„Gothaer Bibliotheksgespräch“ zum Orientalisten Johann Ernst Gerhard

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Autor unbekannt. Repro: FSU Jena.

Gotha (red, 5. Dezember). Die Forschungsbibliothek Gotha der Universität Erfurt lädt alles Interessierten zur nächsten Online-Veranstaltung der „Gothaer Bibliotheksgespräche“ am Mittwoch, 15. Dezember, um 18.15 Uhr ein. Im Gespräch mit Dr. Sascha Salatowsky (Gotha) stellt Dr. Asaph Ben-Tov (Kopenhagen/Wolfenbüttel) unter dem Titel „Gelehrtenkultur und orientalische Studien im 17. Jahrhundert“ den Orientalisten und Theologen Johann Ernst Gerhard (1621–1668) vor, der an diesem Tag seinen 400. Geburtstag feiert.

In vielerlei Hinsicht ist Johann Ernst Gerhard ein typischer Vertreter der akademischen und konfessionellen Kultur seiner Zeit. Der Sohn des berühmten lutherischen Theologen Johann Gerhard (1582–1637) wurde in Jena geboren. Neben einigen Reisen hat er fast sein ganzes Leben in seiner Heimatstadt verbracht. Dort pflegte er seine gelehrten Interessen – vor allem eine Faszination für die Sprachen des Orients, und dort amtierte er als Professor für Geschichte und später Theologie. Seine Werke, respektvolle und zum Teil innovative Leistungen, verloren zwar im Verlauf des späten 17. Jahrhunderts ihre Bedeutung, markieren aber dennoch einen wichtigen Zwischenstand in der Gelehrtenkultur und Praxis dieser Zeit. Für die Forschung relevant ist vor allem das umfangreiche Quellen-Korpus, das Gerhards Leben und seine orientalischen Studien dokumentiert: seine Privatbibliothek, die Bibliotheca Gerhardina und sein handschriftlicher Nachlass haben sich in der Forschungsbibliothek Gotha erhalten. Sie ermöglichen es, einen detaillierten Blick in das Leben eines heute nahezu vergessenen, jedoch höchst interessanten Gelehrten der Frühen Neuzeit zu werfen. Dabei lässt sich zudem erkennen, welch Rang die orientalischen Studien im 17. Jahrhundert in Hinsicht auf den intellektuellen, sozialen und alltäglichen Sitz im Leben hatten.

Privatdozent Dr. Asaph Ben-Tov hat Geschichte und Altphilologie in Jerusalem studiert. Er wurde dort 2007 mit einer Arbeit zu der Auffassung der griechischen Antike bei Philipp Melanchthon und seinem Kreis promoviert. Die Habilitation erfolgt 2019 an der Universität Erfurt. Dr. Ben-Tov befasst sich vor allem mit der Geschichte der orientalischen Studien der Frühen Neuzeit sowie mit der Antikenrezeption. Von 2009 bis 2017 war er am Forschungszentrum Gotha tätig. Seit 2019 ist er Mitarbeiter am von der EU finanzierten European Research Council-Projekt The European Qur’an (Universität Kopenhagen). Vor einigen Monaten erschien seine Studie: Johann Ernst Gerhard (1621–1668): The Life and Work of a Seventeenth-Century Orientalist (Leiden 2021).

Die Veranstaltung findet digital über Webex statt: Link zur Veranstaltung

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