Waltershäuser Elternvertreter kritisieren Informationspolitik des Landkreises

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Das Rathaus von Waltershausen. Foto: Rainer Aschenbrenner

Waltershausen (red, 21. März). Die Elternvertreter der Waltershäuser Schulen und Kindergärten haben eine gemeinsame Pressemitteilung herausgegeben.

Darin kritisieren sie das Vorgehen des Landratsamts bezüglich der kurzfristigen Schließungen der Schulen und Kindergärten. So seien die Eltern erst am Freitag- bzw. Samstagnachmittag durch die Einrichtungen darüber informiert worden, dass Montag die Kindergärten sowie Schulen im Landkreis bis auf die Notbetreuung geschlossen werden.

“Für mich ist diese Informationspolitik des Landrats gegenüber den Eltern unverantwortlich. Wie sollen so viele Eltern so kurzfristig überhaupt noch reagieren?”, so der Elternvertreter der Grundschule GutsMuths, Christian Döbel, der Mitglied des Kreistags ist. Er kritisiert, dass es nach einem Jahr Pandemie „immer noch keine intelligenten und sinnvollen Konzepte im Landkreis gibt außer, die Schulen zu schließen. Lüftungsgeräte für Schulen und andere Maßnahmen hat die Verwaltung leider bislang verhindert, ohne eigene, konstruktive Vorschläge zu machen. Hier hat ein ganzes System versagt.”

Nancy Liebig, die Elternsprecherin des Kindergartens Schönrasen, weist auf das Versprechen des Landrats hin, dass es andere Lösungen als die Schließung geben sollte. ”Man hätte bereits ab 14.03.2021 die Dynamik erkennen können und somit die Schul-/ Kindergartenschließung ab 15.03.2021 für den 22.03.2021 vorbereiten können”, so Liebig. Auch kritisierte sie, dass Schul- und Kindergartenleitungen scheinbar immer erst als letztes von solch drastischen Maßnahmen erfahren. Das sei auf einen erheblichen Mangel in der Kommunikation zurückzuführen, wird der Elternsprecher des integrativen Kindergartens Ibenhain, Christian Marx, zitiert.

Der stellvertretenden Elternsprecherin der Europaschule, Ramona Jurke, sei diese sehr kurzfristige Maßnahme unverständlich. Es seien Hygienekonzepte penibel eingehalten worden „und doch müssen wieder die Schülerinnen und Schüler ausbaden, was die Politik eingerührt“ habe. “Außerdem sind Eltern keine Lehrer”, kritisiert sie. In den Meldungen wird stattdessen ständig vom “Homeschooling” gesprochen, was das aber suggerieren würde.

Dass nach einem Jahr Pandemie ohne wirkliche Konzepte einfach die Luft raus ist, bemerkte Mandy Kriegel, die Elternsprecherin der Europaschule. Sie empfahl laut Pressemitteilung, dass sich „Entscheider im Landratsamt … Statistiken psychischer Probleme zu Gemüte“ führen sollten, die die Folgen wochen- oder monatelangen Schließens der Einrichtungen dokumentierten.

Laut Christian Döbel wurden mögliche Lösungen diskutiert. Zunächst strebe man eine bessere Vernetzung von Elternsprechern an, damit die Betroffenen endlich mehr Gehör fänden. Andererseits forderten die Vertreter der Kindergärten und Schulen den Einsatz von technischen Lösungen, allem voran Luftreinigungssystemen, die bereits am Dienstag im Sozialausschuss der Stadt besprochen werden sollten. “Ein Lüftungssystem, das auf Elterninitiative ausgeliehen wurde, läuft ja bereits in der Europaschule”, betont Döbel, mit Blick auf einen Versuch, den er gemeinsam mit dem Physiklehrer Tom Höpfner dort betreut.

Eine weitere Lösung sei, dass endlich auch der Onlineunterricht in allen Klassenstufen ausgebaut werde. Dort fühlten sich die Elternvertreter eher „an ein Katz- und Mausspiel“ erinnert als an zielorientierte Politik. Nach einem Jahr seien gegenseitige Schuldzuweisungen nicht mehr angebracht.

Desweiteren müsse sich die Informationspolitik des Landratsamts ändern: “Ich wünsche mir eine klare Evidenz zur Nützlichkeit der Maßnahmen, die ja nach einem Jahr vorliegen sollten. Die Schulen und Kitas haben hervorragende Hygienekonzepte und ich persönlich finde, dass meine Kinder dort sicher sind”, so Nadine Elsharkawi als Vertreterin der GutsMuths-Grundschule. Dass die Inzidenzwerte permanent stiegen, sollte sogar dem Landratsamt aufgefallen sein.

Einen weiteren Ansatz sehen die Elternvertreter in einem freiwilligen, regelmäßigen Massentest aller Schüler und Lehrer. Beispielsweise teste die Salzmannschule, die nicht in der Trägerschaft der Stadt ist, auf rein freiwilliger Basis die Schüler der 11. und 12. Klasse zu Beginn der Schulwoche. Aus Sicht des Waltershäuser Stadtrats Christian Döbel werde hier schon viel zu lange darüber diskutiert, statt endlich auch an den anderen Schulen der Stadt zu handeln. Der promovierte Ingenieur könne bis heute nicht nachvollziehen, wie man Infektionsketten effektiv erfassen könne, wenn nicht einmal die Datenlage ausreiche.

„Dieser Weg der Schließung als der des geringsten Widerstands ist unausgewogen und gefährdet die Zukunft nicht nur unserer Kinder.“

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