Belehrung eines Besseren

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Sie wollten nicht vermessen sein. Deshalb gab es einige Fans der Oettinger Rockets Gotha, die nach den grandiosen Spielen der zurückliegenden Wochen die Vermutung äußerten: Viel besser geht’s ja eigentlich nicht mehr.

Gestern ließen sich besagte Anhänger mit größtem Vergnügen eines Besseren belehren. Denn zum Auftakt der Playoff-Halbfinalrunde bebte die „Blaue Hölle“ heftiger als je zuvor. Auf der nach oben offenen Skala der „BiGeisterung“ konnte wieder ein neuer Höchstwert abgelesen werden. Auslöser dafür war einmal mehr ein starker Auftritt der Rockets, die das Team der RheinLand Versicherungen Hertener Löwen mit 98:75 (47:39) deutlich bezwangen (Die Gothaer Internetzeitung berichtete). Nun trennt die Gothaer nur noch ein Sieg vom Finale: und vom Aufstieg.

Kein Wunder also, dass sich Head Coach Marko Simic nach dem Spiel vor allem mit dem nächsten Spiel befasste: „Ich bin sehr stolz auf die Jungs. Sie haben eine unglaubliche Leistung gezeigt und dafür gesorgt, dass wir am kommenden Samstag einen Matchball haben. Wenn wir an die starke Leistung von heute anknüpfen, können wir ihn nutzen!“

Die gestrige Partie glich in einigen elementaren Punkten dem Auftaktspiel der Viertelfinal-Serie gegen die ebenfalls hoch gehandelten Spot Up Medien Braunschweig. Auch die Gäste aus Herten mit ihren starken Individualisten konnten eine Halbzeit lang gut mithalten und standen am Ende eindeutig auf verlorenem Posten. Nicht zuletzt, weil sich die Rockets abermals steigern konnten.

Allen voran Marcus Monk. Gothas Mann mit der Nummer null zeigte gegen sein Ex-Team ein überragendes Spiel. Insgesamt stand er knapp 25 Minuten auf dem Feld. In dieser Zeit markierte er 28 Punkte, sicherte elf Rebounds, verwandelte fünf von fünf Freiwürfen, spielte drei Assists und kam letztlich auf einen Effektivitätswert von 42.

Als Schlüssel zum Erfolg machte Marko Simic eine imposante Teamleistung aus. Diese spiegelte sich sowohl in einer starken Defense wider als auch in vielen sehenswerten Offense-Aktionen und den wichtigsten Werten der Statistik. Der deutlichste Beleg: Die Rockets spielten insgesamt 22 Assists – die Löwen kamen lediglich auf fünf.

Für die ersten Punkte der Partie sorgte Albert Kuppe, der zu Beginn kaum zu bremsen war. Er erzielte in zehn Minuten zehn Punkte und hatte somit maßgeblichen Anteil daran, dass seine Mannschaft am Ende des ersten Viertels mit 22:15 vorne lag.  

Zu einem Selbstläufer wurde die Begegnung jedoch nicht. Denn über weite Strecken des zweiten Abschnitts boten die Löwen gut Paroli. Vor allem Zamal Nixon, ProB-Spieler des Monats März, der immer wieder unwiderstehlich zum Korb zog, war in dieser Phase des Öfteren nur durch Fouls zu stoppen. Seine acht Freiwürfe verwandelte er allesamt sicher.

Dennoch gelang es den Gästen im gesamten Spielverlauf kein einziges Mal, selbst in Führung zu gehen. Lediglich kurz vor der Pause erkämpften sie zweimal hintereinander einen Gleichstand (37:37 / 39:39).

Es folgte ein energischer Halbzeit-Endspurt der Rockets mit zwei Dreiern in Folge: Zunächst traf Konstantin Klein (44:39) und kurz darauf Marcus Monk (47:39).

Die zweite Halbzeit begann schließlich wie die erste endete: mit einem Dreier – diesmal traf Albert Kuppe. Er gab somit das Startsignal für das stärkste Viertel. Nun gab’s kein Halten mehr. Die Gothaer bestimmten eindeutig das Geschehen und trafen beinahe aus allen Lebenslagen. Schnell bauten sie den Vorsprung auf 20 Zähler aus (61:41 / 24.). Vor allem David Watson drehte mächtig auf und brachte Herten schier zum Verzweifeln: Er allein markierte innerhalb von sieben Minuten 16 seiner insgesamt 17 Punkte – inklusive drei Dreiern.

Am Ende des dritten Durchgangs stand es 81:57. Die Entscheidung war gefallen. Deutlich wurde das spätestens, als Gäste-Coach Boris Kaminski im Schlussviertel seine bevorzugte Mini-Rotation aufgab und seine Nachwuchsspieler einsetzte. Derweil konnten sich die Rockets lange vor Spielende mit stehenden Ovationen feiern lassen.

Auch wenn’s für den Moment vielleicht schwer vorstellbar scheint, dass der Jubel von gestern noch zu toppen ist: Bereits am nächsten Samstag könnte es eine neuerliche Steigerung geben. Wenn’s gut läuft, wird dann der Aufstieg in die ProA gefeiert.

Oettinger Rockets Gotha: Monk (28 Punkte / 5 von 5 Freiwürfen / 1 Dreier), Roberts (5 / 1 von 3), Jarmusz (5 / – / 1), Schaffartzik (11 / – / 3), Watson (17 / – / 3), Niebuhr (6 / 2 von 4), Kuppe (13 / – / 3), Kreis (2), Baker (6), Klein (5 / – / 1)

Viertel: 22:15 / 25:24 / 34:18 / 17:18

Dreier Gotha: 12 von 25 (56 %) Dreier Herten: 5 von 16 (31 %)

Freiwürfe Gotha: 8 von 12 (67 %) Freiwürfe Herten: 21 von 25 (84 %)

Rebounds Gotha: 38 (13 Offense / 25 Defense) Rebounds Herten: 33 (14 / 19)

Assists Gotha: 22 Assists Herten: 7

Autor: Wolfgang Gleichmar

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