuck trägt die junge Frau zwei breite Ringe mit jeweils einem großen Stein und ein durch Perlen verziertes Haarband. In ihren Händen hält sie ein rotes Wa- genrad, durch das ein Schwert gesteckt ist. Die Beigaben kennzeichnen die Dargestellte als Heilige Katherina. Auf ei- nem Votivbild für den 1478 hingerichteten Ratsherren Ulrich Schwarz, das sich heute in der Staatsgalerie Augsburg befindet, ist eben jene Frau in Andachtshaltung dargestellt und als „KATHERÍMA“ bezeichnet. Es handelt sich daher wohl bei beiden Darstellungen um die, nach der Heiligen benannten, Tochter des Ulrich Schwarz.

nach van Dyck, Anthonis (Antwerpen 1598/9 – 1641 London), Selbstbildnis mit Sonnenblume.Bei dem Werk handelt es sich um eine Kopie des 1632-33 entstandenen Selbstportraits mit Sonnenblume von Anthonis van Dyck, welches sich heute in der privaten Sammlung des Duke of Westminster befindet. In einem roten, geschlitzten Wams zeigt sich der Künstler bis zur Brust. Er wendet das von Locken umwallte Gesicht in Richtung des Be- trachters und blickt diesen aus den Augen- winkeln an. Mit der linken Hand umspielt van Dyck eine goldene Kette bei der es sich ver- mutlich um ein Geschenk des englischen Königs Charles I., der den Künstler zum Ritter schlug, handelt. Mit der rechten Hand

deutet der Künstler auf eine prachtvolle Sonnenblume, die seinem Gesicht gegenüber- gestellt ist. Eine weitere kleinere Blüte befindet sich im Hintergrund vor wolkenbeweg- tem Himmel. Das linke Bildviertel wird von einer dunklen Wand hinterfangen. Die rot- braune Färbung des Gesichts und die wenig modellierten Hände sowie die hart aufe- inander gesetzten Töne des Wamses sprechen für ein Werk Sir Peter Lelys.

Achtung: Bei einem im Umlauf befindlichen Farbfoto des Gemäldes handelt es sich um das Original van Dycks. (Anthonys van Dyck, Selbstbildnis mit Sonnenblumen, um 1635, Privatsammlung des Duke of Westminster, Eaton Hall, Cheshire)

Brueghel d. Ä., Jan (Brüssel 1568 – 1625 Antwerpen), Landstraße mit Bauernwagen und Kühen.Unter Herzog Ernst II. von Sachsen- Gotha-Altenburg fand das Werk Ein- gang in die Kunstkammer. Von ei- nem erhöhten Standpunkt schauen wir auf eine ländliche Szenerie. Meh- rere Wagen, beladen mit ver- schiedensten Waren, begegnen ei- nander auf einem unbefestigten Weg. Die Straße ist von hohen Bäu- men gesäumt und verschwindet im Hintergrund nach einer Kurve hinter einer Baumgruppe, neben der ein Schloss auszumachen ist. Die Bäume im Vordergrund verdecken mehrere Häuser, von denen zumindest eines mehr- geschossig ist und ein weiteres mit Balken abgestützt zu werden scheint. Im Zentrum der Komposition steht die Landbevölkerung mit deren Darstellung sich Jan Brueghel d. Ä. intensiv beschäftigte. Gezeigt wird eine Vielfalt an bäuerlichen Alltagssituationen, die Wanderschaft eines Mannes, das Treiben von Milchvieh, der Transport von Waren, Bettelvolk und Gänse, Schweine, Enten wie Hühner auf der Suche nach Nahrung.

Typisch für das Werk Jan Brueghel d. Ä. sind des Weiteren die Vögel am Himmel, da- runter eine Elster, ein Falke und ein Storch. Als Versatzstücke kennzeichnen diese Brueghels Schaffen ab den 1590er bis in die frühen Jahre des 17. Jahrhunderts.

Quelle: Stiftung Schloss Friedenstein

1 KOMMENTAR

HINTERLASSEN SIE EINE ANTWORT