Auf den Spuren der Geschichte im Landkreis Gotha

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Zum Tag des offenen Denkmals harren am Sonntag, 8. September, im Landkreis Gotha nicht weniger als 18 Kulturdenkmale und zwei weitere Einrichtungen ihrer Erkundung durch interessierte Gäste.

Wenngleich sich unter den geöffneten Objekten keines findet, das direkt zum diesjährigen Motto „Jenseits des Guten und Schönen: Unbequeme Denkmale?“ – gemeint sind etwa Bauten aus NS-Zeit oder Stätten des Unrechts – passt, so bieten die meisten Denkmale trotz aller Schönheit zwei Seiten der Medaille. Die Lust am Vergangenen vereint sich nicht selten mit der Last rund um die Erhaltung und Instandsetzung. „Deshalb sollte man den Eigentümern der Objekte, egal ob Privatpersonen, Stiftungen, Unternehmen oder Kommunen, durchaus Respekt zollen, wenn sie ihrer Verantwortung gegenüber dem Erbe gerecht werden“, sagt der Erste Beigeordnete Helmut Marx.

Beispiele dafür finden sich vielerorts, etwa in der fachgerechten Instandsetzung der Domäne in Fröttstädt durch Familie Rothe oder in der von den Brüdern Breithaupt instandgesetzten Bockwindmühle Ballstädt. Aber auch das Gegenteil lässt sich leider feststellen, etwa im Verhalten der Eigentümer von Schloss Reinhardsbrunn, das an völliges Desinteresse grenzt. Denkmale können also in mehrfacher Hinsicht unbequem sein; daran sollten sich Gäste durchaus erinnern, wenn sie Kleinode in den Städten und Gemeinden in Augenschein nehmen.

Für Liebhaber von Architektur und Baugeschichte bietet sich am 8. September erneut ein breites Spektrum an Möglichkeiten: In die Ballstädter Flur lockt ab 10 Uhr ein Abstecher zur Bockwindmühle, wo Führungen angeboten werden. Die Einheitsgemeinde Drei Gleichen wartet gar mit fünf Angeboten auf: Im Ortsteil Mühlberg richtet das Marienstift Arnstadt auf der Mühlburg eine Ausstellung zum Thüringer Glas aus; zu Fuße der Veste können sich Interessenten in der Kulturscheune die Geschichte des Vorwerks näherbringen lassen (beides ab 10 Uhr). Den Wandersleber Pfarrhof erfüllen bereits am Vortag (7. September) ab 13 Uhr die Gäste der 6. Adjuvantentage mit Klang und Leben. Zum Denkmaltag selbst lädt Pfarrer Bernd Kramer um 19 Uhr in die St. Petri-Kirche zum Konzert mit dem Ensemble „Stimmwerk“ ein. Wer vorab noch Bauhistorie hautnah erleben möchte, kann sich in der Menantesstraße ab 10 Uhr im mittelalterlichen Wohnturm umsehen. In Friedrichroda werden um 14 und um 15 Uhr Führungen durch den Schlosspark von Reinhardsbrunn angeboten.

Ebenfalls nur unter Führung können Besucher das Schloss Friedrichswerth erkunden. Die rund 90-minütigen Touren starten um 10, 12.30 und 14 Uhr. In der Landgemeinde Hörsel steht die Kirche St. Michael im Ortsteil Teutleben ihren Gästen von 11 bis 14 Uhr offen. Wenige Kilometer westwärts stehen im Ortsteil Mechterstädt das Alte Steinhaus und das Fachwerkhaus des ehemaligen Guts ab 10 Uhr offen. Neben Führungen sowie zwei Ausstellungen von Laien- und Profikünstlern wird der Gewölbekeller für einen Tag zum Weinkeller umfunktioniert. In der Landgemeinde Nesse-Apfelstädt gibt es nicht weniger als fünf geöffnete Denkmale zu entdecken. In Apfelstädt bietet die Kirche St. Walpurgis nach dem Festgottesdienst um 10.30 Uhr die Gelegenheit, eine Ausstellung zum Adjuvantenwesen zu bestaunen.

Bereits am Freitag zuvor (6. September, 19.30 Uhr) wartet Pfarrer Bernd Kramer am gleichen Ort mit dem Music-Creativ-Improvision-Project, einem Konzertangebot für junge Leute, auf. In Ingersleben öffnen das Heimatmuseum im Rittergut sowie die Kirche St. Maria ab 10 Uhr ihre Pforten. Erstmals dabei ist das im Privatbesitz befindliche ehemalige Freisassenhaus (Freisasse = von Lehens- und Fronpflichten befreiter Bauer) in der Max-Laumann-Straße, das in recht ursprünglichem Zustand auf interessierte Besucher wartet. Die Bachstadt Ohrdruf bietet mit der Alten Gerberei in der Löberstraße sowie dem Schloss Ehrenstein zwei Besuchermagnete am Denkmalstag. Während in der Gerberei die einstige Lederherstellung nachvollzogen werden kann, werden im Schloss vis-a-vis Führungen durch den im Umbau befindlichen Südflügel sowie die Bewirtung durch die Interessengemeinschaft angeboten.

Keine Kulturdenkmale im engeren Sinne, allerdings lohnenswerte Ziele für einen Besuch sind die Bahnwerkstatt der IG Hirzbergbahn in Georgenthal, die von 10 bis 18 Uhr stündlich mit Führungen aufwartet, oder aber die „Verrückte Schule“ im Tabarzer Ortsteil Cabarz, die von 14 bis 18 Uhr zum Museumsfest lockt.

Foto: Rund 12 Meter misst das Modell des einstigen Truppenlagers von Ohrdruf, das künftig Ostflügel des Schlosses Ehrenstein ausgestellt werden wird. Peter Cramer von der IG Schloss Ehrenstein zeigt die Miniatur der Kaiservilla, dem letzten erhaltenen Gebäude jener Epoche. Zum Tag des offenen Denkmals können Besucher Ohrdrufer Schlosses schon einmal die neuen Räume im Ostflügel in Augenschein nehmen, wenngleich die Modellstadt selbst bis dahin noch nicht zu sehen ist. Bis Jahresende soll es aber so weit sein.

H&H Makler