Aufholjagd mit Happy End der Oettinger Rockets

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Es gibt Basketball-Spiele, die sich jedem, der live dabei gewesen ist, unwiderruflich ins Gedächtnis brennen. In diese Kategorie fällt das Höllen-Spektakel zwischen den Oettinger Rockets und rent4office Nürnberg. Deshalb wiederholte Gothas Head Coach Chris Ensminger gestern noch lange nach der Schlusssirene immer wieder dieses eine Wort: „Unbelievable!“

In der Tat war das, was den 1660 Zuschauern gestern geboten wurde, unglaublich. Denn die Rockets drehten mit einem überragenden Schlussviertel (34:8) eine Partie, in der zwischenzeitlich wohl nur kühne Optimisten noch auf einen Sieg der Heimmannschaft gewettet hätten. Doch die Gothaer schafften das, was viele für ein Ding der Unmöglichkeit hielten: Sie holten im vierten Durchgang einen 17-Punkte-Rückstand auf und behielten schlussendlich mit 82:73 (32:38) die Oberhand. Kein Wunder also, dass die „Blaue Hölle“ bebte wie selten zuvor. Die Fans waren außer Rand und Band und restlos „BiGeistert“ von einer packenden Partie, die alles bot, was ein Spiel zu einem unvergesslichen Happening werden lässt: inklusive Happy End.

Folglich sind die Rockets in der „Blauen Hölle“ seit fünf Begegnungen ungeschlagen. Zudem haben sie nun erstmals in dieser Saison drei Siege in Folge gelandet. Deshalb kletterten sie gestern in der Tabelle auf Platz 3. Das ist die beste Platzierung seit dem Aufstieg in die 2. Basketball-Bundesliga ProA im Jahr 2012.

Es war also zweifellos ein historischer Erfolg, der gestern gefeiert werden konnte. Auch  deshalb, weil sich die Trainer beider Teams nicht daran erinnern konnten, jemals ein so verrücktes Spiel erlebt zu haben. „Glückwunsch an Chris und seine Mannschaft, Respekt für diese Leistung! Die Rockets haben sich, getragen vom fantastischen Publikum, großartig zurückgekämpft und die Unsicherheit ausgenutzt, die mein Team und auch ein paar andere Herren an den Tag gelegt haben. Unterm Strich werde ich mich aber nicht sonderlich grämen, denn das war ein Spiel, das es wohl nur ein einziges Mal im Leben gibt“, sagte Nürnbergs Head Coach Ralph Junge bei der Pressekonferenz nach der Begegnung.

„Dieses Spiel war unglaublich! Wir haben in den ersten drei Vierteln über weite Strecken im Schlafmützen-Modus gespielt, aber Charakter bewiesen und die Partie mit einem grandiosen Finish noch gedreht“, sagte Chris Ensminger, der seine Schützlinge in der Pause vor dem Schlussviertel – beim Stand von 65:48 für Nürnberg – mit recht drastischen Worten an der Ehre packte.

Diese Maßnahme zeigte die gewünschte Wirkung. Zwar gelang den Gästen im vierten Viertel der erste Punkt zum 48:66. Doch dann legten die Gothaer auf dem Parkett mehr als nur einen Zahn zu. In der Folge wurde der Gegner förmlich überrannt. So schmolz der Rückstand wie Butter in der Sonne. Auch, weil bei den Nürnbergern, die sich zuvor von ihrer besten Seite präsentiert und das Spiel klar im Griff hatten, nur noch wenig bis gar nichts mehr lief.

Schließlich war es Albert Kuppe, der sein Team zum zweiten Mal in diesem Spiel (29:28 /16.) mit einem Dreier in Führung brachte (67:66 / 35.). Den Gegenzug der Nürnberger stoppte „AK 47“ mit einem Steal. Den draus resultierenden Angriff schloss Matt Vest mit einem weiteren Dreier ab und verpasste den längst taumelnden Gästen, die nach dem 48:66 insgesamt 24 Gothaer Punkte in Folge kassierten, den Knockout.

Ausschlaggebend für die imposante Wende war eine grandiose Teamleistung, zu der die Rockets vom „sechsten Mann“ gepusht wurden. Als Turm in der Schlacht erwies sich einmal mehr Top-Scorer Will Reinke, der es auf 16 Punkte und 15 Rebounds brachte und somit bereits sein drittes Double-Double in dieser Saison verzeichnete. Ein Lob vom Trainer gab’s auch für Albert Kuppe, der mit drei wichtigen Dreiern glänzte, und Marco Völler, der mit jeder Menge Einsatz überzeugte. Ein Sinnbild dafür war Völlers Steal samt artistischer Rettungsaktion in der 32. Minute, der den Angriff einleitete, den Sebastian Fülle mit einem Dreier zum 56:66 abschloss.

Derweil wirft bereits das nächste Heimspiel seine Schatten voraus. Denn am Samstag, 29. November, gastieren die s.Oliver Baskets aus Würzburg in der „Blauen Hölle“. Im Spiel gegen den Tabellenführer wollen die Rockets ihre Heimserie natürlich fortsetzen und so für eine weitere Duftmarke sorgen.

Vorab müssen die Gothaer allerdings erst bei den Bayer Giants Leverkusen antreten (Sonntag, 23. November / Tip-Off: 18 Uhr). Dort wird der zweite Auswärtserfolg der Saison in Angriff genommen.

Oettinger Rockets Gotha – rent4office Nürnberg 82:73 (32:38)

Viertel: 15:20 / 17:18 / 16:27 / 34:8

Oettinger Rockets Gotha: Guyton (5 Punkte / 3 von 4 Freiwürfen), Fülle (3 / – / 1 Dreier), Hoffmann (2), Harris (11 / 3 von 4), Baker (4 / 2 von 2), Vest (9 / 2 von 2 / 1), Völler (10 / 4 von 5), Reinke (16 / 2 von 2), Lösing (11 / 4 von 4 / 1), Kuppe (11 / – / 3)

rent4office Nürnberg: Pena (15 / 8 von 11 / 1), Hobbs (7 / – / 1), Kuhle, Oehle (6 / 2 von 6), Schröder (5 / – / 1), Young (20 / – / 4), Dillard (5 / 1 von 1), Land, Haukohl (15 / 0 von 2 / 3)

Zweier Gotha: 22 von 48 (46 Prozent)
Zweier Nürnberg: 16 von 38 (42 Prozent)

Dreier Gotha: 6 von 18 (33 Prozent)
Dreier Nürnberg: 10 von 24 (42 Prozent)

Freiwürfe Gotha: 20 von 23 (87 Prozent)
Freiwürfe Nürnberg: 11 von 20 (55 Prozent)

Rebounds Gotha: 46 (14 Offense / 32 Defense)
Rebounds Nürnberg: 31 (7 / 24)
Assists Gotha: 16
Assists Nürnberg: 9
Ballverluste Gotha: 13
Ballverluste Nürnberg: 14
Ballgewinne Gotha: 5
Ballgewinne Nürnberg: 2
Zuschauer: 1660

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