„Prinz“ gefunden, der das Klaustor aus dem Dornröschenschlaf holt

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Entwürfe des Siegers Steimle für das Klaustor. Grafik: Büro Steimle

Waltershausen (red/ra, 26. Februar). Am Montag tagte der Waltershäuser Stadtrat. Gewichtigstes Thema war der Doppelhaushalt 2022/2023 sein. Der sieht für beide Jahre ein Volumen von je 27,5 Mio. Euro vor.

Eine ursprünglich geplante Kreditaufnahme über 1,2 Mio. Euro – auch wegen erwarteter, geringerer Gewerbesteuereinnahmen – muss nun nicht erfolgen: „Wir ziehen Nutzen aus dem 130-Mio.-Paket, das der Landtag jüngst für den Landeshaushalt und zur Unterstützung der Landkreise und Kommunen beschlossen hat“, erklärt Bürgermeister Michael Brychcy (CDU) und ergänzt: „Da darf man sich ruhig mal bei den Landtagsabgeordneten bedanken.“

In der Kernstadt werden in den nächsten zwei Jahren zwei Großprojekte in Angriff genommen. Dazu gehört, das Klaustor nun endlich aus dem Dornröschenschlaf zu erwecken.

Entwürfe des Siegers Steimle für das Klaustor. Grafik: Büro Steimle
Entwürfe des Siegers Steimle für das Klaustor. Grafik: Büro Steimle

Dornröschenschlaf für Klaustor endet
Zur Erinnerung: Gut neun Jahre ist es her, dass die Stadt Waltershausen einen Architektenwettbewerb zur Sanierung und Neugestaltung des Klaustors und seines Nachbargrundstückes ausgeschrieben hatte. 16 Entwürfe wurden eingereicht. 2014 wurde dann der Stuttgarter Architekt Thomas Steimle als Sieger gekürt. Er wollte nach Abriss der leerstehenden Gebäude wieder zwei separate Häuser an der Westseite des Klaustors errichten: ein Stadthaus und ein Turmhaus, vorrangig für Wohnungen, eventuell mit einem Café. Der Turm sollte neben einem eigenen Zugang einen weiteren über die neu zu bauenden Häuser erhalten (Grafiken: Entwürfe des Siegerprojekts).

Die hochfliegenden Träume fanden allerdings keine Investoren – sicherlich auch wegen der veranschlagten Kosten von etwa 2,5 Millionen Euro.

Inzwischen mussten die maroden Nebengebäude abgerissen werden, wobei Reste der Stadtmauer ans Tageslicht kamen, die in einen künftigen Neubau integriert werden sollen.

2021 dann hatte sich der Bauausschuss erneut mit dem Thema befasst und später der Stadtrat einem Antrag der Fraktion von SPD und Bündnis 90/Die Grünen stattgegeben.

Der sah vor, dass die städtische Verwaltungs- und Baugesellschaft das Quartier bebauen sollte. Die hat schon das Eckhaus Hauptstraße 14/August-Triniusstraße (Foto) saniert und wird nun das überarbeitete Projekt für geschätzte 2 Mio. Euro in Angriff nehmen. Brychcy geht davon aus, dass nach Planüberarbeitung und Ausschreibung 2023 Baustart sein kann.

Am Oberen Waldtor wird alles wird neu gemacht
Das zweite Vorhaben ist nicht minder anspruchsvoll: der Ausbau des Oberen Waldtors. Dort soll im dritten Quartal 2022 der Startschuss fallen. Läuft alles glatt, könnte zum nächsten Jahresende Feierabend sein. Bis dahin lässt Gothas Wasser- und Abwasserzweckverband Schmutz- und Regenwasserkanäle sowie Trinkwasserleitungen erneuern.

Vor allem der neue Regenwasserkanal ist wichtig. Nach wie vor kämpft man am Oberen Waldtor mit dem Oberflächenwasser, was aus den höhergelegenen Waldgebieten des Burgberges kommend, nicht nur einmal für Überschwemmungen sorgte, viele Keller flutete und an manchen Stellen hüfthoch stand.

Nun mindern zwar die von der Stadt auf eigenen Grundstücken an den Waldteichen errichteten Hochwasser-Schutzbauten die Gefahr: Dafür wurden in erster Ausbaustufe drei Teiche gebaut, die terrassenartig aufeinander folgen. Sie sind untereinander mit Überläufen verbunden, die am jeweils oberen Teich in dessen (Stau-)Damm eingebunden sind.

Geplant schon vor neun Jahren, wurde die Teich-Kaskade 2021 in Betrieb genommen. Sie soll die Wucht von Überflutungen mindern. Das wurde allerdings nicht von allen geschätzt – noch während der Bauarbeiten sabotierten Unbekannte die Kaskade (wir berichteten). Nach Veröffentlichung des Frevels hörten diese Sachbeschädigungen allerdings schlagartig auf.

Zudem verhindert diese Konstruktion, dass das Oberflächenwasser aus dem Außenbereich der Stadt in die Kanalisation gelangt: „Daran hat der Wasser- und Abwasserzweckverband ein großes Interesse, weil dieses Wasser zusätzliche Kosten erzeugt“, erklärt Brychcy. Solch Wasserüberschuss beeinträchtigt das Funktionieren der Kläranlagen. Deshalb wird es in die Vorflut „abgeschlagen“, also via Pappelgraben in die Laucha geleitet.

Die Stadt indes werde die allseits bekannte Engstelle völlig umgestalten. Dafür hat sie auch ein Grundstück direkt am Aufgang zum Ziegenberg – den man in Zuge dieses Vorhabens sanieren wolle – und neben ex-„Reifen-Weißleder“ erworben.

Die Fußwege werden erneuert, weshalb die Straße an sich danach dann schmaler sein wird. Die beiden Bushaltestellen kommen auch dran, wobei die am nördlichen Straßenrand ein Stückchen stadteinwärts wandern wird.

Obwohl ringsherum mit dem Ziegen- und dem Burgberg schon recht viel Grün vorhanden sei, wolle man trotzdem auch eine kleine grüne Oase im Bereich der Einmündung der Burgbergstraße in das Obere Waldtor schaffen.

Was da auf die Anwohner alles zukommt, war Gegenstand einer Bürgerversammlung. Da ging es auch um die Parkplatzsituation: Das liebgewordene Gewohnheitsrecht, seinen Pkw direkt vorm Haus abstellen zu können, wird es nach der Umgestaltung nicht mehr geben. Zwar schaffe man u. a. in der Striemelsberg- und der Burgbergstraße zusätzlichen Parkraum, „aber mehr als maximal 27 Parkplätze werden es nicht werden“. Um die Situation zu entschärfen, soll aber der ganze Bereich eine Tempo-20-Zone werden. „Dann können die Leute auch abends auf der Straße parken“, begründet Brychcy.

10 weitere Parkplätze hatte die Stadt zudem jüngst in der Thälmannstraße geschaffen. Dafür wurde ein städtisches Grundstück umgestaltet.

Das Vorhaben wird gefördert. Die Zusage über 230.000 Euro liegt vor, bleiben demnach für Stadt noch 500.000 Euro.

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