Auf einen Blick: Die Oettinger Rockets in der Messehalle Erfurt

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Die Oettinger Rockets Gotha tragen ihre Heimspiele in der kommenden Saison in der Messe Erfurt aus. So weit, so gut. Oder doch nicht? Viele Fans haben Bedenken, bezüglich der Identifikation, des Ablaufes und der Preise. Außerdem: Was geschieht mit der Blauen Hölle wie sie heute im Gothaer Osten existiert? Fragen über Fragen. Um diese zu beantworten, gaben Verein und GmbH von Basketball in Gotha sowie die Messe Erfurt GmbH heute Vormittag eine gmeinsame Pressekonferenz im Messe-Restaurant „Cube“. Oscar am Freitag-Reporter Max Meß war vor Ort. Das Wichtigste vorneweg; auch in der neuen Spielstätte kommt das Bier aus dem Oettinger-Fass.

 

Die Gesprächspartner wirken souverän und freundlich zugleich und halten sich nicht lange mit eigenen Worten auf. Stattdessen leiten sie schnell die Fragerunde ein. Sie sind Peter Sturmhöfel vom Vereins-Vorstand, Astrid Kollmar als BiG-Präsidentin, Messe-Chef Wieland Kniffka sowie Björn Snater, Geschäftsführer der BiG-GmbH und deren Geschäftsstellenleiter Thomas Fleddermann (alle im Bild unten von links nach rechts. Fotos (3): Max Meß).

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Der Hauptgrund für den „Höllenumzug“ ist laut Astrid Kollmar, dass die Blaue Hölle in Gothas Kindleber Straße an kapazitive und bauliche Grenzen stößt. Wie auch Chris Ensminger als Head-Coach der Rockets immer sagt: „Es ist halt nur ein Zelt.“ Kollmar untermauert ihre Ansicht: „Mein Mann hat die Blaue Hölle für zwei Jahre ausgelegt. Momentan befinden wir uns bereits in der vierten Saison.“ Auch energie-technisch sei die im Vorhinein als zeitliche Lösung festgelegte Spielstätte alles andere als wirtschaftlich. Es steht fest: Das Zelt kommt weg.

 

Wenn nun die Blaue Hölle nicht als Spielort in der Saison 16/17 genutzt werden kann und keine neue Halle in Gotha steht, ist der Umzug in die Messehalle nur logisch. Wohin denn sonst?

 

Einen Hallen-Neubau gibt es bisher nicht, da sich die Stadt finanziell nicht mit dem Verein beziehungsweise der GmbH einigen konnte. Kurz gesagt: Keiner will (und/oder kann) die Halle selbst bezahlen. Auf welche prozentuale Verhältnisse sich der Verein einlassen würde, ließ Astrid Kollmar offen. Wie sie sagt, habe ihr Oberbürgermeister Knut Kreuch versichert, dass er die Umzugs-Entscheidung nachvollziehen kann.

 

Wie auch vor dem ersten Playoff-Spiel gegen die Hamburg Towers erinnert sie an den damaligen Umzug von der Ernestiner Sporthalle in die Kindleber Straße. Auch da seien die Ängste groß gewesen. Sie hofft, dass die Oettinger Rockets immer in einer Blauen Hölle spielen – unabhängig von der Hülle drumherum. Außerdem bleiben die Gothaer Spieler Gothaer. Trainieren, wohnen, leben werden sie weiterhin in der Residenzstadt.

 

Nach alternativen Trainingsstätten und Spielorten für andere Mannschaften, wie beispielsweise das JBBL-Team, schaut sich der Verein derzeit in Gotha um. Dabei ist das Wort „Ernestinum“ als eventuelle Lösung gefallen.

 

Zur Messehalle Erfurt: Sie hat bereits Erfahrung mit sportlichen Events. Fußball, Snooker, Boxen und eben auch Basketball gab es dort schon, wie Geschäftsführer Kniffka gemeinsam mit den Medienvertretern im „Cube“ zusammenträgt. Er freut sich nicht nur sportlich auf die Spiele in Erfurts Süd-Westen: „Das ist eine Möglichkeit, ein ganz anderes Publikum für den Standort Messe zu gewinnen.“

 

Dieses Publikum kann in Scharen von bis zu 3.600 zum Gothaer „Heimspiel“ nach Erfurt kommen. Was paradox klingt, prangern einige Gothaer Fans natürlich an. Ob sie trotzdem kommen – und ob Erfurter eine Gothaer Mannschaft anfeuern werden – bleibt abzuwarten beziehungsweise zu hoffen. Für Letzteres soll Werbung in der Landeshauptstadt sorgen und zu Ersterem sagt die Vereinspräsidentin: „Nicht alle sind glücklich darüber, das weiß ich und kann es verstehen. Doch ich bekomme auch viele E-Mails von Fans, dass sie uns trotzdem unterstützen werden.“

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Ein Argument dafür sind die gleichbleibenden Eintrittspreise. „Der günstigste Sitzplatz kostet 10 Euro und das soll auch so bleiben“, sind sich Kollmar und Geschäftsstellenleiter Thomas Fleddermann einig. Auch die Dauerkarte wird nicht teurer. Ausnahme: In der größeren Halle gibt es mehr Platz und damit verschiedene Kategorien. Zumindest die Abstufungen der Sitzplatz- und somit auch Preiskategorien müssen noch überdacht werden. Prinzipiell gilt aber: Die preisliche Unterkante wird nicht erhöht.

 

Auch über die An- und Abreise machen sich die Verantwortlichen Gedanken. Fleddermann: „Es wird definitiv einen Shuttle geben. Darüber sprechen wir gerade mit unserem Bus-Partner Wollschläger. Wie das genau funktionieren wird, können wir also nicht sagen.“ Weiterhin ist noch ungeklärt, ob oder wie viel das Parken kosten wird. „Maximal aber 2 Euro“, verspricht Astrid Kollmar. Über die Bierpreise sind die Anwesenden ebenfalls noch im Unklaren. Auch bei diesem sensiblen Thema, wie Kollmar weiß, besänftigt sie: „Wenn es teurer wird, dann nicht wesentlich.“

 

Zwar rechnen die BiG-Vertreter mit einem sportlichen und wirtschaftlichen Gewinn, doch auch sie müssen investieren. Denn allein das auf- und abbaubare Klickparkett solle zwischen 40.000 und 50.000 Euro kosten, wie Thomas Fleddermann und Björn Snater nach kurzer Besprechung verraten.

 

Finanziell eröffnet sich durch die verlegte Heimspielstätte ein neues Feld, nicht nur was die Kapazität der Halle betrifft, auch bezüglich potenzieller Sponsoren aus Erfurt. Übrigens, die Gothaer Sponsoren reagieren auf den Umzug laut Thomas Fleddermann „durch die Bank weg positiv“. Die Nachfrage, ob Gothaer Sponsoren genau aus dem Umzugs-Grund abgesprungen sind, verneint er und hängt an: „Fluktuation gibt es allerdings immer.“

 

Ein sportlicher Wermutstropfen ist, dass es in diesem Jahr keinen PreSeason-Cup in der bekannten Form geben wird. Freundschaftsspiele in der Messehalle während der Off-Season sind möglich, aber noch nicht druckreif. So werden die Fans – die mit der „Entscheidung Messe“ einverstanden sind, oder die zumindest über ihren eigenen Schatten springen können, um ihr Team anzufeuern – die Rockets mit Sicherheit erst Ende September oder Anfang Oktober zum Heimspiel sehen. Das entscheidet die Liga.

 

Wichtig: Die Messe Erfurt als Heimspielstätte ist – Stand heute – keine Dauerlösung. Der Vertrag geht über die kommende Saison mit Option auf Verlängerung. Ein Hallen-Neubau in Gotha ist nicht vom Tisch!

 

Einige Entscheidungen sind also noch offen, die Messe ist sozusagen noch nicht ganz gelesen, doch fest steht: Head-Coach Ensminger bleibt und Publikumsliebling Max DiLeo, Gerard Gomila sowie Dilhan Durant, allesamt mit deutschem Pass, spielen in der kommenden Saison als Oettinger Rocktes Gotha in der Messehalle Erfurt. Klingt komisch, ist aber so. Eine weitere wichtige Personalie ist ebenso gesichert: Höllenwart und Sympathieträger Bernd Börmel ist auch weiterhin für die Belange der Oettinger Rockets da.