„Auf die Lehrer kommt es an“

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„Ich war gerne Lehrerin“, sagt Prof. Dr. Iris Winkler von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Die neue Lehrstuhlinhaberin für Fachdidaktik Deutsch gibt aber zu, dass es nicht das Studium, „sondern das Referendariat war, das mich für die Schule gewonnen hat“. Das will die aus Amberg stammende Wissenschaftlerin ändern: Bereits in der universitären Ausbildung sollen die Studierenden den Reiz und die Anforderungen des Lehrerberufs kennenlernen. Das Jenaer Modell der Lehrerbildung mit seinem frühen Praxissemester sei ein guter Ansatz, sagt Winkler, und ein Grund, warum sie die Uni Oldenburg verlassen hat und dem Ruf aus Jena gefolgt ist.

Um die Lehrerbildung zu verbessern, müsse aber noch viel geforscht werden, ist sich die engagierte Wissenschaftlerin sicher. Bereits in ihrer 2010 abgeschlossenen Habilitation hat Winkler Überzeugungen als Teil der Kompetenz von Deutschlehrkräften untersucht. „Wie sehen aus Sicht der Lehrerinnen und Lehrer gute Lernaufgaben für den Unterricht aus?“, lautete eine Kernfrage – auf die es vielfältige Antworten gibt. Winkler ermittelte beispielsweise, dass die Lehrkräfte in Bezug auf kreative Aufgaben gespalten seien – eine qualitative Bewertung ihres Unterrichts sei daraus allerdings nicht abzuleiten. Eine zentrale Erkenntnis sei aber, so die Wissenschaftlerin, dass Lehrkräfte wichtig für den Lernprozess ihrer Schüler sind. „Lehrkräfte müssen eine kluge didaktische Auswahl treffen“, ist die neue Jenaer Deutschdidaktikerin überzeugt. „Auf die Lehrer kommt es an“.
Und so sieht Prof. Winkler auch eine ihrer großen Aufgaben darin, die professionelle Kompetenz von Deutschlehrkräften zu stärken. „Was für Aufgaben werden eigentlich im Unterricht eingesetzt?“, heißt eine Frage, die sie in einem neuen Forschungsprojekt zur Qualitätsentwicklung von Unterricht erforschen will. Die Förderung von lese- und literarischer Kompetenz ist ein weiteres Forschungsthema. Argumentierendes Schreiben im Deutschunterricht hat Iris Winkler bereits in ihrer 2002 in Jena abgeschlossenen Promotion untersucht.
Ihre Forschung betreibt die heute 44-Jährige in vergleichender, gerne grenzüberschreitender Perspektive. Daher untersucht sie u. a. zusammen mit einer Mathematikdidaktikerin die Frage, inwieweit ein fächervergleichender Blickwinkel im Lehramtsstudium die Qualität fachdidaktischer Argumentationen von angehenden Deutsch- und Mathematiklehrkräften beeinflusst. Und sie analysiert in komparatistischer Perspektive die Förderung von Lesekompetenz bei 10-Jährigen in Deutschland und Finnland. Die Länder haben ähnliche curriculare Vorgaben, setzen aber sehr unterschiedliche Lehrbücher im Unterricht ein. „Ich mag andere Perspektiven, auch aus anderen Fachdidaktiken“, betont Prof. Winkler, die bereits zum Direktorium des Didaktikzentrums der Universität Jena gehört.
Von hier aus will sie die Lehramtsausbildung mit weiterentwickeln. Denn Lehrerinnen und Lehrer können nur gut werden, wenn sie auch angemessen ausgebildet werden. Daher ist Prof. Winkler der Kontakt zu ihren Studierenden so wichtig. „Ich lerne gerne mit und von meinen Studierenden“, sagt sie und lädt schon auf ihrer Homepage „meine Studierenden nachdrücklich dazu ein, kritische Fragen zu stellen, mutig weiterzudenken und eigene Forschungsideen zu entwickeln“ – Engagement, Selbstständigkeit und ein eigener Kopf als Grundlage für gute Lehrerinnen und Lehrer.

Kontakt:
Prof. Dr. Iris Winkler
Institut für Germanistische Literaturwissenschaft der Universität Jena
Fürstengraben 18
07743 Jena
Tel.: 03641 / 944280
E-Mail: iris.winkler@uni-jena.de

Anbei ein Bild:
Die neue Lehrstuhlinhaberin für Fachdidaktik Deutsch der Friedrich-Schiller-Universität Jena Prof. Dr. Iris Winkler.
(Foto: Anne Günther/FSU)