Blasenstein Luthers von 1537 gefunden!

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Die Ausstellung „Märchenschloss Friedenstein – Gotha erzählt“, die am 12. Mai 2012 eröffnet wird, hat sich für die Stiftung Schloss Friedenstein Gotha schon jetzt als Glücksfall erwiesen. Vor kurzem erst wurde im Rahmen der Recherchen für die Präsentation, in der märchenhafte Objekte ihre Geschichte erzählen, ein originales Pilgergewand Kaiser Maximilians I. (1459-1519) entdeckt, das der Kaiser 1512 nachweislich in Echternach getragen hat. Nun kam ein weiteres unglaubliches Exponat zum Vorschein, das in Zusammenhang mit Luther steht und bisher in den naturkundlichen Sammlungen unter anderer Bezeichnung wenig beachtet wurde. Ein neu entdecktes Dokument aus dem Thüringischen Staatsarchiv Gotha und lässt es zum Sensationsfund werden.

Aber zunächst zur Vorgeschichte: Martin Luther hatte eine enge Verbindung zu Gotha. Vermutlich hielt er sich bereits zwischen 1497 und 1505 mehrfach in der Stadt am Fuße der damaligen Burg Grimmenstein auf, wofür es aber keine Nachweise gibt. 1515 wird Luther in Gotha zum Distriktsvikar über zehn Klöster in Sachsen und Thüringen gewählt, ein Amt, das er 1518 niederlegt. 1521 macht er auf dem Wege zum Reichstag in Worms in Gotha Station, wo ihm ein begeisterter Empfang bereitet wird. Auf Bitten seines engen Freundes, des in Gotha tätigen Reformators Myconius, predigt Luther 1529 in der Augustinerkirche. 1537 kommt es zu einem Aufenthalt, der sehr unfreiwillig fast länger ausgefallen wäre als geplant. Auf der Rückkehr von einem Konvent in Schmalkalden wird Luther von einem heftigen Steinleiden befallen. Er begibt sich nach Gotha und liegt todkrank im Gebäude Hauptmarkt 42. Er diktiert Johannes Bugenhagen am 27. Februar sein Testament, wonach er in Gotha begraben will, und empfängt die Absolution durch den aus Wollin stammenden Reformator. Doch Martin Luther erholt sich und kann wohl noch im März seine Reise fortsetzen.

Diese Geschichte ist durch das Testament und Briefe eindeutig belegt. Nicht bekannt war jedoch, dass sich auch der Blasenstein, der Luther fast das Leben gekostet hätte, erhalten ist. Ein bemerkenswert großer Blasenstein aus der Kunstkammer Ernsts des Frommen ist lange bekannt. Ein Eintrag hierzu findet sich im historischen Kunstkammerinventar von 1657, wo jedoch der Bezug zu Luther nicht hergestellt wird. Dieser entscheidende Hinweis findet sich erst auf einem Papier, das im „Geheimen Archiv“ des Thüringischen Staatsarchivs in Gotha aufbewahrt wird und das bei anderweitigen Recherchen im Zusammenhang mit der Biografie Luthers nun entdeckt wurde. Auf diesem Papier ist vor allem der Blasenstein als „Lutherstein“ abgebildet und die Form verweist eindeutig auf den unförmigen Blasenstein aus der Kunstkammer. Man kann sich vorstellen, dass Ernst der Fromme dieses Stück, das in Gotha aufbewahrt wurde, gleichsam als „Reliquie“ für seine Kunstkammer erworben hat. Wieso Stein, Kunstkammereintrag und die Erläuterung separiert wurden, kann heute nicht mehr nachvollzogen werden. In jedem Falle ist damit ein ungewöhnliches Stück Reformationsgeschichte für die Öffentlichkeit wiedergewonnen.

Der „Lutherstein“ und die beiden Dokumente werden bereits ab Sonntag, 1. April 2012, erstmals in einer Sondervitrine im Festsaal für Besucher des Schlossmuseums zugänglich sein. Nähere Ausführungen zu dem Fund wird es im Katalog zur Ausstellung „Märchenschloss Friedenstein – Gotha erzählt“ geben.