Erfurt (red/hs, 27. Januar). Die jüngst veröffentlichten Ergebnisse der diesjährigen Waldzustandserhebung lassen etwas aufatmen. Der Anteil gesunder Bäume stieg im Freistaat um 5 % auf nunmehr 20 %, der Anteil stark geschädigter Bäume ging erfreulich stark um 9 % auf 46 % zurück.
Damit ist der Negativtrend der Dürrejahre 2019 und 2020 zumindest vorerst gebrochen. Die jährlich durch den ThüringenForst durchgeführte Waldzustandserhebung ist allerdings nur eine der vielen Monitoring-Maßnahmen, die das Wissen über unsere heimischen Wälder vermehrt. Neben dieser jährlichen Stichprobe gibt es zahlreiche weitere Erhebungen im mehrjährigen Rhythmus. Sie werden durch permanente Messungen flankiert, die gleichsam jeden Tag Erkenntnisse über die etwa 330 Millionen Bäume in Thüringen liefern. Die Datengrundlagen zum Schutz, zum Erhalt und zur Förderung des Waldes im Freistaat nehmen folglich laufend quantitativ wie qualitativ zu. Der Wissenschaftliche Beirat zur Waldpolitik der Bundesregierung hat jüngst den weiteren Ausbau des Waldmonitorings empfohlen.
Forstliches Umweltmonitoring: Regional, National, EU-weit
„Die laufende Überwachung verschiedener Indikatoren der Waldökosystementwicklung ist für Forstwissenschaftler wie Forstpraktiker von hoher Wichtigkeit. Die Erkenntnisse kommen allen Waldbesitzenden zugute, aber natürlich auch anderen Fachverwaltungen, der Politik sowie der interessierten Öffentlichkeit“, so Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand.
Eines der wichtigsten Monitoringprogramme sind die jährliche Waldzustandserhebung und Waldzustandsbericht. Seit 1984 wird der Zustand des Waldes in vielen Ländern Europas erhoben, seit 1991 auch in Thüringen. Damit ist die Waldzustandserhebung das längste kontinuierlich durchgeführte Waldbeobachtungsprogramm Europas. Im 10-jährigen Turnus erfolgt in allen Bundesländern die Bundeswaldinventur, im 15-jährigen Turnus die Bodenzustandserhebung.
Während die Bundeswaldinventur, deren vierte Erhebung in Thüringens Wäldern derzeit läuft, forstliche und ökologische Walddaten, z. B. zur Waldfläche, zum Baumalter oder zum Holzvorrat, stichprobenartig erhebt, fokussiert die Bodenzustandserhebung (BZE) auf den Zustand der Waldböden. Sie startet in wenigen Monaten im Freistaat als sog. BZE III. Daraus lassen sich Erkenntnisse zur Nährstoffausstattung, zum Grad der Bodenversauerung oder zur Kohlenstoffspeicherung ableiten.
Waldschutz: Überwachung-Diagnose-Prognose-Handlungsempfehlungen
Ein besonderes Augenmerk ist auf die Waldschädlinge gerichtet: Im monatlichen Waldschutzmeldedienst werden landesweit Schäden durch Insekten, Mäuse und Pilze sowie Sturm, Feuer und Dürre überwacht.
Neben dieser reinen Erfassungsstatistik erfolgt ein zusätzliches Waldschutzmonitoring. Wird die Überschreitung von Populationsgrenzwerten etwa beim Eichenschädling Schwammspinner diagnostiziert, werden Prognosen zur Schadentwicklung, zum Schadpotenzial und daraus abgeleitete Handlungsempfehlungen erstellt.
Aber der Waldschutz überwacht nicht nur heimische Schädlinge, auch Quarantäneschädlinge, wie etwa der Asiatische Laubholzbockkäfer, sind im Fokus der Experten.
Im dreijährigen Turnus werden hingegen die Schäden durch Wildverbiss und Schäle erhoben. Insbesondere Rot-, Reh- und Muffelwild beeinträchtigt bei überhöhten Wilddichten das Wachstum bestimmter Waldbäume sowie ihr Mischungsverhältnis. Auch hier sichert ein Monitoring die Schadensentwicklung seit 1994 ab. Die Ergebnisse finden Eingang in die Wild-Abschusspläne der Jagdpächter bzw. Jagdausübungsberechtigten.
In seinem jüngsten Gutachten hat der Wissenschaftliche Beirat zur Waldpolitik der Bundesregierung dem forstlichen Umweltmonitoring eine Schlüsselstellung in den Anpassungsstrategien zum Klimawandel zu-geordnet und dessen Weiterentwicklung zu einem umfassenden Instrument der Risikoanalyse empfohlen.
Thüringen ist schon jetzt auf einem guten Weg.