Die Fastnachtshelden von Mainz

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Mainz (ots). Sie sind Software-Entwickler, Schulrektoren, Handwerker, Piloten – alle jedenfalls keine professionellen Unterhaltungskünstler.

Aber einmal im Jahr werden sie für zwei Monate zu den Stars der fünften Jahreszeit. Dann werden sie zu abgebrühten Entertainern, die vor Tausenden von Menschen in die Bütt steigen. Mancher findet bei der Fernsehsitzung „Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht“ sogar ein Millionenpublikum.

Mit der Dokumentation „Die Fastnachtshelden von Mainz“ (1. Februar, 20.15 Uhr im SWR Fernsehen) hat der Filmautor Harold Woetzel nun erstmals einen Blick in die Arbeitszimmer und Proberäume der Akteure geworfen. Entstanden sind liebevolle Porträts von Menschen, die sich mit viel Herzblut einer besonderen Art „Volkskunst“ verschrieben haben.

Unterschiedlicher könnten die Protagonisten nicht sein: hier der Unternehmer Jürgen Dietz, bekannt als „Bote vom Bundestag“ – ein ruhiger, feiner Konservativer, der dennoch zum Wüterich über die „Dummheiten“ der Politik werden kann, egal, welche Partei sie angerichtet hat.

Dort der Schulrektor Hans-Peter Betz, der mittlerweile als Sitzungspräsident von „Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht“ eine mächtige Figur der Fastnacht ist und in der Rolle des „Guddi Gutenberg“ tüchtig austeilt.

Aber es gibt auch den Sachbearbeiter in der EDV des Bistums, Andreas Schmitt, der gesellschaftlich außerhalb der „fünften Jahreszeit“ wohl weniger wahrgenommen würde, wenn er nicht in seiner Rolle als „Obermessdiener vom Dom“ zu einem dieser „Helden von Mainz“ geworden wäre. Wohl kein anderer verkörpert den Fastnachter mit Leib und Seele so wie er: derb, heimatverbunden, doch hochsensibel und volkstümlich-gebildet – und natürlich tief katholisch.

Sie alle sind zum Markenzeichen der Fernsehfastnacht geworden. Aber wie kommt man in die Sendung „Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht“? Wie steht es mit den Jungen, die auch dabei sein wollen, mit anderem Stil und einem zuweilen ganz anderen Humorkonzept?

Was ist mit jenen, die versuchen, die literarisch-politische Saalfastnacht – das Alleinstellungsmerkmal der Mainzer – mit Party und Konzert zu ergänzen? Harold Woetzel hat letztendlich auch einen „Heimat-Film“ gedreht, der zeigt, wie eng verbunden die Fastnachter mit ihrer Stadt sind. Und Nicht-Mainzer erahnen, was es bedeutet, in dieser Stadt mit ihrer närrischen Tradition zu leben.