André Wesche im Gespräch mit Alexander Fehling und Lena Meyer-Landrut

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Ein einheimischer Animationsfilm präsentiert den altgedienten Dschungelhelden Tarzan auch anno 2014 noch voll auf Höhe der Zeit. Die aktualisierte, actionreiche Geschichte und der Einsatz des aufwändigen Motion-Capture-Verfahrens sollen den Nerv eines weltweiten Publikums treffen. Die deutsche Synchronfassung kann mit einem illustren Sprecher-Duo punkten. Sängerin und Eurovision Song Contest-Gewinnerin Lena Meyer-Landrut (22, „Satellite“) leiht Jane ihre Stimme, während der vielbeschäftigte Schauspieler Alexander Fehling (32, „Inglourious Basterds“, „Goethe!“) als Tarzan den Dschungel erbeben lässt. Ein Gespräch.

Lena, Alexander, kaum ein Stoff wurde so häufig verfilmt wie Tarzan. Warum ist die Geschichte des Dschungelhelden immer wieder interessant?

Fehling: Es geht um Nacktheit und Sex! (lacht)

Meyer-Landrut: Diese Filme spiegeln immer ihre jeweilige Generation wider. In dem Tarzan, den wir gesprochen haben, sind Story-Elemente enthalten, die in älteren „Tarzänen“ kein Thema waren. Der Naturschutzgedanke zum Beispiel.

 

Welcher war Ihr erster Tarzan?

Meyer-Landrut: Der Disney-Tarzan mit dem Soundtrack von Phil Collins.

F.: Johnny Weissmüller in Schwarzweiß und dann Christopher Lambert in „Greystoke – Die Legende von Tarzan, Herr der Affen“. Den fand ich sehr gut, klassisch, nah am Original.

 

Keiner dieser Filme kommt ohne die berühmte „Ich Tarzan – Du Jane“-Szene aus. War das Einsprechen ein besonderer Moment?

Fehling: Tatsächlich war das mein einziger richtiger Text. Insofern herrschte ein großer Erwartungsdruck. Wir haben die Szene nicht zusammen synchronisiert, wir waren einzeln im Studio. Ich musste schon ein wenig herumprobieren. Man wandelt auf einem schmalen Grat, dass es nicht albern oder blöd wirkt. Ich mochte den Moment besonders, in dem Tarzan zum ersten Mal ein Wort spricht.

Meyer-Landrut: Für mich war die Situation eher lustig. Meine Regieanweisung lautete, wie mit einem kleinen Kind zu reden, das schwerhörig ist. Ich sollte sagen: „Mein Naaame ist Jaaane. Wie iiist Dein Naaame?“. Es ist auch schwieriger zu kommunizieren, wenn man dabei nicht angeschaut wird. Man kann keine Emotionen über Gestik oder Mimik transportieren, man muss alles sehr klar mit der Stimme machen.

Fehling: Und ich sollte so sprechen, als wäre es mein allererstes Mal. Es war sehr interessant, in der Vorstellung so weit zurückzugehen, als hätte man dieses Wort, das man von sich geben soll, noch nie gehört.

 

Wie fühlt es sich an, im Studio den ganzen Tag über nur Laute und Schreie von sich zu geben?  

Fehling: Urzeitlich und frei! Das Ganze dauerte neun bis zehn Stunden, man will ja vorwärts kommen. Man bewegt sich viel im Studio, damit die Laute nicht nur „gemacht“ sind. Man schaut sich sehr genau an, wie sich die Figur in dieser Szene bewegt, was der Körper macht. Das versuche ich dann im Studio genau so zu machen. Mir machen solche Sachen großen Spaß. Man spielt einfach herum wie auf einem Spielplatz. Tarzans ikonischer Schrei wurde übrigens im Rechner „gebaut“. Alle Schreie drum herum stammen aber von mir.

 

Sind Sie naturaffin oder eher richtige Großstadtmenschen?

Fehling: Ich habe mich immer für einen Großstädter durch und durch gehalten. Heute merke ich immer öfter, dass Natur schon glücklich macht. Klingt wie eine Binsenweisheit, stimmt aber tatsächlich.

Meyer-Landrut: Ich finde Natur gut, aber ich habe trotzdem gerne WLAN. Auch in einer schönen, einsamen Berghütte in der Schweiz würde ich abends gern eine Stunde lang Emails checken.

 

Wie lange würden Sie im Dschungel überleben?

Meyer-Landrut: Ich glaube, ich würde schon ein paar Tage durchhalten. Man kennt ja aus Büchern so ein paar Survival-Tricks. Ich habe keine Angst vor Vogelspinnen oder Schlangen, das ist alles nicht so schlimm. Ich habe nur eine total lächerliche Phobie vor Tieren, die lange, dünne Beine haben und sich schnell fortbewegen, Schneider (Anm.: Weberknechte) zum Beispiel. Da flippe ich völlig aus.

 

Im Film wird Tarzan von einer Gorilladame adoptiert. Glauben Sie, dass auch Affen eine Seele haben?

Fehling: Ich kann mir schon vorstellen, dass sie eine Seele haben. Wer sagt denn, dass es nur eine Art von Seele gibt? So denken wir Menschen, weil wir uns sowieso immer für den Mittelpunkt der Welt halten. Vielleicht sind die Seelen der Tiere ein bisschen anders. Alles, was atmet, sich bewegt und Laute von sich gibt, muss doch irgendwo ein Zentrum haben.

 

Welches Geschäft ist der größere Dschungel, die Musik- oder die Filmindustrie?

Meyer-Landrut: Ich kenne eigentlich nur die Musikindustrie richtig. Aber ich habe schon den Eindruck, dass die Schauspielbranche der größere Dschungel ist. Man muss um eine Rolle wirklich kämpfen.

Fehling: Musst Du in der Musikbranche nicht auch kämpfen?

Meyer-Landrut: Ich habe eher das Gefühl, dass da auch viel Glück dabei ist. Man macht ein Album und es funktioniert – oder auch nicht.

Fehling: Ich kann meinen Beruf nicht alleine ausüben. Ich kann nicht zuhause sitzen und einen Song schreiben, ich bin davon abhängig, dass es ein gutes Buch gibt, einen guten Regisseur und gute Kollegen. Ich kann die Leute alle gar nicht aufzählen, die es braucht, damit am Ende etwas Tolles herauskommt. Auf der anderen Seite arbeite ich auch viel nach meinem Instinkt, nach meiner Sicht der Dinge.

Meyer-Landrut: Für mich ist es am Wichtigsten, live vor einem Publikum zu spielen. Nur so kann ich direkt etwas von mir an die Leute weitergeben.

 

Wie haben eigentlich Ihre Verwandten und Freunde darauf reagiert, als Sie von Ihrer aktuellen Aufgabe berichtet haben?

Fehling: Man hat mich erstmal ungläubig angekuckt. Und dann kam stets die Frage: „Kannst Du den Schrei schon?“.