Die Erinnerung an die Aufteilung Afrikas wach halten

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Jena (AB) Vom 18. bis 28. Juli hat an der Friedrich-Schiller-Universität Jena die Summer School „Subsaharan Africa between conflict and reconciliation“ stattgefunden. Über 30 meist junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Afrika, aber auch aus allen Teilen der Welt – von Peru bis Japan – nahmen an der Veranstaltung teil, die von der VolkswagenStiftung gefördert wurde.

Ein Thema war die deutsche Kolonialvergangenheit. Daher gehörte ein Tagesausflug nach Berlin zum Programm. Die deutsche Hauptstadt ist für die afrikanischen Teilnehmer noch immer sehr mit der Kongokonferenz verbunden.

Nach dem Besuch des Holocaustmahnmals besuchte der Kurs unter Leitung des Jenaer Theologen Prof. Dr. Martin Leiner auch den Gebäudekomplex, der jetzt an der Stelle des Reichskanzlerpalais‘ in der Wilhelmstraße 77 steht. „Einerseits waren die Teilnehmer von der Bedeutung, die die Hauptstadt der Holocausterinnerung gibt, sehr beeindruckt“, beschreibt der Jenaer Professor für Systematische Theologie. „Andererseits war die Enttäuschung über die fast nicht vorhandene Erinnerung an den Ort der Kongokonferenz groß.“ Da die Entfernung zwischen beiden Orten gering ist, wäre es auch möglich gewesen, so wurde gesagt, darauf hinzuweisen, dass die europäischen Völker ohne den Holocaust wohl nie verstanden hätten, was den Afrikanern in der Kolonialzeit angetan wurde. Diese Verbindung zwischen Kolonialgewalt und Holocaust hat beispielsweise die Philosophin Hannah Arendt, der eine Straße am Holocaustmahnmal gewidmet ist, in ihrem Buch „Ursprünge totalitärer Herrschaft“ gezogen.

Aufgrund der aktuellen Erfahrungen aus der Summer School hat Prof. Leiner den Regierenden Bürgermeister von Berlin angeschrieben und angeregt, „etwas dafür zu tun, dass in der Wilhelmstraße 77 in einer deutlicheren Weise die Erinnerung an die Aufteilung Afrikas unter den europäischen Mächten zur Geltung gebracht wird“.